Auf Pirschfahrt - Zebras

von Susanne Schlesinger

In unserer neuen Reihe Auf Pirschfahrt stellen wir die beliebtesten und meistfotografierten Tiere Afrikas vor. Wir haben interessante Fakten zusammengestellt, mit denen man bei der nächsten Pirschfahrt garantiert auch die Mitreisenden oder vielleicht sogar den Guide beeindrucken kann. Den Anfang machen die Zebras.

Die pferdeartigen Huftiere sind neben den verschiedenen Antilopenarten in den Savannen des südlichen und östlichen Afrikas weit verbreitet, vor allem in der Serengeti, Massai Mara und Botswana finden sich große Herden. Teilweise wurden sie in anderen Ländern, z.B. in Malawi, auch angesiedelt. Da sie recht anspruchslos sind, kommen sie in verschiedenen Umgebungen gut zurecht.

Doch nicht nur ihre auffälligen Streifen, die von Zeit zu Zeit auch die menschliche Modewelt wieder erobern, machen Zebras im Tierreich eher ungewöhnlich.

Das Wort Zebra stammt aus einem afrikanischen Wort, das sich durch portugiesche Spracheinflüsse zu Zevra und später zum heutigen Wort Zebra entwickelt hat. In Damarasprache nennt man es !oareb (das Ausrufezeichen ist der Klicklaut), im Oshiwambo heißt es ongolo.
 

Zebraarten

Es gibt drei verschiedene Zebraarten – Grevy-Zebras (benannt nach dem französischen Präsidenten Grévy), Steppenzebras (auch Plainzebra genannt) und Bergzebras. Bergzebras lassen sich wiederum in zwei weitere Unterarten, das Hartmann-Zebra und das Kap-Bergzebra, unterteilen.

Das Aussehen der einzelnen Arten ist sehr ähnlich. Die anatomischen Unterschiede, z.B. die Größe der Hufe und die Wamme der Bergzebras, haben sich eher durch Umwelteinflüsse und Nahrungsangebot als durch genetische Mutation entwickelt. Interessant dabei ist, dass der Ursprung aus zwei verschiedenen Wildeselarten stammt, dem afrikanischen und dem asiatischen, die sich erstaunlich ähnlich weiterentwickelten.

Steppenzebras sind in den offenen Graslandschaften überall im südlichen Afrika anzutreffen.
Die größte Population pro Quadratkilometer lebt im Etoscha Nationalpark. Sie wird auf ca. 13000 Tiere geschätzt. In den Savannen Tansanias und Kenias und den botswanischen Trockengebieten sind ebenfalls sehr viele Zebras zu finden, die sich jedoch auf größere Flächen verteilen.

Die selteneren Bergzebras kommen nur in vereinzelten Gebieten vor (Kap-Bergzebras in den Kapregionen Südafrikas, Hartmann-Zebras in den Wüstenbergregionen Namibias). Grevy-Zebras findet man punktuell nur in Äthiopien und in Kenia. Sie bilden die größte und zugleich seltenste Zebraart und sind vom Aussterben bedroht.
 

Weiß-schwarze oder schwarz-weiße Zebrastreifen?

Die Streifen der Zebras sind konvergent entstanden, haben sich also aus bereits vorhandenen Fellmusterungen der Ursprungstiere einfach weiter ausgeprägt. Was sich die Natur dabei gedacht hat, ist nicht eindeutig geklärt. Man nimmt an, dass die unterschiedlichen Streifen einer Herde das Erkennen einzelner Tiere für Angreifer schwerer machen soll. In der flirrenden Hitze dienen sie auch als Tarnung. Eine andere Theorie besagt, dass Tsetsefliegen bei den starken Hell-Dunkel-Kontrasten keine geeignete Landefläche erkennen können.

Übrigens sind Zebras immer weiß-schwarz und nie schwarz-weiß. Viele Steppenzebras haben zwischen den weit auseinanderstehenden schwarzen Streifen, die bis unter den Bauch reichen, braune Schattenstreifen. Bei Bergzebras sind die schwarzen Streifen wesentlich enger platziert und enden oberhalb des Bauches. Grevy-Zebras haben sehr dichte, feine Streifen, die ebenfalls oberhalb des Bauches enden. Jedes Zebra hat ein eigenes Streifenmuster, dass sich aus der Streifung der Eltern entwickelt.

Sie ist so individuell, dass in Kenia rund um den Mt. Meru die Population der Grevy-Zebras mithilfe von Fotos der rechten Körperseite und einer speziellen Software gezählt wird. Die Streifen funktionieren dabei wie ein Strichcode auf einem Produkt oder wie ein Fingerabdruck.
 

Eine weitere Zebraart, das Quagga, gilt als ausgestorben und war nur am Kopf und Hals gestreift. Die Spezies wurde im 19.Jahrhundert ausgerottet, es existieren aber noch Jagdtrophäen und Zeichnungen. Wissenschaftler vermuten, dass die Quagga-Gene noch in einigen Zebras vorhanden sind und sich wieder zeigen, wenn sich durch einen glücklichen Zufall die passenden Erbgutträger-Zebras paaren.

Zebras leben in Herden zusammen, die aus einem Leithengst und mehreren Stuten sowie dem Nachwuchs bestehen. Die Fohlen werden nach 12-monatiger Trächtigkeit geboren. Paarung und Geburt finden zu Zeiten großen Futterangebotes statt. Junge Hengste bilden manchmal Gruppen und messen ihre Kräfte. Der Leithengst einer Herde muss sich immer wieder der Herausforderung durch junge Hengste stellen. Kämpfe finden mit Kopfstößen, Huftritten und Bissen statt, nicht selten sieht man Zebras mit abgebissenem Schwanzende oder Narben. Im Gegensatz zu Pferden oder Eseln wiehern oder "ia-en" Zebras nicht. Sie stoßen schrill klingende Schreie aus, die wie "Quagga" klingen, daher der ursprüngliche Name.

Aufgrund des täglichen Wasserbedarfes sind Zebraherden zur Wanderung gezwungen. Sie ziehen häufig mit Gnus und Antilopenarten auf Wanderschaft umher (z.B. während der großen Tierwanderung). In Botswana gibt es im Mai eine regelrechte Zebrawanderung. Bergzebras halten sich häufig an einem Ort auf, wo es ganzjährig Wasser gibt. Ob ein Tier gesund ist, lässt sich übrigens an der Mähne erkennen - steht diese, dann geht es dem Tier gut, hängt diese schlaff zur Seite, ist das Tier krank.

Im Etoscha Nationalpark sterben jedes Jahr einige Zebras an Milzbrand (Antrax). Die dort lebenden Gnus tragen die Krankheit auch in sich, jedoch bricht sie bei dieser Tierart nicht aus.

Zebras lassen sich nur sehr schwer domestizieren, da sie von Natur aus als Fluchttiere immer misstrauisch und nervös sind. Sie sind deshalb weder als Zug- noch als Lasttiere zu gebrauchen. Einzige dokumentierte Ausnahme war der englische Baron von Rothschild, der einen Wagen mit vier Zebras anspannen ließ und durch London kutschierte. Auch die Kreuzung von Zebras mit Esel- oder Pferdearten ist erfolglos, offenbar sind die genetischen Merkmale nicht kompatibel.

Einzelne Züchtungen von "Zorses", "Zebrules", "Zedonks" oder "Zebroids" gelangen zwar, jedoch waren die Tiere unfruchtbar und hatten ebenfalls das scheue Temperament des meist eingekreuzten Zebra-Vaters.

Im nächsten Teil unserer Pirschfahrt-Reihe erfahren Sie, warum Giraffen keine schweren Beine bekommen und was sie mit ihrer Zunge alles anstellen können.

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