Thyolo Highlands, Satemwa Tea Estate, Huntingdon House
Auf dem Gelände ist auch die Teefabrik, die man wochentags besuchen kann (leider komme ich an einem Sonntag). Dort wird anschaulich der Prozess der Teeherstellung gezeigt, und man kann verschiedene Tees probieren. Gepflückt wird das ganze Jahr hindurch, aber schwerpunktmäßig in der Regenzeit von Dezember bis April. Nur die obersten, frischen Blätter einer Teepflanze werden gepflückt. Aus ihnen kann nach Waschen und Trocknen schwarzer, grüner oder weißer Tee entstehen, je nach Grad der Fermentation. Vier verschiedene Teesorten werden auf Satemwa angebaut.
Huntingdon House
Tee ist auch das am meisten servierte Getränk im Huntingdon House. Das ehemalige Wohnhaus der Farmer inmitten der Teefelder wurde vor vier Jahren neu als Gästehaus eröffnet. Und das ist rundum gelungen. Das altehrwürdige Haus strahlt den Charme der vergangenen Tage aus und bietet dabei sehr guten Komfort und ausgezeichneten Service.
Die Namen der Zimmer erinnern an die damalige Nutzung. So gibt es die Planter's Suite, in der ich untergebracht bin, den Mother's Room und den Father's Room sowie "The Nursery", wo vor 84 Jahren die Wiege des Plantagenbesitzers Chip stand, der noch heute auf der Farm lebt. Seine Großeltern kamen aus Schottland und gründeten Satemwa. Das fünfte Zimmer ist das beliebteste, genannt "The Chapel" – das damalige Quartier des ortsansässigen Pfarrers. Heute wird das Zimmer, das ein bisschen an eine Kirche erinnert, am liebsten von Honeymoonern genutzt. 65 Prozent der Gäste sind Wiederkehrer, erzählt mir die junge Managerin Vanessa.
Sie führt mich durch das ganze Haus, in dem heute außer mir keine Gäste sind. Alle Zimmer stehen offen, Vanessa erzählt mit leuchtenden Augen zu jedem die Geschichte, zeigt mir den kleinen Innenhof mit Springbrunnen und Olivenbaum und führt mich durch den Garten, der wie ein Park anmutet. Um die große, kurz geschnittene Rasenfläche herum wachsen überall Blumen, Bäume und blühende Sträucher. Ein romantischer Bogengang verläuft dahinter und bietet stille schattige Plätzchen und romantische Ausblicke. Die Blütenpracht ist herrlich, wie viel farbenprächtiger muss es hier erst in der Regenzeit sein? Man möchte überall anhalten und verweilen, einen Liegestuhl holen und einfach die verwunschene Atmosphäre genießen.
Zwischen den dicken Säulen des Farmhauses sind gemütliche Sitzecken und Nischen eingerichtet, und jedes Zimmer hat seinen eigenen kleinen Sitzbereich im Freien. Mein Zimmer geht nach Osten, so dass ich dort die Morgensonne habe.Am Nachmittag schwinge ich mich auf eins der bereitstehenden Mountainbikes und erkunde die Plantage. Dabei hilft mir ein Plan von Vanessa, auf dem ein Rundweg aufgezeichnet ist. Es geht an Teefeldern vorbei, durch ursprünglichen Urwald und Pflanzungen von Eukalyptus, auf Brücken über kleine Bäche und schließlich auch an Kaffeesträuchern vorbei, die kurz vor der Ernte stehen. Die Sonne steht schon tief, als ich zum Huntingdon House zurückkehre. Vanessa hat nun noch eine Überraschung für mich. In ihrem Wagen fahren wir eine gute Viertelstunde zu einem anderen Teil der Plantage. Der Weg schraubt sich immer weiter nach oben, bis er auf einem Hügel endet. Hier oben breitet sich eine von Blumenrabatten eingerahmte Rasenfläche aus. Rundherum liegen uns die Teefelder zu Füßen, gewaltige Schirmakazien rahmen die Szenerie ein. Im Dunst erscheint die gezackte Kante des Mulanje-Massivs. Was für ein herrliches Plätzchen! Während ich noch schaue und staune, deckt Vanessa einen Picknicktisch mit Tee und Kuchen. Im letzten Tageslicht zelebrieren wir hier einen Sundowner der etwas anderen Art.
Zum Abendessen sitze ich allein in dem heimeligen Kaminzimmer, in dem ein Feuer angezündet ist. Auf dem Tisch brennen zwei große Kerzen und hüllen den Raum in stimmungsvolles Licht. Das Abendessen ist wunderbar, jeder Gang ein Genuss. Der Rotwein schmeckt ausgezeichnet. Ich nehme anschließend gleich noch ein Glas mit auf mein Zimmer.Als ich am nächsten Morgen die Vorhänge beiseite schiebe, scheint mir die Morgensonne ins Zimmer. Ich öffne meine Terrassentür und setze mich im Schlafanzug in den Korbsessel, der in meiner romantischen "Laube" bereit steht. Diese Nische ist blickgeschützt und mit Kletterpflanzen bewachsen, sie scheint direkt einem Werk von Rosamunde Pilcher entsprungen zu sein
Das Frühstück genieße ich im Morgensonnenschein zwischen den Säulen auf der Terrasse. Schon wie der Tisch gedeckt und mit Blumen verziert ist, ist ein Gedicht. Vanessa und ihr Team haben hier einfach das richtige Händchen.Anschließend mache ich mich mit Kamera bewaffnet noch einmal auf. Hinter dem Bogengang und dem Begoniengarten, wo die Teefelder beginnen, höre ich Stimmen.
Es sind Erntearbeiter mit großen Kiepen auf dem Rücken. Ich schaue ihnen erst aus der Ferne zu und komme dann langsam näher, wobei ich mir die Hosenbeine an den Teesträuchern ganz grün färbe. Sie unterbrechen ihre Arbeit und schauen mich erwartungsvoll an. Leider kann ich kein Chichewa, und nur einer der Männer spricht ein paar Worte Englisch. Als diese erschöpft sind, spricht er einfach auf Chichewa weiter und erklärt mir, wie der Tee geerntet wird, welche Blätter gezupft werden und an welcher Stelle der Stängel abgeknickt wird. Ein paarmal versuche ich es auch, was für viel Gelächter sorgt. Die Erntearbeiter wissen genau, wo sie hingreifen müssen, das geht in großer Geschwindigkeit. Ich schaue fasziniert zu. Schließlich verabschiede ich mich mit einem "Zikomo".
Das Huntingdon House ist ein kleiner Traum und ein Ausflug in eine vergangene Zeit. Vor allem die Außenanlagen und die schönen Sitzgelegenheiten vor dem Haus haben es mir angetan. Ich hätte hier stundenlang einfach nur sitzen und auf den leuchtenden Garten schauen können. Totale Entspannung an einem idyllischen Ort, an den ich noch einmal zurückkehren möchte.
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