Inhambane am Indischen Ozean, Baden am Strand von Barra
Von Maputo bis Inhambane sind es über 500 Kilometer, und wir müssen Sitzfleisch beweisen. Aber wir freuen uns auf die schönen Strände von Barra (Praia da Barra). Wir rüsten uns mit Büchern, Musik und guten Gesprächen für diese lange Etappe. Am heutigen Sonntag sind wir das einzige Fahrzeug auf der Fähre. Die Einheimischen sind gut gekleidet und wollen in die Kirche gehen. Eine kleine Gruppe Jugendlicher singt und wir applaudieren.
Insgesamt sind wir zehn Stunden unterwegs, inklusive der Stopps zum Tanken, Kaffeetrinken, Mittagessen, Nüsse und Bier kaufen sowie Toilettenbesuchen Die Straßenverhältnisse sind zwar holprig, aber erträglich. Wir sehen sogar Straßenarbeiten, und das am Sonntag. Palmen, Cashewnussbäume und -verkäufer prägen das Straßenbild. Schließlich erreichen wir die Palm Grove Lodge am Strand von Barra. Direkt am Strand stehen die einfachen Häuschen, die aus Holz, Reet und Schilf erbaut wurden. Sie sind schlicht und zweckmäßig eingerichtet. Die frisch bezogenen Betten haben Moskitonetze, das Bad ist sauber und aus der Dusche kommt heißes Wasser. Unschlagbar ist die Lage, einmal über den breiten Strand und man ist im Indischen Ozean. Auch ein Pool mit Liegestühlen und Blick aufs Meer steht zur Verfügung.
Stadtbesuch in Inhambane
Am Morgen treffen wir uns am Strand beim Spazierengehen wieder. Frühstück ist heute erst um acht. Herrlich! Auch das Wetter verspricht schön zu werden. Nach einem leckeren Omelett, reichlich Kaffee und Müsli mit Obst fahren wir in den nächst größeren Ort: Inhambane.
Wir erkunden das Zentrum der Stadt mit der alten Kathedrale und der Promenade und halten zur Mittagspause am Strand. Anschließend haben wir Zeit für weitere Souvenirschnäppchen, während unsere Guides in einem Restaurant einen Tisch für die gesamte Gruppe reservieren. Wir freuen uns schon auf das Abendessen mit einheimischer Küche, frischem Fisch und Meeresfrüchten.
Am Nachmittag kehren wir in unsere Unterkunft zurück und genießen die letzten Sonnenstrahlen am Strand. Der Ausflug nach Inhambane ist kein Muss. Wer den Tag lieber am Strand verbringen möchte, kann das natürlich tun. Für Souvenirs muss man auch gar nicht bis in die Stadt, die gibt es auch hier. An der Straße erwarten Händler in Verkaufsständen die Touristen und bieten sommerliche Kleidungsstücke, Armbänder, Holzfiguren und andere Mitbringsel an. Am Strand gibt es die sogenannten Beach Boys. Fliegende Händler, die recht hartnäckig sind, da wir auch hier wieder die einzigen Touristen sind.
Auf Meeressafari – ein Fisch so groß wie ein ganzer Bus
Am Nachmittag startet das Abenteuer Ocean Drive – Meeressafari. Eigentlich hätte ich lieber einen anderen Ausflug gebucht, aber die Gruppe hat mich quasi mitgezogen. Zum Mittagessen gab es selbstbelegte Sandwiches. Zum Glück liegt das nun schon eine Weile zurück, und mein Magen hatte Zeit zu verdauen. Wir erhalten eine Einweisung „Wie verhalte ich mich korrekt an Bord und im Wasser“. Ich ahne Schlimmes. Eine gewisse Unruhe steigt in mir auf. Warum habe ich nur nicht den schönen gemütlichen Segeltörn in einer seichten Bucht unternommen?
Die Hoffnung auf ein großes Boot mit Ober- und Unterdeck schwindet. Ebenso die Aussicht darauf, gemütlich Delphine, Wale und die Sonne zu genießen. Außer wasserdichten Kameras und Schnorchelausrüstung dürfen wir keine Gegenstände mit an Bord nehmen. Die Schnorchelausrüstung besteht aus Flossen, Brille, Schnorchel und einem blauen Sport T-Shirt. Unsere Wertsachen verstauen wir in verschließbare Spinte. Allmählich schlägt meine Aufregung in Nervosität um. Ich überlege, ob dieser Ausflug wirklich das Richtige für mich ist – zu spät. Mitgehangen, mitgefangen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Wir laufen von der Tauschschule zum Strand, wo unser Boot bereitsteht. Ich würde dieses Boot als eine Mischung aus Schlauchboot mit Motor und Speed Boat bezeichnen. Es gibt Leinen, an denen wir uns ins Boot ziehen müssen, und Schlaufen für die Füße, durch die wir etwas Halt an Bord bekommen. Das Boot wird gemeinschaftlich ins Wasser gezerrt.
Grundvoraussetzung für diesen Ausflug ist also Badekleidung, denn hier wird man patschnass. Es ist gar nicht so leicht, ins Boot zu gelangen, der eine hilft dem anderen. Dabei treten wir uns gegenseitig auf die Füße. Im Boot herrscht leichtes Chaos, bis jeder seine Füße in den Schlaufen hat und nach den Leinen zum Festhalten greift. Kaum haben sich alle an Bord gehievt, startet der Motor, und die Crew donnert mit Ihren Schützlingen der Brandung mit ihren meterhohen Wellen entgegen aufs offene Meer hinaus.
Erneut überkommt mich der Gedanke: „Was mache ich hier eigentlich? Ich könnte so schön am Strand liegen und nichts tun.“ Der Gedanke verschwindet, als ich ein Quieken vernehme. Ob es vor Freude oder aus Respekt vor den hohen Wellen des Indischen Ozeans ist, kann ich nicht sagen, obwohl ich realisiere, dass es mein eigenes Quieken ist.
Wir haben noch nicht einmal unsere Kameras aus der sicheren Verwahrungskiste für Dinge, die leicht über Bord gehen, zurückbekommen, schon sehen wir einen jungen Buckelwal voller Freude und mit gesamten Körper aus dem Wasser springen. Für ein Foto oder Video springt er leider kein zweites Mal. Aber dafür begleitet uns eine neugierige Delfinschule und zieht unsere Blicke auf sich.
Die Crew möchte uns natürlich noch mehr bieten und fährt weiter parallel zum Strand entlang. Um einen besseren Ausblick zu haben, klettert der Kapitän auf einen Hochsitz. Die wirkliche Größe der Wellen wird mir erst hier draußen auf hoher See bewusst. Der Blick zum Strand verschwindet bei jeder Welle, die wir „überqueren“, und taucht erneut auf, bevor die nächste Welle sich aufbaut. Unsere Crew, bestehend aus vier Mosambikanern, wird fündig und sie rufen uns hektisch zu, dass wir uns startklar machen sollen zum Absprung. Absprung? Wie bitte?
Jeder bekommt aus der Halterung in der Mitte des Boots seine Schnorchelausrüstung gereicht und bereitet sich vor. Ich bereite mich darauf vor, erst einmal zu beobachten, was hier vor sich geht. Und bei der nächsten hektischen Anweisung, wir sollen uns zum Absprung bereit machen, springe ich vielleicht mit.
Jetzt wird es ernst. Die Crew zeigt auf einen großen schwarzen Fleck im Meer, der sich bewegt, und ruft uns zu „Whale Shark, Whale Shark, Whale Shark.“ Ein Walhai? Ernsthaft?
Alle springen – ich bleibe an Bord.
Jeder versucht, durch seine Taucherbrille einen Blick auf den Whale Shark zu werfen, und planscht aufgeregt im Wasser umher. Erst als dieser Gigant an Ihnen vorbeizieht, formiert sich die Gruppe der Schnorchler und schwimmt hinterher.
Der Walhai ist der größte lebende Fisch unseres Planeten. Er wird bis zu 13 Meter lang und bis zu 15 Tonnen schwer und gleitet sanft durchs Wasser. Gefährlich ist er nicht, da er sich ausschließlich von Plankton, Krill und Quallen ernährt. Aber so groß wie ein Bus ist er allemal.
Kay kann das Geschehen mit seiner Kamera unter Wasser filmen. Am Ende des Tages ist er umringt von staunenden Augen, denn alle wollen einen Blick auf dieses Video werfen, das die wahre Größe des Tieres nur erahnen lässt. Mir hat dieser Tag deutlich gezeigt, welchen Respekt ich vor dem Meer und seiner Kraft habe. Auch wenn ich es nicht bereue – ich bin sicher, dass ich eine solche Tour kein zweites Mal machen werde. Ich bin doch eher der Typ Schönwettersegler bei sanfter Brise.
Reisebericht Südafrikas Tierwelt und Mosambiks Strände
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