Soweto sehen und staunen

von Doreen Krausche

Johannesburg, 11.09.2015

Eine Tour durch Soweto zeigt die Kontraste der südafrikanischen Gesellschaft.  Ärmliche Hütten stehen neben Villen von Millionären. Ein altes Kohlekraftwerk wurde bunt bemalt und zum Bungee-Jumping Highlight umgebaut. Das "The Soweto Hotel" mit vier Sternen, wo schon Prince Charles und Camilla übernachtet haben und gegenüber, nur getrennt durch Bahngleise, der älteste illegale Slum von Johannesburg. 

Eine Familie mit bis zu 18 Personen teilt sich eine Blechhütte. Wäsche wird gewaschen, Kinder werden versorgt und der Wohnraum zur Besichtigung freigehalten. Das undichte Dach ist mit Zeitungen geflickt, eine kleine nackte Glühbirne an der Decke gibt ab und zu Licht. Die Kochstelle ist gleich neben der Tür, die Spüle mit schmutzigem Geschirr gefüllt. Es gibt Mangold zum Abendessen. Für diese Familie ist das ihr ganzer Reichtum. Für uns ist es unvorstellbar, hier zu leben. Die Mütter schenken uns ein Lächeln, und wir sehen junge Männer Fußball spielen.

Als wir fragen, wo das Bad ist, bekommen wir als Antwort: „In den engen Gassen des Slums.“. Hier gibt es frisches Wasser und Sanitäranlagen als Dixi-Toiletten. Diese werden kostenlos von der Stadt bereitgestellt und wöchentlich geleert. Eine Toilette teilen sich etwa acht Häuser.

Die Abschlussrunde drehen wir im modernen Teil von Soweto. Hier gibt es zehn High-Schools, zwei Colleges und einige Grundschulen. Und auch eine Straße mit den Häusern der zwei bekanntesten Menschen Afrikas, die je einen Friedensnobelpreis erhalten haben - Nelson Mandela und Desmond Tutu.

Das Hector Pieterson Memorial in Soweto ist ein Mahnmal, das an die Opfer der Schülerproteste in Soweto im Jahr 1976 erinnert. Hector Pieterson war ein südafrikanischer Schüler, der im Alter von zwölf Jahren bei einer Demonstration im Rahmen des Soweto-Aufstandes erschossen wurde. Ihm zum Gedenken, stellvertretend für die weiteren 565 Opfern des Aufstands, erhielt das Museum seinen Namen. Nelson Mandela persönlich hat dieses Memorial eingeweiht. Wir nehmen uns Zeit, die eindrucksvoll dargestellten Soweto-Aufstände im Museum auf uns wirken zu lassen.

Ich frage unseren Guide am Ende der Tour , wie viele Einwohner Soweto hat. Er lächelt  und antwortet: "Zwischen einer und vier Millionen". So genau weiß es keiner. Soweto hat mich berührt, die Tour war sehr beeindruckend.

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