Dorfbesuch am südlichen Malawi-See, von Pumulani

von Svenja Penzel

Wir nutzen die kühleren Morgenstunden für einen Ausflug in das Nachbardorf, um einen Einblick in das Leben der Menschen zu bekommen. Man kann zu Fuß in etwa 30 Minuten dorthin gelangen, wir wählen die schnellere Variante per Mountainbike. Begleitet werden wir von einem Angestellten von Pumulani, Lukio, der aus diesem Dorf stammt. Durch ihn öffnen sich uns die Türen und der Zugang zu den Menschen. Kinder kommen angerannt, posieren als Fotomodelle. Sie sind begeistert, wenn sie sich selbst im Display sehen. Bald sind wir von einer Traube von Kindern umringt, die uns auf unserem Weg folgen und uns an den Händen fassen. Ein muslimischer Händler bittet uns in seinen Laden. Die Wände sind bis unters Dach voller Regale, er verkauft Dinge des täglichen Bedarfs. Als Gegenleistung für ein Foto bittet er darum, dieses zugeschickt zu bekommen, und gibt uns seine Adresse. Dieser Bitte wollen wir gern nachkommen.

Auf der Terrasse vor seinem Haus sitzen drei Schneider nebeneinander. Jeder von ihnen hat eine alte Nähmaschine mit Fußpedal. Wir schauen ihnen eine ganze Weile bei der Arbeit zu und dürfen auch fotografieren. Ich drehe ein kurzes Video. Als ich es ihnen zeige, strahlen sie. Viele Menschen haben keinen Spiegel, und ein Blick ins Display eines Fotoapparats ist für sie ein großartiges Erlebnis.

Im Sand sitzen drei Jungen und spielen Bao. Zwei Mädchen stampfen Maiskörner zu Mehl. Eine Frau verkauft Fische, die auf einer großen Matte zum Trocknen liegen. Sie winkt uns, zu ihr zu kommen, und bittet uns sogar in ihr Haus. Aus einem Ghettoblaster tönt Musik. Als wir im Takt der Musik wippen, dreht sie auf, weitere Frauen kommen hinzu, und bald ist das Haus voller Lachen und Tanzen.

Im Hinterhof richtet ein junges Mädchen seine Kleidung und winkt mich zu sich. Schüchtern lächelnd posiert sie für die Kamera und ist auf das Ergebnis sehr gespannt. Man möchte den Menschen am liebsten die Fotos gleich als Erinnerung in die Hand drücken. Nun ja, das gibt eine größere Fotosendung nach Malawi! Nicht alle wollen jedoch fotografiert werden, gerade ältere Leute sind manchmal abweisend. Das muss man respektieren und sollte vor jedem Foto fragen. Wir ziehen weiter, hinunter zum Strand. Dort wachsen große Mangobäume, die jetzt anfangen zu blühen. Die reifen Früchte gibt es dann im Oktober-November. Die Kinderschar folgt uns. Ich nehme einen vielleicht dreijährigen Jungen, der mich still anlächelt, auf den Arm. Da strahlt er. Ich trage ihn ein ganzes Stück, bis Lukio mich darauf hinweist, dass der Kleine schon weit von seinem Zuhause entfernt ist. Da lasse ich ihn schweren Herzens herunter und verabschiede mich. Diese Kinder gehen mir echt ans Herz. Sie sind so arm und doch so fröhlich. Sie haben nicht mal ein Spielzeug, oder wenn, dann höchstens einen Stock und einen alten Reifen, den sie vor sich her treiben. Einer der Jungen bittet um einen Ball. Hätte ich doch ein paar Tennisbälle eingepackt!

Voller Erlebnisse und ganz gedankenversunken geht es auf den Heimweg zur Lodge. Die Manager von Pumulani hatten darum gebeten, den Menschen im Dorf nichts zu geben und schon gar kein Geld, was nur die Bettelei fördern würde. Doch auch andere, gut gemeinte Gaben sind hier fehl am Platze, denn es sind einfach zu viele Menschen, so dass man nie allen gerecht werden könnte. Stattdessen spenden wir nun für das Schulprojekt, das Pumulani in diesem Dorf initiiert hat. Es fehlt an den einfachsten Dingen wie Schreibpapier und Arbeitsmaterial. So leisten wir hoffentlich einen sinnvollen, wenn auch kleinen Beitrag für die Zukunft der Kinder.

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