Aufgebrezelt

von Svenja Penzel

Svenjas ZeugDas letzte Mal, dass ich ein elegantes bodenlanges Kleid trug, war bei meiner Hochzeit vor 15 Jahren. Nun gibt es wieder einen Anlass, sich richtig schick zu machen: Marco und ich sind auf einem Galaabend in der Hauptstadt eingeladen. Was das ist und was man da anzieht, muss ich erst einmal googeln. In meinem Schrank hängen nur ein paar luftige Sommerkleider. Defintiv ungeeignet. Also auf in die Stadt und ins Modehaus. Als Beraterin habe ich meine 13-jährige Tochter dabei. Wir gehen die Reihen und Ständer mit festlicher Abendgarderobe auf und ab, und ich bin ratlos. Was könnte mir denn stehen und was soll ich in die Kabine mitnehmen? Noch bevor sich eine Verkäuferin zeigt, hat meine Tochter drei Kleider geschnappt und meint nur: „Zieh die mal an!“ Manchmal ist es gut, wenn jemand die Initiative ergreift. Und tatsächlich: schon das zweite ist es. Ein Traum in Nachtblau, rückenfrei, mit glitzernder Corsage. Die Verkäuferin kann nur noch anerkennend nicken. Hey, das fühlt sich gut an! Kurz darauf bin ich auch stolze Besitzerin einer Clutch und erstehe noch Pumps und Strass-Ohrringe. Der große Abend kann kommen.

Zwei Wochen später. Die Tagung liegt hinter uns. Es wird Nacht in Berlin. Marco und ich machen uns im Hotelzimmer schick, ich binde ihm die Fliege um – er schaut blendend aus. Nun schlüpfe ich in meinen Traum in Nachtblau. Ein Bus bringt uns zum Ort der Feier. Es ist – pompös. Glamourös. Aufregend schön. Das haben die Organisatoren unserer AER Reisekooperation gut hingekriegt. Hauptsponsor des Abends ist eine große Fluggesellschaft. Die hat eine Werbewand aufgestellt, wie man sie aus der Champions League oder von Filmfestivals kennt. Zwei hübsche Damen in Flugbegleiter-Uniform posieren hier gern für ein Foto. Wir auch. Das Ergebnis schicken wir per WhatsApp an die Freunde im Vogtland. Mit Erklärung, wer wer ist auf dem Bild, damit ja keine Missverständnisse entstehen. Und weil es so schön ist, sich schön zu machen, sinniere ich den ganzen Abend, wann denn die nächste Gelegenheit dazu sein könnte. Es soll ja nicht noch einmal 15 Jahre dauern!

ein Kommentar

Bente Seidel

09.10.2018 um 11:58

Deine Tochter (meine Cousine) hat Geschmack! Tolles Bild, liebe Grüße von Bente