Nasikia Kaskaz Mara Camp, Nordserengeti

von Judith Nasse

21.06.2016
Die heutige Fahrt ist besonders lang und auch etwas abenteuerlich. Wir kommen aus dem Bereich Ikoma, der nordwestlich der zentralen Serengeti liegt. Nach einer recht langen Wartezeit am Gate geht es endlich unserem heutigen Ziel, der Nordserengeti, entgegen. Leider begleiten uns graue Wolken und immer wieder gibt es Schauer. Das ist erstaunlich, denn eigentlich fällt der Juni in die ostafrikanische Trockenzeit und gehört mit zu den besten Reisemonaten. Hier in Tansania scheint das Wetter genauso durcheinander zu sein wie in diesem Sommer in Deutschland.

Nach unserer Mittagspause in der Region Lobo setzen wir unsere Fahrt bei Starkregen fort. Es dauert nicht lange, und auf den Pisten bilden sich richtige Rinnen. Das Wasser spritzt teilweise bis an die obere Kante der Windschutzscheibe. Wir erfahren, dass der eigentliche Weg in Richtung Nordwesten mittlerweile gesperrt wurde und müssen daher auf eine andere, selten bzw. fast nie befahrene Strecke ausweichen. Zum Glück verläuft die weitere Fahrt nach Plan,und am Nachmittag erreichen wir unser Ziel. Wir freuen uns sehr, dass wir von großen Gnuherden begrüßt werden, die sich aufgrund der Regenfälle in diesem Jahr schon besonders früh auf den Weg in Richtung Norden gemacht haben.

Das Nasikia Kaskaz Mara Camp ist noch ganz neu und liegt einsam „off the beaten track“ an einem idyllischen Platz mit Weitblick über die Savanne. Hier in der Nordserengeti gibt es nur einzelne, überwiegend exklusive Unterkünfte, so dass man Tiersichtungen nur mit wenigen anderen Fahrzeugen teilt. Mit zehn oder mehr Autos in der Schlange zu stehen, wie es teilweise in der zentralen Serengeti der Fall ist, das habe ich bei meinen Besuchen in dieser Region nicht erlebt. Charles begleitet uns durch das Camp.

Zunächst sehen wir uns den Hauptbereich an, der aus zwei großen Zelten besteht. Im ersten befindet sich eine gemütliche Lounge mit kleinem Barbereich, im zweiten das Restaurant mit einer weiteren Sitzecke. Insgesamt gibt es im Nasikia Kaskaz Mara Camp nur acht Zelte, deren Größe und Ausstattung mich staunen lassen. Neben bequemen Kingsize-Betten gibt es eine Sitzecke mit Sesseln und Couchtisch, ein Sofa sowie einen Schreibtisch. Im Vergleich zu so manch anderer Unterkunft ist die Einrichtung der Zelte angenehm hell und farbenfroh. An den Schlaf- und Wohnbereich schließt sich seitlich das ebenfalls große Bad an. Es verfügt über Dusche, Doppelwaschbecken, Spültoilette und ein Regal. Auf Anhieb bin ich begeistert von diesem schicken Camp. Natürlich ist der Aufenthalt hier ein nicht ganz preisgünstiger Spaß, aber wer sich einmal etwas Besonderes gönnen möchte, ist hier bestimmt richtig. Nach unserer Besichtigung gehen wir zum gemütlichen Teil des Tages über und machen es uns bei Kaffee und heißer Schokolade auf dem Sofa vor dem Restaurantzelt bequem. Von dort aus genießen wir die Aussicht auf die Savanne.

Nicht weit von uns entfernt grasen friedlich die Gnus. Es sind sehr viele und sie blöken unentwegt. Wohin man auch schaut, überall sind schwarze Punkte. Die Atmosphäre hier ist einmalig und wird mir lange in Erinnerung bleiben. Leider fällt der Aperitif am Lagerfeuer aus, da heute das Wetter nicht mitspielt. Die Kombination aus Weitblick, Konzert der Gnus, Lagerfeuer und einem kühlen Drink wäre bei klarem Himmel bestimmt etwas ganz Besonderes gewesen – vielleicht beim nächsten Mal. Das Abendessen ist gut, nur das Hauptgericht begeistert mich nicht, was aber daran liegt, dass ich nicht so gern Fisch esse. Zurück in meinem Zelt schließe ich nur das Moskitonetz. Da es nicht ganz dunkel ist, kann ich sogar von meinem Bett aus noch die Konturen der Gnus erkennen. Als ich nachts aufwache, ist das Blöken der Tiere noch deutlich lauter geworden. Es hört sich so an, als stünden sie direkt neben meinem Zelt.
 

Die Geräuschkulisse ist sehr beeindruckend, aber an Einschlafen ohne Ohropax ist so nicht zu denken. Am nächsten Morgen nehmen wir das Frühstück draußen auf dem Sofa ein. Während wir uns tropische Früchte, Eier, Toast und Muffins schmecken lassen, genießen wir ein letztes Mal die wunderbare Stimmung. Dann ist es Zeit aufzubrechen, denn wieder steht eine lange Fahretappe auf dem Programm. Diesen tollen Ort möchte ich unseren Reisegästen auf jeden Fall weiterempfehlen.

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