Majete Wildreservat, Mkulumadzi Lodge

von Svenja Penzel

Südlich von Blantyre ändert sich die Landschaft. Die Straße windet sich durch eine hügelige Landschaft immer weiter bergab. Wir nähern uns dem heißen Shire-Tal. Bald sehen wir auch den breiten Fluss in der Sonne glitzern. Nach anderthalb Stunden Fahrt erreichen wir das Eingangstor des Majete Wildreservats. Es ist komplett eingezäunt, und das ist auch gut so. In den 1990er Jahren gab es hier aufgrund der Wilderei kaum noch Tiere. Anfang der 2000er Jahre übernahm African Parks das Management, und seitdem ging es mit Majete steil bergauf. Viele Tiere wurden hier wiederangesiedelt, zuletzt auch Löwen und Leoparden, so dass das Reservat heute die Big Five bietet – ja, sogar Nashörner, die sich hier prächtig entwickeln und bereits Jungtiere haben.

Es gibt ein gutes Netz von Pisten und Aussichtspunkten am Shire-Fluss, der mit seinen Nebenflüssen den Park durchzieht. Ein Scout Camp am Parkeingang sorgt mit bewaffneten Rangern dafür, dass keine Wilderer eindringen. Auf jeder Pirschfahrt im Park ist ein solcher Ranger mit dabei. Majete ist dicht bewachsen und wird vom Shire und seinen Nebenflüssen durchzogen. Neben den Nationalparks Liwonde (südlich vom Malawi-See) und Nyika (im Norden des Landes) ist Majete das dritte lohnenswerte Tierreservat in Malawi. Hoffentlich gehört eines Tages auch Nkhotakota wieder dazu, doch bis dahin ist dort noch viel zu tun.


Zwei Unterkünfte gibt es im Majete Wildreservat, die Thawale Lodge und die erst 2011 eröffnete Mkulumadzi Lodge von Robin Pope Safaris. Dorthin sind wir nun unterwegs. Schon auf der Anfahrt sehen wir die ersten Tiere: Kleine Herden von Impalas, Nyalas und Wasserböcken. Dann erreichen wir die berühmte Hängebrücke über den Mkulumadzi River. Wir steigen aus und überwinden die breite, steinige Schlucht mit dem rauschenden Wasser auf der schwankenden Brücke zu Fuß. Auf der anderen Seite wartet ein Pirschfahrzeug der Lodge und bringt uns die letzten hundert Meter bis zum Hauptgebäude von Mkulumadzi direkt am Shire River. Dort begrüßt uns die hübsche rothaarige Managerin Emma, die die Lodge zusammen mit ihren Mann Chris leitet. Nach einem Welcome Drink und einem kurzen Briefing beziehe ich mein Zimmer.

Mkulumadzi Lodge

Acht Zimmer gibt es insgesamt, sechs als Doppel- bzw. Zweibettzimmer und zwei Familienchalets. Maximal 20 Gäste können hier wohnen. Alle Zimmer sind zum Fluss hin ausgerichtet und haben eine breite Aussichtsterrasse mit Holzdeck und Sitzgelegenheiten unter einem kleinen Schattendach. Zimmer Nr. 1 steht am Zusammenfluss von Shire und Mkulumadzi. Eine Besonderheit ist die Bauweise aus Beton in Erdfarben, dazu der Kontrast aus cremefarbigen Stoffen und dunklem Holz. Die Zimmer sind zum Fluss hin total offen.

Die großen, fast bodentiefen Fensteröffnungen lassen sich nur mit Vorhängen schließen oder mit Canvas-Zeltstoff, der bei Regen oder Wind heruntergelassen werden kann. Die Gäste haben hier viel, viel Platz. In der Mitte des Zimmers steht das sehr bequeme Bett mit Moskitonetz, dahinter ist ein Ankleidebereich mit viel Ablagefläche. Ein Schreibtisch und eine gemütliche Sitzecke runden die Einrichtung ab. Auch ein Safe, ein Kühlschrank und eine Tee- und Kaffezubereitungsmöglichkeit stehen zur Verfügung.Durch einen Durchgang gelangt man in das riesige Badezimmer mit Doppelwaschtisch und eingelassener Badewanne am Fenster (hier sind die Fenster verglast) und zur Toilette hinter einer verschließbaren Holztür. Eine weitere Schiebetür aus Glas führt nach draußen zur Außendusche. Sie hat ein Dach und bietet beim Duschen einen freien und sichtgeschützten Blick auf den Fluss.

Da es in Majete in den Sommermonaten November bis April sehr heiß und schwül werden kann, bietet Mkulumadzi noch eine Besonderheit, und zwar eine Klimaanlage im Moskitonetz. Sie kühlt tatsächlich nur den Bereich innerhalb des geschlossenen Netzes und verbraucht daher nicht viel Strom. Jetzt im Juni ist sie jedoch nicht nötig.Auf der Nachmittagspirschfahrt sind wir im offenen Wagen unterwegs. Vorn sitzen der Guide Samuel und der bewaffnete Tracker John.

Im weichen Licht der schon tief stehenden Sonne sehen wir eine erstaunliche Artenvielfalt. Gleich zu Beginn zeigt sich ein Spitzmaulnashorn, das sich bis auf etwa 40 Meter dem Fahrzeug nähert. Glückstreffer! Wir sehen Warzenschweine, Hippos und Krokodile, die schön gezeichneten Nyalas, Buschböcke, Impalas und mehrfach Elefanten dicht am Weg. Dann zeigt sich eine Zibetkatze, ein seltener Anblick zu Tageslichtstunden. Das Tier mit der interessanten schwarzweißen Gesichtsmaske schaut uns eine Weile an, bevor es im Gebüsch verschwindet.

Aufgrund der vielen guten Sichtungen gelangen wir erst nach Sonnenuntergang zu unserem "Sundowner Spot" am Flussufer. Es ist schon nach 18 Uhr. Über uns zeigt sich bereits blass das Kreuz des Südens. Ich mag diese Zeit, wenn die Sterne herauskommen und man die bekannten Sternbilder des Südhimmels erkennt. Mit meinem Gin-Tonic stelle ich mich ein paar Schritte abseits der plaudernden Gruppe und genieße still den Blick auf den dunklen Fluss und den Sternenhimmel. Dann setzen wir die Pirschfahrt als Nachtpirsch fort. Da es kühl geworden ist, kuschle ich mich in die bereitliegende Decke. Eigentlich gebe ich nicht viel auf Nachtpirschfahrten, habe ich doch schon viele unproduktive erlebt. Doch diesmal ist es anders.

Wir beobachten Hippos an Land, Krokodile auf einer Sandbank, sehen noch zweimal Zibetkatzen, die lange auf dem Weg vor uns her laufen, ein Stachelschein und als krönenden Abschluss eine "Giant Eagle Owl", die im Spotlicht des Trackers sehr gut zu sehen ist und uns eindrucksvoll zeigt, wie weit sie ihren Kopf nach rechts und links drehen kann.Dann schwanken wir im Schein von Taschenlampen über die Hängebrücke, unter uns der dunkel rauschende Fluss, und ich bin froh, als wir wieder die Lodge erreichen. Es war doch ein langer Tag.

Unter der Außendusche spüle ich mir den Staub ab, und dann geht es erfrischt zum Abendessen. Heute ist Grillabend. Dazu gibt es leckere Salate und ein selbstgemachtes Knoblauchbrot. Die Managerin Emma setzt sich zu uns und erzählt uns Anekdoten aus ihrer Zeit in Mkulumadzi und Pumulani. Sie stammt aus Lilongwe, ist also stolze Malawierin und hat britische Eltern. Ihr Mann Chris kann leider nicht dabei sein, er hat Malaria – nicht zum ersten Mal. Das ist das Schicksal der Menschen, die jahrelang in Malariagebieten leben, aber nicht jahrelang Tabletten schlucken können und dürfen, selbst wenn sie es wollten.

Mein Bett ist herrlich, Matratze und Bettzeug sind genau richtig, und endlich einmal ist die leichte Daunendecke nicht fest in den Bettrahmen gestopft wie in so vielen anderen Lodges. Eigentlich will ich noch kurz etwas lesen, doch ich ändere meinen Plan in dem Moment, als mein Kopf auf das Kopfkissen trifft. Schon vor dem vereinbarten "Morning Call" bin ich wach und höre ein Geräusch, das sich anhört wie Regen. Kann eigentlich nicht sein, wir sind ja schon seit Wochen in der Trockenzeit. Doch als ich etwas später meinem Weckdienst die Tür öffne und die Kanne mit heißem Wasser entgegennehme, sehe ich, dass es stimmt.

Der Himmel ist grau, die Vegetation ist nass, und ein feiner Regen fällt. Kein Morgensonnenschein in meinem Zimmer, auf den ich mich schon gefreut hatte. Um sechs treffen wir uns zum Frühstück und gucken alle ein wenig verdutzt, denn dieses Wetter ist absolut ungewöhnlich. Das bestätigen uns auch der Guide und später Emma. Eigentlich wollten wir um halb sieben auf eine Fußpirsch starten und die Pirsch später per Boot fortsetzen. Daraus wird nun nichts. Aus dem "Quick Breakfast" wird ein ausgedehntes Frühstück. Nach einer Stunde und mehreren Tassen Tee und Kaffee ist das Wetter unverändert, und so beschließen wir, den Vormittag über in der Lodge zu bleiben und einen neuen Versuch nach dem Mittagessen zu starten.

Am Nachmittag wagen wir es dann. Wir starten im feinen Nieselregen im offenen Pirschfahrzeug. Schon bald nimmt der Regen wieder zu, und wir schlüpfen in die bereitliegenden Regenponchos mit Kapuze. Da ist mit Fotografieren natürlich nicht mehr viel, aber die Tiere zeigen sich an diesem nassen Tag ohnehin nur spärlich. An einem der Aussichtspunkte am Shire River liegt ein Boot bereit. Wir steigen um und setzen die Pirschfahrt auf dem Wasser fort. Das Boot hat ein Dach, aber der Regen kommt trotzdem überall hin. Gegen viertel nach fünf geht die Sonne unter, die wir an diesem Tag nicht gesehen haben. Wir trinken also einen “Raindowner”.Danach fahren wir auf direktem Weg zurück in die Lodge. Ein bisschen enttäuscht, nass und durchgefroren. Schade vor allem für meine beiden Mitreisenden, die die Pirschfahrt am Nachmittag zuvor hatten ausfallen lassen. An diesem Abend gönne ich mir ein heißes Bad.

Beim Frühstück am nächsten Morgen zeigt sich die Sonne wieder, und wir sehen, wie schön die Lodge im hellen Morgensonnenschein aussehen kann. Vor unserer Abreise genießen wir noch ein leckeres Frühstück auf der Aussichtsterrasse am Shire, auf der nun Sonnenschirme stehen.

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