Mchenja und Kakuli Bush Camp - Reisebericht South Luangwa (5)

von Marco Penzel

Mchenja, 06.07.2013  Wir sind auf einer morgendlichen Pirschfahrt im South Luangwa Nationalpark, als der Guide des Mchenja Bush Camps plötzlich bremst. Er hat eine Löwin entdeckt. Leider liegt sie zu weit entfernt für ein gutes Foto. Wir beobachten sie eine Weile mit dem Fernglas. Und ich überlege, ob man hier vielleicht ausnahmsweise einmal abseits des Weges fahren darf. Offenbar ist das nicht erlaubt. „Willst Du etwa weiter ran?“, fragt der Guide. Ich nicke. „Dann steig aus!“ Das ist kein Spaß. Der Guide und der bewaffnete Ranger, der uns begleitet, verlassen den Wagen. Ich folge ihnen. Langsam schleichen wir uns an. Ein Busch gibt uns dabei Deckung. Dann lugen wir rechts an den Zweigen vorbei. Die Löwin ist noch da. Sie schaut zu uns, wir blicken uns eine Weile lang an. Ich bin ziemlich aufgeregt, schaffe es aber immerhin, ein paarmal auf den Auslöser zu drücken. Dann steht die Löwin auf und geht langsam davon. Wir kehren wieder zu unserem Auto zurück. „Ich habe überlegt, ob sie vielleicht Junge in ihrer Nähe hat“, sagt der Guide. „Das war aber nicht so. Sonst wäre sie nicht einfach allein gegangen, sondern hätte den Nachwuchs mit einem kräftigen Fauchen in unsere Richtung verteidigt.“ So, so, denke ich bei mir und bin noch eine Weile lang ganz ergriffen.

Unterwegs bin ich heute mit Norman Carr Safaris, dem traditionsreichsten Safariunternehmen in Sambia. Pirschwanderungen sind hier die Spezialität. Ich hatte mich zunächst gewundert, dass auch im Auto immer ein bewaffneter Ranger der Nationalparkbehörde mitfährt. Obligatorisch ist er nur bei den Wanderungen. Aber offensichtlich kann man auch bei einer Pirschfahrt in Versuchung kommen, zu Fuß zu den Löwen zu gehen.

Ich wohne in Mchenja, dem vierten und komfortabelsten Bush-Camp von Norman Carr. Auf dem Weg von Nsolo hierhin habe ich zunächst in Kakuli Station gemacht. Wie Nsolo und Luwi hat Kakuli vier Chalets. Diese liegen direkt am Luangwa-Fluss, ganz in der Nähe der Mündung des jetzt ausgetrockneten Luwi-Flussbetts. Die offenen Badezimmer der vier Bush-Camps haben immer die gleichen Elemente: runde Waschbecken aus weißem Porzellan, Wände aus Grasmatten und Armaturen und große Duschköpfe der Marke Hans Grohe. Und trotzdem ist jedes dieser offenen Badezimmer unter dem Blätterdach der Bäume, die dem Chalet Schatten spenden, etwas anders gestaltet. Für einen deutschen Installateur wäre die Arbeit an einem solchen Bad bestimmt spannend. Ein Fliesenleger wäre hier dagegen arbeitslos.

Mchenja liegt ein paar Kilometer flussaufwärts von Kakuli, ebenfalls direkt am Luangwa-Fluss. Als einziges der vier Bush-Camps von Norman Carr hat es einen kleinen Pool, der mit der Bar unter einem Dach liegt. Zum Schwimmen reichen die Maße des Pools nicht aus, aber eine Erfrischung kann er bieten. Am Ende der Trockenzeit im September und vor allem im Oktober wird es hier im Luangwa-Tal sehr heiß. Mchenja zählt ein Chalet mehr als die anderen Bush-Camps, also fünf. Es sind große Hauszelte, die von einem Reetdach überspannt werden. Weil es Moskito-Gaze in allen Türen und Fenstern gibt, ist kein eigenes Moskitonetz über dem Bett notwendig. In jedem Chalet gibt es eine freistehende Badewanne. Wer die Vorhänge offen lässt, kann beim Baden auf den Luangwa blicken. Ich nutze die Mittagspause, um auf der Veranda an meinem Reisebericht zu schreiben. Als ich im Zimmer etwas holen möchte, vernehme ich draußen ein sanft raschelndes Geräusch. Es ist ein Elefant, der da direkt vor meiner Tür vorbeigeht und vor dem benachbarten Chalet halt macht, um Früchte von einem Baum zu pflücken. Ausgerechnet jetzt ist das für eine so nahe Begegnung völlig ungeeignete Teleobjektiv auf der Kamera. Hektisch wechsle ich die Linse. Am Ende gelingen mir zum Glück ganze zwei Bilder von diesem unerwarteten Besuch.Die Nachmittagspirschfahrt verläuft zunächst ganz ruhig. Wir sehen drei Thornicroft-Giraffen und eine Büffelherde. Dann hören wir ein Stück hinter uns Alarmschreie von Pavianen. Schnell wendet der Guide das Auto und fährt in diese Richtung. Es könnte ja ein Leopard gewesen sein, der den Affen Angst macht. Finden können wir ihn leider nicht. Da entdeckt der Guide in einiger Entfernung ein anderes Pirschfahrzeug. Vor ihm laufen vier Tiere her, es sind Wildhunde! Alsbald ist es mit der Ruhe vorbei. So schnell es geht, versuchen wir zu den Hunden zu gelangen. Sie sind schnellen Fußes unterwegs, vielleicht brechen sie gerade zur Jagd auf. Als wir das andere Auto erreichen, sind die Tiere gerade durch eine kleine Senke im gegenüberliegenden Busch verschwunden. Führt eine Straße auf die andere Seite? Ja, also umkehren! Wir fahren im Bogen und kreuzen dann tatsächlich wieder den Weg der Hunde. Nochmals folgen wir ihnen, bis sie an einem kleinen Wasserloch kurz innehalten. Die Sonne ist inzwischen schon untergegangen. Im letzten Licht gelingen ein paar brauchbare Bilder. Hier machen wir dann Pause und genießen etwas verspätet unseren Sundowner-Drink. Mit dabei ist ein junges Paar aus Amerika, das sich Sambia als Hochzeitsreiseziel ausgesucht hat. Für die Frau ist es die erste Safari überhaupt. Kaum zu fassen, dass sie gleich das Glück hat, die extrem seltenen Wildhunde zu sehen. Ich hatte elf Safari-Jahre darauf gewartet.

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