Das Etosha Safari Camp

von Doreen Krausche

Freitag, 30. November 2012

Die kleine Schildkröte hat es sich in der Straßenpfütze gemütlich gemacht, die der gestrige Regen hinterlassen hat.  Wir fahren vorsichtig um sie herum. Sie ist an diesem Morgen das spannendste Fotomotiv - die Springböcke und Ochsen am Straßenrand gehören fast schon zur Landschaft. Es wird Zeit, die richtig großen Tiere zu besuchen. Es geht heute in den Etosha Nationalpark. Bis dahin sind es noch circa 300 Kilometer. Omaruru, Otjiwarongo, Outjo steht auf den Straßenschildern. Ich muss an meinen Kollegen René denken, der bei seiner Namibia-Tour 2011 die vielen "O"s in den Ortsnamen kommentierte.

In Outjo halten wir an einer Bäckerei für eine Mittagspause. Neben leckeren Torten gibt es auch Herzhaftes und Warmes. Noch ein Souvenir aus dem Nachbargeschäft des kleinen Ortes, dann geht es weiter. Bevor wir in den Nationalpark fahren, werden wir in unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte willkommen geheißen. Wir laden nur unser Gepäck ab und besichtigen kurz unsere Chalets.

Das Etosha Safari Camp ist nur zehn Kilometer vom Andersson Gate entfernt. Vor fünf Jahren wurde an dieser Stelle ein Camp aufgebaut und ist später mit Chalets in einem rustikal-modernen Safari-Stil erweitert worden. Nach der schönen Gästefarm am Tag zuvor sind wir erst einmal nicht wirklich begeistert. Die Chalets stehen zwischen Bäumen und Gebüsch auf einer Anhöhe verteilt. Der Weg kommt uns ewig vor, da es in der Wärme auch noch bergauf geht und wir das Laufen nach dem vielen Fahren gar nicht mehr gewohnt sind. Wir schnaufen, als wir unsere einzeln stehenden Häuser erreichen, und sind fast schon enttäuscht, dass wir so weit voneinander entfernt wohnen. Die Zimmer selbst wirken auf den ersten Blick dunkel und mit den schmiedeeisernen Möbelstücken kalt und wenig gemütlich. Das Wasser funktioniert erst richtig, wenn es etwas länger läuft, da der Wasserdruck eine Anlaufzeit benötigt. Mir wird der Unterschied zwischen einer Lodge, einer Gästefarm und einem Camp hier bewusst. Etwas eleganter hätte es sein können.

Auf den zweiten Blick jedoch entdecke ich neben der rustikalen Seite auch die schönen und individuellen Höhepunkte dieser Anlage. Nichts gegen gute Nachbarschaft, aber die Privatsphäre durch die einzeln stehenden Häuser hat auch ihre Vorteile. Weiterhin gibt es Moskitonetze über den Doppelbetten, die das Sicherheitsgefühl, vor Mücken geschützt zu sein, steigern. Die dichten, ledernen Vorhänge verdunkeln die Zimmer enorm und schützen tagsüber vor den kräftigen Sonnenstrahlen, so dass das Zimmer am Abend kühler ist. Wem das nicht reicht, der kann die Klimaanlage dazu schalten und sorgt so für einen besseren Schlaf in heißen Nächten. Das Bad hat, was man braucht, und die Dusche ist witzig mit einer Elefantenzeichnung dekoriert. Der Kleiderständer ist zwar kein Schrank, doch ideal zum Trocknen der Wäsche, wenn man ihn auf die Terrasse stellt.

Besondere Individualität beweist das Etosha Safari Camp mit seinem Restaurant und der Bar. Diese sind im Stil einer "Shebeen", einer Township-Bar, gestaltet. Darunter verstand man ursprünglich eine kleine Bar, in der ohne Lizenz Alkohol verkauft und getrunken wurde. Im Zuge der Apartheid war Schwarzen der Zutritt zu den Bars der Weißen untersagt. So entstanden in den Städten kleine private Tavernen, in denen selbstgebrautes Bier und anderer Alkohol ausgeschenkt wurde. Hinzu kamen einfache Speisen, Musik und Tänze. Die Gasträume wurden mit allerlei wiederverwerteten Gegenständen als Sitzgelegenheiten und zur Dekoration mit Plakaten mit politischen Botschaften ausgestattet. Genauso sieht das Hauptgebäude des Camps aus, von der Rezeption über das Souvenirgeschäft, die Bar und den Innenhof bis hin zum Restaurant. Abends im schummrigen Licht fühlt man sich bei Gesang und Tanz in der Bar wirklich mitten in die afrikanische Seele versetzt und spürt die Lebensfreude und Kreativität der Shebeens aus vergangenen Tagen.

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