Jacks Camp, San Camp und Camp Kalahari - Reisebericht Botswana 2012

von Marco Penzel

Jack's Camp, 10.05.2012

Wir fliegen von einer trockenen Landschaft in die andere, von der Zentralkalahri zu den Makgadikgadi-Salzpfannen. Und dennoch ändert sich das Bild unter uns. Während die Kalahari größtenteils von einem kargen Buschland überzogen ist mit einigen wenigen Bäumen, sieht die Salzpfannenlandschaft von oben aus wie eine Ansammlung riesiger grauer Flecken, auf denen schon jetzt im Mai, also wenige Wochen nach der Regenzeit, nichts mehr wächst. Zwischen diesen grauen Flächen zeichnen sich mit goldgelbem Gras bewachsene Inseln ab, auf denen manchmal Baobabbäume ihre kahlen Äste in die Luft strecken. Kurz vor der Landung fliegen wir über solche trockenen Inseln hinweg, auf denen Palmen wachsen.

Jetzt sind zwischen diesen Palmen die weißen Zelte des San Camps zu sehen. Die Szenerie erinnert mich an eine arabische Oasenlandschaft.Die Pirschfahrzeuge, die uns am Airstrip erwarten, erinnern uns dann wieder daran, dass wir in Botswana sind. Als Besonderheit haben die Autos hier eine zusätzliche Sitzbank auf dem Dach, das sorgt für noch mehr Weitblick. Wir nähern uns den dunkelgrünen Zelten des legendären Jack's Camp. In den 1970er Jahren hatte der Safaripionier Jack Bousfield hier seine einfachen Zelte aufgeschlagen. Sein Portrait - ein älterer Herr mit sonnengegerbter Haut, weißem Bart, Pfeife und Turban - hängt als altes Schwarzweißbild an der Wand. Heute gilt die nach ihm benannte Lodge, die Jacks Sohn Ralph Bousfield gestaltet hat, als eine der exklusivsten Adressen in Botswana.

 

Das Ambiente mit Wänden in Altrosa, viel dunklem Holz und Messing folgt konsequent einem Stil aus längst vergangenen Zeiten. Die Betten sind so hoch, dass man sie über eine Fußbank oder eine kleine Leiter erklimmen muss. Der Waschtisch und selbst das Toilettenpapier sind in Holzkisten mit Deckel verborgen. Die Krönung ist der hölzerne Toilettensitz mit Rücken- und Armlehne - ein wahrer Thron.Wer hier wohnt und von dem erstklassigen Serviceteam verwöhnt wird, lebt im Überfluss. Und doch wird er an die Knappheit der Ressourcen in der wüstenhaften Umgebung erinnert. Unter der Dusche steht ein Eimer, um das Wasser aufzufangen, das sonst einfach vergeudet würde, bis sich die gewünschte Temperatur eingestellt hat."

So trocken wie heute war diese Gegend nicht immer. Vor Jahrtausenden befand sich hier ein riesiger See, erklärt uns Super. Ja, so heißt unser Guide. Sowohl seine Körpergröße von geschätzt zwei Metern als auch sein Wissen über Tier- und Pflanzenwelt sind tatsächlich super. "In diesem See gab es Flusspferde, die dreimal so groß waren wie heute. Wir haben Knochen von ihnen gefunden", erzählt Super. Auch Menschen lebten schon vor langer Zeit in dieser Region. Super zeigt auf eine Vitrine mit einer Sammlung von Faustkeilen und anderen Werkzeugen unserer Vorfahren. Von Orten wie diesem in Afrika aus sind die frühen Menschen irgendwann aufgebrochen, um die anderen Kontinente zu besiedeln. Heute kommen wir als Touristen hierher zurück. "Welcome back home", lacht Super.

Das gesamte Speisezelt ist eingerichtet wie ein altes Naturkunde-Kabinett. Tierschädel, ausgestopfte Vögel, in Einweckgläsern konservierte Schlangen, alte Bücher und diverse Safari-Utensilien dekorieren die Räumlichkeiten.Der dunkle, schwere Stil des Jack's Camp ist Geschmackssache. Mir persönlich hat das San Camp besser gefallen. Die Zelte sind dort aus weißem Stoff, Teppiche und mit Kissen gepolsterte Sitz-Ecken am Boden verströmen ein arabisches Flair. Die zehn Zelte des San Camps sind nur in der Trockenzeit von April bis Oktober aufgebaut, während Jack's Camp und Camp Kalahari - das dritte Domizil von Uncharted Africa in dieser Region - das ganze Jahr über geöffnet haben.

Camp Kalahari ist etwas preisgünstiger als Jack's und San Camp. Die Zelte liegen im Schatten von Bäumen auf einer etwas dichter bewachsenen Insel. So haben sie keine direkte Aussicht auf die Weite der Salzpfannenlandschaft. Der rustikale Stil dieses Camps gefällt mir gut.

Ja, es ist etwas einfacher ausgestattet als seine beiden exklusiven Schwestern. Aber es ist immer noch komfortabel. Und die Gäste von Camp Kalahari bekommen die gleichen Aktivitäten geboten wie in Jack's und San Camp. Diese teils einmaligen Unternehmungen sind der wichtigste Grund, um den weiten Weg hierher in die abgelegene Einsamkeit von Makgadikgadi auf sich zu nehmen:- Wanderungen mit Buschleuten aus dem Norden Botswanas- Quadbike-Exkursionen auf die Salzpfannen- Besuch bei den Erdmännchen

Natürlich gibt es auch Pirschfahrten, sowohl tagsüber als auch nach Einbruch der Dunkelheit. Es gibt andere Regionen in Botswana, bei denen man schneller viel mehr Tiere sehen kann als hier in dieser ariden Gegend. Aber Makgadikgadi bietet die Chance, der seltenen Braunen Hyäne zu begegnen oder einem Erdferkel.Am Abend ist für uns vor dem San Camp eine lange Dinnertafel unter dem Sternenhimmel aufgebaut. Serviert werden Erbsen-Minz-Suppe, Lammkeule auf Kartoffelstampf mit Spinat (sehr scharf, aber lecker) und zum Dessert Dattelpudding.Ralph Bousfield sitzt mit am Tisch und sieht sich irgendwann mit der Frage konfrontiert, warum seine Camps so teuer sind.

Diese Frage hört er sicherlich nicht zum ersten Mal, zahlen die Gäste von Jack's oder San Camp doch eine vierstellige Summe pro Übernachtung. Ein so wüstenhaftes, empfindliches Ökosystem wie die Makgadikgadi-Salzpfannen verträgt nur eine geringe Anzahl an Besuchern, lautet Ralphs Antwort. Er hat das in Botswana generell beliebte Leitbild "high income, low impact" (volkstümlich übersetzt: hohe Einnahmen von wenigen Besuchern) konsequent umgesetzt. Günstigere Preise wären nur möglich, wenn die Anzahl der Gäste deutlich erhöht würde, meint Ralph, aber das würde dieses Ökosystem hier nicht überleben.Die drei Uncharted Camps sind die einzigen Unterkünfte in einem riesigen Umkreis. Das hatte uns am Nachmittag schon unser Guide Super erklärt. "Wir haben 44 Gästebetten in einem Areal so groß wie die Schweiz".

ein Kommentar

Susane

10.04.2014 um 16:42

Ich finde es wirklich klasse, dass Sie sich all diese Mühe machen und die Informationen aufbereitet für uns präsentieren. Weiter so!