Durch den Namib-Naukluft Park nach Swakopmund

von Doreen Krausche

Dienstag, 27. November 2012

Gestern Abend hat die Gruppe einstimmig entschieden, die Wanderung am frühen Morgen zu den Versteinerten Dünen hinter der Lodge großzügig ausfallen zu lassen. Alle waren von der gestrigen Wärme von 38 Grad und der acht Kilometer langen Wanderung doch sehr erschöpft. Das hat den Vorteil, dass wir heute morgen alle länger schlafen und in Ruhe frühstücken können.

Namib Desert Lodge

Ich bin trotzdem zeitig unterwegs, um die morgendliche Stunde für ein paar Fotos von der Lodge zu nutzen. Die Sonne ist kurz nach sechs Uhr aufgegangen und spendet mir ausreichend Licht für ein paar schöne Motive. Die Stille ist angenehm und ich lausche dem Gezwitscher der Vögel, die die Wassertropfen von den frisch gegossenen Pflanzen trinken. Meine Lieblingsvögel, die Schwalben und Mauersegler, gleiten durch die Luft und stürzen sich mit geschicktem Manöver über die beiden Swimmingpools, um Insekten zu fangen. Sonnenblumen schmücken den Garten.

Viele verschiedene Pflanzen aus der Region, alle mit einer Schiefertafel beschriftet, wachsen aufgereiht in den Beeten. Die kleinen Kräuterbeete beliefern die Küche mit frischen Zutaten. Die offenen Sitzgelegenheiten unter strohgedecktem Dach laden zum Verweilen ein und ein Kamin steht für die kühleren Tage zur Verfügung. Die Bar und die Rezeption und auch der Souvenirbereich, der sich links und rechts der Rezeption erstreckt, haben ein reetgedecktes Dach. Das Restaurant bietet zum Abendessen ein reichhaltiges Buffet, das auf einer Menükarte empfohlen wird. Die Sitzgelegenheiten an den großen schweren Tischen werden in den wärmeren Monaten nach draußen auf die Terrasse verlegt und mit typisch afrikanischen Campingstühlen zum Wildnis-Erlebnis. Die Zimmer sind geräumig und mit allem Wichtigen ausgestattet. Der afrikanische Stil der dunklen Holzmöbel und die Wanddekoration auf der roten sanddünenerdigen Wand, sowie viele weitere Details, geben der Namib Desert Lodge ihren Charakter.

Die Lodge gehört zur Gondwana-Gruppe, die Lodgebesitzer sprechen deutsch. Auch der strikte ökologische Gedanke und der bewusst sorgfältige Umgang mit Wasser und Strom gefallen mir gut. Eine wirklich schöne Anlage, in der wir die zwei Nächte verbracht haben. Hier könnte man auch noch länger bleiben.Heute heißt es wieder Sitzmuskeln trainieren auf einer rüttelnden Schotterpiste. Die Landschaft verändert sich zunehmend. Je näher wir dem Atlantik kommen, desto trockener ist der Boden und desto karger wird die Vegetation.

Das erste Highlight nach unserer Abfahrt ist eine Straußenfamilie mit vier Jungen. Später sehen wir noch eine Oryxfamilie mit zwei Jungen. Das bleiben die wenigen Tierbeobachtungen unterwegs, was sich hoffentlich im Etosha Nationalpark ändern wird. Auf dieser Fahrstrecke nach Swakopmund ist das Tor zum Rostock Ritz bei den Rostockbergen und der Wendekreis des Steinbocks, wo am 23. Dezember die Sonne im Zenit steht und man keinen Schatten sehen kann. Die Stelle liegt 23,5 Grad südlich des Äquators und wir machen Fotos. Meine Kollegin Susanne und ihre Freundin waren im Oktober auch hier und standen genau an der gleichen Stelle - wie wohl alle Touristen, denn hier kommt wirklich jeder auf einer Rundreise vorbei.

Kuiseb Canyon

Am Namib Naukluft Park entlang geht es weiter bis zum Kuiseb Canyon, wo wir den Geschichtsspuren folgen. Wir laufen zu dem großen Felsvorsprung, an dem sich während des zweiten Weltkrieges zwei Forscher versteckt hielten und es zweieinhalb Jahre geschafft hatten, in der Wüste zu überleben. Alex, unser Reiseleiter, erzählt begeistert und detailliert über die beiden Männer und empfiehlt uns das Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste" von Henno Martin.

Als wir an einer Erhöhung halten, stockt mir der Atem. Die Aussicht über die Mondlandschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Ich versuche mich an einem Panoramabild, in der Hoffnung, diese Landschaft annähernd widerzuspiegeln. Kurz darauf sind wir wieder in einer Ebene, die unendlich weit erscheint. Dort bestaunen wir die Welwitschia Pflanze, die sehr alt wird, die als Nationalpflanze angesehen wird und nur in der Namib zu finden ist und sonst nirgends auf der Welt. Gleich daneben wächst eine Dollarpflanze, deren Blätter so rund wie ein Dollar sind und viel Wasser speichern.

Orange House, Swakopmund

Nach weiteren fünfzehn Kilometern sind wir zurück in der Zivilisation. Wir erreichen Swakopmund und staunen nicht schlecht über die vielen deutschen Namen, die die Häuser an ihren Fassaden stehen haben. Eine Stadtrundfahrt macht uns mit Swakopmund vertraut, dann fahren wir zum Orange House, wo wir die nächsten zwei Nächte übernachten. Das kleine Gästehaus mit seinem liebevoll angelegten Garten im Innenhof ist nur zwanzig Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Ein wenig Laufen tut gut nach den langen Fahrtstrecken durch die Wüste und ist auch eine gelungene Abwechslung für das Auge, denn die Promenade am Atlantik ist nur ein paar Meter vom Gästehaus entfernt.

Ein Aufenthaltsraum mit vielen Büchern, einer Tee- und Kaffeeecke und kostenlosem W-LAN ist auch vorhanden. Wer also sein Smartphone dabei hat, kann es hier auch nutzen. Die Zimmer sind großzügig und alle ebenerdig in U-Form mit der Terrassentür zum Innenhof. Im Zimmer gibt es einen Schrank mit Schlüssel. Selbst der Safe hat einen Schlüssel, was die Handhabung vereinfacht. Der gemütliche Frühstücksraum, dessen Terrasse ebenfalls in den Innenhof geht, ist mit einem Kamin ausgestattet, der an kalten Tagen sicher angenehme Wärme spendet. Die gemalten Bilder an der Wand sind von Künstlern aus der Gegend.

Es ist Zeit zum Duschen und Umziehen, dann starten wir erneut. Alex fährt uns zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen der Stadt. Unterhalb tummeln sich fliegende Händler mit Souvenirs wohin das Auge reicht. Handeln muss gelernt sein, und jeder wird hier auf dieses Können getestet. Doch nur eine aus unserer Gruppe beherrscht dieses Spiel bestens und hilft jedem von uns, der in einen Kuhhandel verwickelt ist. Wir gehen alle lachend mit vollen Taschen von diesem Platz. Auch die Händler hatten ihren Spaß mit uns und haben das ein oder andere gute Geschäft für heute gemacht.

Unsere Gruppe läuft die Promenade entlang bis zum Pier. Seit Beginn dieser Reise verstehen wir uns alle untereinander prächtig und es gibt immer etwas zu Lachen. Doch jetzt müssen wir besonders lachen. Unsere Herren entdecken eine Traube junger Namibianerinnen und bleiben vor Erstaunen stehen. Es entwickelt sich ein Fotoshooting à la „Germanys Next Topmodel“. Das Posen liegt den Mädels im Blut, besonders ihre Blicke fesseln unsere Herren. Die Stimmung kann nicht besser werden. Am Pier treffen wir unseren Reiseleiter Alex wieder und berichten vom Erlebten. Da tauchen diese fünf Mädels wieder auf und der Spaß beginnt erneut.Wir kehren im Restaurant „Tup“ ein und lassen den Abend in einem schönen Ambiente mit gutem Essen und Trinken, guten Gesprächen und besonders guter Laune ausklingen.

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