Auf Pirschfahrt - Löwen

von Susanne Schlesinger

Löwen waren zu allen Zeiten mehr als nur einfache Raubkatzen – sie symbolisieren in fast allen Kulturen Macht und Stärke. Neben Funden der ersten Menschen, die vor 3,5 Millionen Jahren in der Olduvai-Schlucht im heutigen Tansania lebten, wurden auch Knochen gefunden, die denen der Löwen ähnlich sind. Die ägyptische Sphinx ist ein Löwenkörper mit Pharaonengesicht.

In der Bibel werden Löwen im Alten und Neuen Testament erwähnt, der geflügelte Löwe ist das Symbol des Evangelisten Markus. Als Wappentiere kommt der Löwe überhaupt sehr häufig vor - sechs von 16 Bundesländern haben einen Löwen im Landeswappen. Unzählige Königs-, Herzogs- und Ritterwappen schmücken sich ebenfalls damit. Einige Adelige hielten sogar Löwen aus Prestige in ihren Burganlagen. Einen Löwen zu erlegen gilt bis heute bei den Massai als Heldentat und bei Großwildjägern als besondere Trophäe.

Von den starken und eleganten Raubkatzen geht eine Faszination aus, der sich niemand entziehen kann. Löwen sind auf jeder Safari einer der absoluten Höhepunkte und sie gehören zu den „Big Five“.

Dabei ist das Löwenleben weit weniger romantisch, als es Märchen und Geschichten weismachen wollen. Es beginnt irgendwo an einem geschützten Ort, wo die Löwin drei bis vier Jungen nach viermonatiger Tragezeit zur Welt bringt. Die Löwin versteckt die Jungen und kommt erst nach sechs bis acht Wochen wieder zu ihrem Rudel zurück. In den nächsten sechs Monaten werden die Jungtiere nicht nur von ihrer Mutter gesäugt, sondern auch von anderen Weibchen des Rudels, die gemeinsam für die Erziehung zuständig sind. Sind die Jungen größer und kräftiger, nimmt die Mutter sie mit auf längere Märsche und bringt ihnen die Grundregeln des Jagens bei. Dabei findet die natürliche Auslese statt – ist ein Jungtier zu schwach, um mitzuhalten, wird es zurückgelassen und meist Opfer von Raubvögeln und anderen Raubkatzen.

Nach zwei Jahren werden die männlichen Jungtiere vertrieben, die weiblichen bleiben zusammen und bilden Gemeinschaften. Jüngere männliche Löwen greifen häufig ältere Rudelführer an, um ihren Platz einzunehmen. Wird ein älterer Löwe im Kampf besiegt und vertrieben, kann er meist nicht lange allein überleben, da es schwierig ist, große Tiere ohne Hilfe des Rudels zu erlegen. Oft töten die neuen, jungen Rudelführer den Nachwuchs des Vorgängers, um ihre eigenen Gene zur verbreiten.Löwinnen bleiben oft ein Leben lang in dem Rudel, in dem sie geboren wurden. Nach zwei Jahren sind sie ausgewachsen und paarungsbereit. Dabei akzeptieren sie nicht jeden Bewerber, sondern bevorzugen Löwen mit dunkler Mähne, die für viel Potenz spricht. Der Liebesakt ist ebenfalls wenig romantisch, dauert nur wenige Sekunden und wird etliche Male wiederholt.

Weiße Löwen kommen praktisch nur in Zoos oder Zirkussen vor, in der freien Wildbahn haben sie keine Überlebenschance, weil sie sich kaum tarnen können. In Südafrika gibt es im Timbavati-Wildreservat wenige Exemplare. Sie können hier leben, da es keine natürlichen Feinde gibt und Ranger die Tiere beschützen. 

Die Jagd ist eine große Herausforderung für das ganze Rudel. Nicht immer gelingt es, sich unbemerkt an die Beute heranzupirschen. Im Gegensatz zu Geparden können Löwen nicht so schnell wie manche Antilopenart rennen, und ihre Zähne sind auch nicht lang genug, um die dicke Haut von Elefanten oder Flusspferden zu durchdringen. Sie fressen häufig auch Aas oder jagen Hyänen bzw. Geparden ihre Beute ab. Während der heißen Tagesstunden sieht man Löwen oft dösend im Schatten, nur morgens und abends gehen sie auf die Jagd. Gern liegen sie auch auf Felsen oder sogar in niedrigen Bäumen. Löwen meiden das Wasser, wenn es aber sein muss, durchqueren sie auch Wasserläufe oder Sümpfe, um an Beute zu gelangen. Im ausgewachsenen Zustand wiegen Löwen zwischen 250 und 300 Kilogramm.

Anatomisch gesehen gleichen sich Löwen und Tiger (die übrigens nur in Zoos zusammen zu finden sind) so sehr, dass man sie ohne Fell kaum unterscheiden könnte. Nur der große, ausgeprägte Kehlkopf und ein Hohlraum im Brustkorb, der das charakteristische Brüllen ermöglicht, sind nur bei den Löwen zu finden. Tiger, Leoparden und Geparden können nur fauchen.Wie alle Katzengattungen (Felidae), zu denen sowohl Großkatzen als auch unsere Stubentiger gehören, können Löwen nur eingeschränkt Farben sehen, verfügen aber über eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, die das Licht besonders gut spiegelt und die Fähigkeit zum Sehen in der Dämmerung verleiht. Ebenso verfügen alle Katzen über ein ausgezeichnetes Gehör. Auch die raue, mit Papillen besetzte Zunge und der Aufbau des Gebisses mit den großen Reißzähnen finden sich bei großen und kleinen Katzen in entsprechender Proportion.

Löwen lassen sich kaum domestizieren, ihr Jagdinstinkt ist zu ausgeprägt. Löwen, die in Zirkussen oder Zoos auf engem Raum gehalten werden, sind auch nach langer Gefangenschaft immer noch gefährlich und oft auch verhaltensauffällig. Irgendwann ist nur noch ein Leben im Käfig möglich, deshalb wird versucht, auch von Menschen aufgezogene Löwen auszuwildern.Bei der Löwin Elsa, Titelheldin des Buches „Frei geboren“, gelang das Experiment, ebenso bei Christian, einem Löwen, der bei Harrods in London als Jungtier verkauft und von zwei jungen Australiern in einer Stadtwohnung aufgezogen wurde, bis er zu groß und stark wurde. Bei vielen anderen Tieren funktioniert die Eingliederung in den natürlichen Lebensraum leider nicht und es bleibt ihnen nur ein Leben im Zoo oder einer Auffangstation.Der größte Feind der Löwen ist, wie bei allen Tieren, der Mensch. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie oft zum Vergnügen und wegen der Trophäen gejagt, ihr Lebensraum schrumpft. Krankheiten wie Tuberkulose breiten sich in Löwenrudeln aus. Im Ngorongoro-Krater ist der Fortbestand der Löwenpopulation gefährdet, weil wenig neue Löwen von außen hinzukommen und so keine neuen Gene in den vorhandenen Pool gelangen können. Fast alle Löwen im Krater sind also mittlerweile miteinander verwandt, paaren sich deshalb nicht mehr oder es kommt zu Gendefekten.

Die Chance, Löwen bei einer Safari zu beobachten, bietet sich fast überall, denn Löwen passen sich den Umweltbedingungen gut an, solang es ausreichend Wild zum Jagen und Wasser zum Trinken gibt. Besonders gut sind natürlich die weiten Ebenen der Serengeti und Massai Mara, die zum Beispiel bei unseren Reisen „Tansanias Tierparadiese“ und „Kenia-Tansania – die große Tierwanderung“ besucht werden. Aber auch in Botswana, Sambia, Simbabwe und in den südafrikanischen und namibischen Nationalparks bieten sich schöne Fotomotive dieser herrlichen Tiere

2 Kommentare

Boris Schneider

26.09.2013 um 21:42

Danke für die nette Doku und vor allem für die sehr schönen Bilder. Freue mich, dass ich euch gefunden habe und immer so schöne Berichte über Afrika lesen darf :)

Susanne

10.09.2013 um 08:15

Korrektur: Im Timbavati-Wildreservat in Südafrika, einem Teil des Krügernationalparks, leben weiße, erwachsene Löwen. Eine beeindruckende Dokumentation begleitete die Löwen über zwei Jahre auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Sie wurde am 8.9. im ARD gesendet und ist noch einige Zeit in der Mediathek abrufbar. Sehenswert!