Svenja gründete 2001 Outback Africa Erlebnisreisen, nachdem sie mehrere Jahre in Südafrika gelebt, ein Safariunternehmen mit aufgebaut und Campingtouren durch die Länder des südlichen Afrika begleitet hatte. Svenja ist Geschäftsführerin und Safari-Beraterin insbesondere für Privatreisen und Flugsafaris. Zu ihren Lieblingszielen gehören Malawi, Kenia und Tansania.
Wir hätten es kommen sehen müssen. Die Anzeichen waren ja schon da. Die heruntergefallenen Pflaumen unterm Pflaumenbaum – eines Morgens einfach verschwunden. Ebenso die Falläpfel. Die kleinen aufgescharrten Stellen im Rasen. Wir haben es gesehen, aber nicht gehandelt. Die Klagen der Bekannten aus dem Dorf, die es schon getroffen hatte, die noch näher am Waldrand wohnen – ignoriert, verdrängt. Und dann war es zu spät.
Eines sonnig-warmen Herbstmorgens, gleich nach dem Aufstehen, fällt mein Blick durchs Schlafzimmerfenster in den Garten. Und mir stockt der Atem. Jetzt hat es uns also auch erwischt, aber so richtig. Die Schweine waren da. Was ich in diesem Moment noch nicht wusste: Ich hatte erst einen Teil des Schadens gesehen. Der Blick aus einem anderen Fenster zeigt das Ausmaß der Verwüstung erst richtig.
Weite Teile unseres Gartens gleichen einem frisch umgegrabenen Kartoffelacker. Quadratmeterweise hat die Rotte in der Nacht ganze Arbeit geleistet und das Innere der Grasdecke nach außen gekehrt. Ich habe eine Stinkwut im Bauch. Noch im Schlafanzug gehe ich in den Garten, um mir die Sache genauer anzusehen. Es sieht wüst aus. Selbst an unserem Wäscheplatz und an der Schaukel, nur wenige Meter von der Hauswand entfernt, haben sich die Sauviecher ausgelassen.
„Mit seiner Wühltätigkeit leistet das Wildschwein einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des Ökosystems Wald, denn es frisst viele Schädlinge und darüber hinaus gedeihen junge Bäume in dem aufgelockerten Boden besonders gut.“, so die Fachliteratur. Na super, wir könnten eine private Baumschule eröffnen. Ich weiß nicht, ob ich weinen oder schreien soll. Der Rasen sieht aus wie eine offene Wunde. Hilflos stehe ich eine Weile in der Morgensonne, dann hocke ich mich hin und drehe ein abgerissenes Stück Rasen herum. Dann das nächste. Bei manchen sieht man genau, wo es vorher war, bei anderen muss man die richtige Stelle suchen und herumprobieren. Ein bisschen wie ein Puzzlespiel. Manchmal fehlt ein Teil, woanders bleibt eins übrig. Die ganze Zeit stelle ich mir vor, wie die Schweine hier „die Sau rausgelassen“ haben. Und es macht mich rasend. Ich will die Viecher gegrillt am Spieß, mit Sauce auf meinem Teller, und es ist mir sowas von egal, ob sie vielleicht ein paar Becquerel zuviel haben. Später kommt Marco mit raus und hilft mir, den Rasen zu verarzten. Gemeinsam geht es besser, und am Nachmittag des Folgetages haben wir den Schaden behoben. An diesem Tag entwirft Marco einen Steckbrief.
Leider sind Schweine schlau. Und unser Garten ist schlecht abzuriegeln. Wie versuchen es mit der chemischen Keule, einem so genannten „Verbrämungsmittel“. Eine Woche geht alles gut, dann sind sie wieder da und reißen an anderer Stelle den Rasen auf. Die Wut weicht der Resignation. Also doch Baumschule? Es bleibt die Hoffnung auf einen frühen Winter mit geschlossener Schneedecke und fest gefrorenem Boden. Aber heimlich träume ich von Fallgruben, Selbstschussanlagen und Wildschweinmedaillons in Rotweinsauce.
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Barbara
09.11.2016 um 14:02
Wie sagte doch der Ranger in USA, als wir ängstlich wegen dem Schwarzbären fragten, der grade durch den Campingplatz gerannt war: "Die Bären sind absolut kein Problem, aber von den Wildschweinen in Deutschland hab ich schon schlimme Geschichten gehört!"
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