The Crossing
Einsam führt die Straße stetig nach Norden. Die Cedarberge liegen hinter uns, Kapstadt noch weiter zurück. Die Landschaft wird mehr und mehr wüstenhaft, rau und wild. Flache Tafelberge ziehen vorbei, im blauen Dunst dahinter schimmern weitere Hügelketten, ansonsten ganz viel Nichts. In unserem Iveco Kleinbus sitzen elf Reisegäste aus der ganzen Welt, darunter meine Schwester und ich. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Bis auf das Fahrgeräusch ist es still im Wagen. In das andächtige Schweigen hinein klingt plötzlich ein Lied. Unser Tourguide hat eine Kassette eingeschoben. Die Musik ist mir unbekannt, aber sie trifft mich sofort ins Herz. Osiyeza, osiyeza, sizofika webaba noma, singt Johnny Clegg. Es ist 1996, ich bin Mitte 20, das Jahr hat meinem Leben die Richtung vorgegeben. Das Lied heißt „The Crossing“. Als ob es ein Fingerzeig wäre.
Damals wusste ich nichts von diesem Sänger, seiner Geschichte, seinen Liedern und seiner Strahlkraft für die Menschen Südafrikas. Am Ende dieser Reise kaufe ich mir das Album „In My African Dream“. Die Musik läuft rauf und runter und lässt mich nicht los. Als ich dann nach Südafrika ziehe und drei Jahre bleibe, fange ich an zu verstehen.
Johnny Clegg, gebürtiger Brite, kam als Kind nach Afrika. Er wächst mit den Ndebele in Simbabwe und den Zulus in Südafrika auf. Er lernt deren Sprache und Musik und gründet mitten in der Apartheid eine multi-ethnische Band. Er zeigt den Südafrikanern in ihren dunkelsten Zeiten, wie Musik eine Brücke zwischen Menschen verschiedener Farben und Kulturen schlägt. Seine Lieder erzählen von Problemen, Hoffnungen und Träumen der Menschen und von der Schönheit Afrikas. Der großartige Musiker berührt die Menschen und füllt Konzerthallen nicht nur in Südafrika, sondern weltweit. Die Südafrikaner verehren ihn als Helden.
Johnny Clegg starb Mitte Juli 2019 in Johannesburg an Krebs. Noch während seiner mehrjährigen Erkrankung unternahm er seine Konzerttournee „The Final Journey“. Er wurde 66 Jahre alt.
Mit der Musik von „The Crossing“ im Kopf verneige ich mich vor diesem Menschen, der auch für mich eine Inspiration ist und der Teil meines eigenen „African Dream“ geworden ist, den ich heute lebe. Jonny Cleggs Musik wird bleiben.
Svenjas Zeug
- Auf und ab
- Stille Zeit?
- Frisch gebacken
- The Crossing
- Ein Abwasch!
- Eine Frage der Perspektive
- Aufgebrezelt
- Verloren und gewonnen
- Stille
- Drei schwere Nüsse
- Angestachelt
- Erntezeit
- Wir blicken's nicht
- Gruseln im Dreivierteltakt
- Mit eigenen Augen
- Schweinerei
- Schuh-Parade
- Schnappschüsse
- Tatort Sofa
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