Svenja gründete 2001 Outback Africa Erlebnisreisen, nachdem sie mehrere Jahre in Südafrika gelebt, ein Safariunternehmen mit aufgebaut und Campingtouren durch die Länder des südlichen Afrika begleitet hatte. Svenja ist Geschäftsführerin und Safari-Beraterin insbesondere für Privatreisen und Flugsafaris. Zu ihren Lieblingszielen gehören Malawi, Kenia und Tansania.
„Time and silence are the two most luxurious things today”, las ich vor einiger Zeit in einem Hochglanzmagazin. Ein Zitat des Modedesigners und Filmregisseurs Tom Ford. Der Satz hat mich nachdenklich gemacht. Natürlich hätte man immer gern mehr Zeit, oft genug läuft sie einem davon. Zeit für sich selbst und die schönen Dinge des Lebens ist wirklich ein Luxus heutzutage. Und Stille? Absolute Stille? Viele Menschen, vor allem in den Großstädten, haben sie nie erlebt. Wann ist es hier bei uns in Deutschland eigentlich wirklich still? Selbst bei uns auf dem Land ist draußen immer etwas zu hören, und wenn es irgendein Flugzeug weit über uns ist.
Umso faszinierter war ich, als ich das erste Mal in Afrika die absolute Stille erlebte. Das ist nun schon über 20 Jahre her. Ich stieg mit meiner Reisegruppe in den Fish River Canyon in Namibia hinab, was damals noch als Tagestour von Hobas aus erlaubt war. Auf dem anstrengenden Rückweg ließ ich mir Zeit und fiel weit hinter die anderen zurück. Als ich wieder einmal innehielt, um zu verschnaufen, merkte ich es. Es war nichts zu hören. Kein Windhauch, kein Vogel. Eine geradezu hohle, bizarre und unendlich faszinierende Stille, also ob die Zeit stehenbleibt. Der Moment hat sich mir tief eingeprägt. Im Laufe meiner drei Jahre in Afrika fand ich mehr solche Stellen und habe sie ganz bewusst aufgesucht. Vielleicht liegt das ja in meiner Familie. Einmal war mein Vater auf einer unserer Reisen dabei, die zu den Salzpfannen bei Nata in Botswana führte. Die Pfannen waren zu dieser Jahreszeit trocken, sie erstreckten sich vor uns als schier unendliche graue Ebene bis zum Horizont. Wir liefen alle los, jeder in seinem Tempo und in seine eigene Richtung. Verlaufen konnte man sich ja nicht. Als es dämmerte, waren die meisten wieder am Fahrzeug angekommen, nur mein Vater fehlte noch. Bald sahen wir ihn als kleinen Punkt herankommen, es dauerte lange, bis er uns wieder erreicht hatte. Im letzten Abendlicht glänzten Tränen in seinen Augen, als er mit gerührter Stimme sagte: „Es ist so still!“.
Viele Jahre und viele Afrikareisen später hat sich diese Faszination zu einer etwas wehmütigen Erinnerung gewandelt. Die Orte der Stille sind weniger geworden, man findet sie kaum noch. Dass ich sie erleben durfte, ist ein Privileg. Tom Ford hat Recht. Und ich werde weiter nach solchen Stellen und Momenten suchen. Wenn Sie, liebe Leser, in Afrika Orte der absoluten Stille in der Natur gefunden haben, interessiert mich das sehr. Schreiben Sie mir!
2 Kommentare
Katharina van den Hooven
04.03.2018 um 15:33
Liebe Svenja, nichts zu hören oder nichts zu riechen ist irgendwie ähnlich, oder? Als Du den Fish River Canyon erwähntest, den wir letztes Jahr besucht haben, ist mir wieder eingefallen, dass es dort nach absolut nichts roch. Nicht nach Staub, Tieren, Pooh, Blumen, Wasser - nach nichts. Vielleicht riechen Steine so - nach nichts halt. In unserer Zeit nichts zu riechen finde ich auch schon ungewöhnlich. Das hat mich sehr erstaunt. Aber was an Afrika ist eigentlich nicht erstaunlich… In diesem Sinne - auf bald! Ich würde gerne mal testen, ob es auf der Insel im Malawisee auch absolut still sein kann ;-))
Antwort von Outback-Africa
Liebe Katharina, danke für den tollen Kommentar, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich bin eingentlich ein Geruchsmensch und bestimmte Gerüche bringen oft Erinnerungen zutage. Aber ich habe mir bisher noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es ist, nichts zu riechen. Werde das auf jeden Fall bei meinem nächsten Afrikatrip ausprobieren. Liebe Grüße!
Ulrich Köhler
18.02.2018 um 19:29
Mein Geheimtipp (aber wirklich nur gaaanz geheim!): Mirabib, in der Namib. Ein großer Felsen, um den im Abstand von mehreren hundert Metern ein paar Stellplätze angelegt sind. Dort ein Lagerfeuer, eine Flasche Wein, besser geht es nicht. Und wenn du außer dem Feuer noch was hörst, ist es der Tinnitus. Wichtig: Permit bei der Nationalparkverwaltung in Swakopmund holen!
Antwort von Outback-Africa
Wooow, danke Ulrich! Das klingt super. Diesen ganz geheimen Tipp werde ich mir gut merken, Namibia lockt mich eh schon wieder, die letzte Reise dorthin liegt viele Jahre zurück.
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