Die Katzen vom Ngorongoro-Krater
Gegen 6.30 Uhr sitze ich noch ziemlich müde bei einer Tasse Tee und süßem Gebäck im Restaurant der Ngorongoro Sopa Lodge. Zeit für ein richtiges Frühstück bleibt heute nicht, denn wir wollen früh in Richtung Empakaai-Krater aufbrechen, um diesen auf einer Wanderung zu erkunden. Unser Guide Fadhili begrüßt uns wie immer gut gelaunt und dann geht es auch schon los. Ich wundere mich, dass wir nochmals beim Büro der Nationalparkverwaltung anhalten, das sich unweit des Kraters befindet, denn unsere Genehmigung für die Fahrt nach Empakaai hatten wir dort schon gestern abgeholt.
Ich schließe noch einmal die Augen, um ein kurzes Nickerchen zu machen. Als ich einige Minuten später meine Augen wieder öffne, kommt mir die Gegend doch irgendwie seltsam bekannt vor. Die Piste windet sich bergab und es sieht hier aus wie im Ngorongoro-Krater… Ich brauche eine ganze Weile, um zu verstehen, dass wir tatsächlich auf dem Weg zum Kraterboden sind. Meine beiden Kollegen fangen an zu lachen, weil ich es gar nicht mitbekommen habe, dass wir einige Minuten zuvor durch das Gate gefahren sind. Das frühe Aufstehen hatte also einen anderen Grund als die Wanderung. Ich kriege mich vor lauter Lachen kaum wieder ein und freue mich riesig! Diese Überraschung ist meinen tansanischen Kollegen wirklich gelungen!
Nur wenige Minuten später sehen wir vor uns eine Ansammlung von Fahrzeugen. Hier muss es also etwas Besonderes zu beobachten geben. Ein bräunlich-ockerfarbener Kopf reckt sich aus dem hohen, trockenen Gras. Es ist ein Löwenmännchen. Fadhili sagt, das hier sei ein großes Rudel und die anderen Katzen seien gut im Gras versteckt. Nun heißt es abwarten, da die Fahrer vermuten, dass früher oder später die Löwen versuchen werden, gemeinsam einen der friedlich grasenden Büffel anzugreifen. Das wäre natürlich ein ganz tolles Erlebnis. Einige Minuten vergehen, ohne dass etwas passiert.
Bald gibt es ein ziemliches Chaos, denn immer mehr Fahrzeuge kommen hinzu und leider halten sich längst nicht alle Guides an die Spielregeln. Die Wege am Kraterboden müssen jederzeit frei gehalten werden, also dürfen die Allradwagen nur an einer Seite des Weges stehen. So mancher Guide scheint seinen Gästen das bestmögliche Safarierlebnis bieten zu wollen. Da ist es ihm dann völlig egal, ob Insassen der anderen Fahrzeuge auch etwas sehen können oder nicht. Ich rege mich ziemlich auf, als mehrfach andere Fahrer genau vor unserer Nase parken, obwohl wir schon viel länger dort sind. Die Vordrängler haben allerdings kein Glück, denn die Löwen sind heute Morgen ziemlich träge.
Sie liegen weiter im Gras und nur ab und zu recken sie ihre Köpfe. Insgesamt fünf Tiere sehe ich, vermutlich sind sie noch zahlreicher. Irgendwann schlägt Fadhili vor, unsere Pirschfahrt fortzusetzen, weil es unwahrscheinlich ist, dass es noch zu einer Jagd kommt. Diese Entscheidung lohnt sich. Nur wenige Minuten später nähern wir uns zwei Löwinnen, die sich mitten auf dem Weg befinden. Obwohl schon mehrere Safarifahrzeuge dort sind, lassen sich die beiden Katzen überhaupt nicht stören. Sie scheinen jeden Morgen Touristen zu sehen und laufen einfach weiter den Weg entlang.
Zwischendurch dreht sich eine von ihnen um und beobachtet genau das Geschehen. Dann lässt sie sich am Wegesrand nieder und knurrt mit einer durchdringenden Stimme, die für eine Dame recht tief ist. Sie scheint uns zu drohen, weil sie ihre Jungen in der Nähe versteckt hat. Es ist ein herrliches Fotomotiv, wie sie genau in unsere Richtung schaut und uns ihre scharfen Eckzähne zeigt. Ich bin total begeistert von diesem tollen Erlebnis und staune nicht schlecht, als wir anschließend noch ein Löwenpaar beim Liebesspiel sowie vier weitere männliche Löwen zu Gesicht bekommen, von denen einer von einer Gruppe Büffel vertrieben wird.
Nun ist es Zeit für unser Frühstück. Die Ngorongoro Sopa Lodge hat für uns einen Picknickkorb gepackt. Während wir zwei der Löwenmännchen, die unweit der Fahrzeuge im Gras liegen, beobachten, lassen wir uns Rosinenschnecken, Muffins, Würstchen, Joghurt, Obst und Tee schmecken. Dass ich einmal im berühmten Ngorongoro-Krater frühstücken würde hätte ich mir nicht träumen lassen. 13 Löwen, das ist die Bilanz unserer heutigen Frühpirsch – Wahnsinn! Glücklich über das gerade Erlebte verlassen wir diesen traumhaften Ort in Richtung unseres nächsten Ziels, dem Empakaai-Krater.
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