Mahango, Popa-Fälle und Nxamaseri Island

von Susanne Schlesinger

Nxamaseri, 9.6. und 10.6.2019


Wir sind wieder auf dem Weg zu neuen Abenteuern. Durch den Caprivistreifen geht es weiter in Richtung westliches Okavango-Delta. Unterwegs machen wir noch einen Pirschfahrt durch das Mahango Game Reserve, ebenfalls einer der vielen kleinen Reservate im Caprivistreifen. Wir sehen hauptsächlich kleinere Tiere, vor allem Vögel. Besonders interessant ist der Graulärmvogel, englisch "Go-away-Bird" genannt. Er verdankt seinen Namen dem kreischenden Ruf, mit dem er alle Tiere der Umgebung vor nahenden Fressfeinden warnt. Beliebt macht er sich bei Raubtieren damit sicher nicht.

An den Popa-Wasserfällen kommen wir um die Mittagszeit an. Einen richtigen Wasserfall gibt es hier nicht, es sind eher Stromschnellen. Der Fluss heißt Cubango, in seinem späteren Verlauf wird zum Kavango und Okavango. Auch wenn die Stromschnellen nicht allzu spektakulär sind - es ist ein hübscher Platz zum Picknicken. Camp Kwando hat uns mit Lunchpaketen versorgt. Und nach einigen Stunden Fahrt ist ein Spaziergang angenehm, bevor wir weiterfahren.

Zur Nxamaseri Island Lodge

Wir reisen wieder nach Botswana ein – unsere Pässe füllen sich langsam mit Stempeln. Viel los ist hier in Mohembo nicht, nur ein paar Paviane treiben ihr Unwesen in den Bäumen am Straßenrand.  Die Fahrt führt durch Farmland und vereinzelte kleine Dörfer, die an der Fernverkehrsstraße liegen.

Im Ort Nxamaseri (oder Ncamasere) angekommen, steigen wir in einen Allradwagen um und unser Gepäck wird auf einem Kleinlaster verstaut. In der folgenden halben Stunde werden wir auf Sandpisten und unbefestigten Wegen ordentlich durchgerüttelt. Überall grasen Kühe und Esel, teilweise steht Wasser auf den Wiesen. An einer Anlegestelle wechseln wir nochmal das Verkehrsmittel und steigen auf ein Boot um, dass uns zur Nxamaseri Island Lodge bringt. Diese liegt versteckt unter Bäumen. Ob es wirklich eine Insel ist, lässt sich schwer ausmachen. Das Satellitenbild gibt Auskunft, dass hier der Okavango (auch Cubango genannt) auf rund 10 Quadratkilometern saisonale Flutebenen und Verzweigungen bildet. Nxamaseri Island ist deshalb nur zeitweilig komplett von Wasser umschlossen.

Der Wasserstand ist sehr niedrig, das erkennt man am Anlegesteg. Uns begrüßt Emily, eine junge Frau aus Maun. Sie macht Urlaubsvertretung für die Eigentümer und verblüfft uns später mit fast akzentfreiem Deutsch. Ihre Eltern kommen aus Deutschland und betrieben früher selbst eine Lodge, handeln aber jetzt mit afrikanischer Handwerkskunst.

Es wird schnell dunkel und wir bekommen unsere Zeltchalets zugeteilt. Die ganze Lodge ist auf Holzplattformen mit Stegen errichtet, die sich vom Haupthaus nach links und rechts verzweigen. Die Zeltchalets sind versteckt in den Bäumen und haben viel Privatsphäre. Man sieht und hört nichts von den Nachbarn. Am nächsten Nachmittag werde ich dann bei einem Spaziergang auf der Suche nach dem Pool feststellen, wie weitläufig die Anlage wirklich ist. Von einem Ende zum anderen sind es geschätzt 300 Meter. Die Chalets selbst sind groß und komfortabel, mit einem schönen Badezimmer und einer Terrasse. Meins hätte eigentlich Blick auf den Fluss, aber die Bäume sind hochgewachsen und haben die Aussicht zugewuchert. Das Abendessen ist sehr gut, Getränke gibt es in Selbstbedienung mit Kasse des Vertrauens, das Lagerfeuer auf der Terrasse flackert munter vor sich hin und die Hippos und nachtaktiven Tiere erwachen. Da es hier kein W-LAN und nur Generatorstrom gibt, verabschieden wir uns bald. Die fürsorglichen Angestellten haben uns mit Wärmflaschen versorgt, das Bett ist bequem.

Mit dem Mokoro und Motorboot unterwegs

Am nächsten Tag stehen eine Mokorotour und eine Bootsfahrt am Nachmittag auf dem Programm. Bevor es losgeht, genieße ich aber erst einmal den Sonnenaufgang von der Hauptterrasse aus und trinke einen Morgenkaffee. Die Sonne geht jetzt im Winter erst recht spät auf, es ist kühl (aber nicht so kalt wie in Camp Kwando). Auch tagsüber bleibt die Mittagshitze aus, es ist angenehm, aber eine Jacke tut gute Dienste.

Wir steigen in die bunten Mokoros und gleiten lautlos auf dem Fluss und später dann auf den Flutebenen entlang. Seerosen blühen überall und unser Guide mit dem lustigen Namen Fish erklärt uns, dass um diese Jahreszeit die Tag- und die Nachtseerosen gleichzeitig ihre Blüten geöffnet haben. Kleine Blaustirnblatthühnchen (Jacanas) flitzen über die Seerosenblätter, Bienenfresser und andere Vögel wippen auf den Schilfzweigen. Der niedrige Wasserstand macht den Bootsführern (Polern) das Leben schwer – sie mühen sich redlich, bleiben aber immer mal wieder stecken.

Wir landen an einer Insel an und unternehmen einen Spaziergang, bei dem wir interessante Infos bekommen und Tierspuren sehen. Es gibt hier auch Elefanten, wie uns ihr Dung verrät. Wie im gesamten Okavango-Delta sind auch hier Inseln durch Termiten und angesiedelte Bäume entstanden. Je nach Wasserstand sind die Landmassen größer oder kleiner. Faszinierend ist, wie sich die Natur an die wechselnden Bedingungen anpasst und sich immer wieder erneuert. Nach dem Spaziergang ist es Zeit zum Mittagessen. Wir fahren noch ein kurzes Stück mit dem Mokoro, dann erwartet uns ein Büffet mit Lasagne, Salaten und Brötchen unter Bäumen im Schatten. Zurück in der Lodge genehmigen wir uns eine Siesta, bevor es am Nachmittag auf eine Motorboot-Tour geht.

Unser Guide Fish hat dabei ein besonderes Kunststück auf Lager. Er hat eine Schreiseeadler-Dame so trainiert, dass diese bereits auf einem Baum Stellung bezogen hat, als das Boot vorbeikommt. Fish wirft einen auf einen Bambusstock gesteckten Fisch ins Wasser und der Adler holt ihn sich. Alles geschieht blitzschnell. Beim Angeln haben die Männer Glück, deshalb kann das Kunststück nochmals wiederholt werden. Wir tuckern gemütlich auf dem Fluss entlang und sehen den Bienenfressern und Eisvögeln zu. Ein paar Krokodile dösen träge am Ufer. Die Sonne sinkt schnell und wir machen uns auf den Heimweg.  Ein herrlicher Tag auf dem Wasser klingt beim Abendessen aus.
 

Nach Maun

Bei der Rückfahrt am nächsten Morgen sehen wir von weitem nun auch einige Elefanten, die im kniehohen Wasser der Flutebenen herumwaten. Wir erreichen wieder das Dorf, wo wir unseren Bus zurückgelassen haben. Einige kleine Kinder umringen Enrico, unseren Übersetzer. Sie freuen sich über ein paar Äpfel. Wir freuen uns auf einige erholsame Stunden im Bus – wie immer sind es rund 300 Kilometer bis Maun, unserer Zwischenstation auf dem Weg nach Moremi.  Zeit genug für ein Nickerchen.

Am frühen Nachmittag kommen wir in Maun an und essen in einem Café zu Mittag. Hier gibt’s W-LAN, also nutzt jeder schnell die Chance, ein Lebenszeichen abzusetzen. Wir übernachten in der Maun Lodge, einem größeren Hotel. Viel Zeit, um den Pool oder andere Annehmlichkeiten zu nutzen, haben wir nicht. Die anderen haben einen Rundflug gebucht, ich besuche meine Kollegen bei Bush Ways. KD, unser Fahrer, tauscht das Fahrzeug um. Die nächsten Tage werden wir mit einem offenen Allradwagen unterwegs sein. In der „Fliegerklause“ am Flughafen treffe ich zufällig noch andere Geschäftspartner aus Johannesburg und es gibt ein großes Hallo.

Die Maun Lodge hat ein großes Open Air-Restaurant, wo wir heute am Büffet essen. Danach sind alle recht schnell verschwunden – es war ein anstrengender Tag.

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