Vom Touristen zum Tierschützer

von Susanne Schlesinger

Dr. Gisela und Dr. Wolfgang Hennig aus dem fränkischen Bayreuth sind erfahrene Afrikakenner und haben die Länder des südlichen und östlichen Afrika schon viele Male bereist.

Bei einer Safari durch Simbabwe im Jahr 2014 besuchten sie erstmals den Hwange Nationalpark, Simbabwes größtes Naturschutzgebiet und gleichzeitig eins der ältesten in Afrika. Bereits 1930 wurde das Gebiet zum Schutzgebiet, hauptsächlich deshalb, weil es für die landwirtschaftliche Nutzung auf Grund der Trockenheit uninteressant war. Die zunehmende Industrialisierung und die Erweiterung des Straßennetzes in Simbabwe hat die Gegend um den Hwange-Nationalparks in den letzten Jahren jedoch negativ beeinflusst. Durch Straßen- und Siedlungsbau wurde den Elefanten sprichwörtlich der Wasserhahn zugedreht, also der Zugang zum Sambesi-Fluss verbaut.

Die Hennigs übernachteten auf ihrer Reise in einer Unterkunft der Gruppe African Bush Camps in Hwange. Deren Besitzer, der simbabwische Safariunternehmer Beks Ndlovu, machte sie auf das Schicksal der Elefanten in Hwange aufmerksam. Die  Hennigs halfen den Tieren in Afrika privat mit Spenden zunächst an die Deutsche Zoologische Gesellschaft in Frankfurt, den WWF, den IFAW und das Ol Pejeta-Schimpansenreservat.

Im Jahr 2012 wurde die Lage in Hwange für die Elefanten durch extreme Trockenheit so dramatisch, dass Tiere verdursteten. Die Hennigs wollten mehr tun und unterstützten ein abenteuerliches Projekt. In einer Senke im Nationalpark, die sich von Größe und Bodenbeschaffenheit eignete, wurden 2014 Bohrungen durchgeführt. Beim dritten Versuch stieß man in einer Tiefe von etwa 75 m auf Grundwasser, das mit Hilfe einer solarbetriebenen Pumpe an die Oberfläche geholt wurde. Die Senke hat sich durch die Entnahme von Schlamm zum Schutz der Haut der Elefanten seitdem in ein großes Wasserloch verwandelt, zu dem die Elefanten und andere Tiere freien Zugang haben.

Die Elefanten haben diese neue Erfrischungsstelle so gut angenommen, dass sie seitdem in großen Herden zum Wasserloch kommen, die Ränder der Senke abgrasen und Schlammbäder nehmen. Innerhalb kurzer Zeit wurde aus dem kleinen Wasserloch ein großes Elefantenbadeparadies. Die kleine Solarpumpe schaffte es nicht, genug Wasser einzuspeisen, also musste ein Dieselgenerator helfen, der ebenfalls mit Hilfe ihrer Spenden mitfinanziert wurde.  Wichtig war, diesen Brunnen abseits vorhandener Brunnen zu bauen, damit sich die Elefanten besser verteilen. Damit sollte die Vegetation um bereits vorhandene Brunnen vor zu starker Überweidung geschützt werden.

Nachdem die Schaffung des neuen Brunnens abgeschlossen war, unterstützen  die Hennigs die Sanierung bereits vorhandener Brunnen. Diese förderten entweder zu wenig oder gar kein Wasser mehr. Zurzeit steht den Wildtieren in diesem Bereich des Hwange so viel Wasser zur Verfügung wie schon lange nicht.

Die Hennigs beschlossen, ihre Unterstützung in diesem Gebiet auszubauen und gründeten zusammen mit tierliebenden Verbündeten den gemeinnützigen Verein: „Rettung bedrohter Wildtiere e.V.“

„Wir wollen mit dem Verein die Lücke zu großen Tierschutzorganisationen schließen.“, sagt Dr. Hennig. Es gehe nicht darum, anderen Organisationen Konkurrenz zu machen, sondern die  Menschen zu erreichen, denen vielleicht die Spende an eine große Institution zu anonym ist. „Die Spenden sollen außerdem schnell beim Empfänger sein“, argumentiert Dr. Hennig sehr logisch. „Große Organisationen haben einen komplizierten Verwaltungsapparat. Selbst wenn ein Projekt sinnvoll ist, dauert es mitunter sehr lange, bis Geld fließt“. So sind die Projekte, die der Verein unterstützt, klar definiert und abgegrenzt, um punktgenaue Hilfe zu ermöglichen. Sehr wichtig ist den Hennigs  dabei die Kontrolle, dass das Geld auch da ankommt, für das es vorgesehen ist. Z.T. wurde es deshalb erst nach Fertigstellung der Projekte überwiesen.

Ein großes Projekt in Hwange ist der Aufbau einer Anti-Wilderei-Einheit mit bewaffneten Rangern zum Schutz der Elefanten und Nashörner. Dies erfordert neben viel Zeit und Geduld auch einen großen finanziellen Aufwand. Wiederum von Beks Ndlovu initiiert, werden die Ranger ausgebildet. Da das Projekt keine Förderung seitens der simbabwischen Regierung erhält, finanziert es sich wiederum aus Spenden. Rund 250.000 Dollar werden benötigt – zu viel für den kleinen Verein.  Trotzdem hat der Verein bereits das Jahresgehalt eines Scouts, eine Drohne zur Wildbeobachtung und die Kosten für die Anschaffung eines teuren GPS-Halsbandes für einen Elefanten mit anschließender Überwachung dieses Tieres übernommen.

Außerdem stellten die Hennigs einen Kontakt zum WWF her, der nun bei dieser großen Aufgabe mithilft.

Auch vor der eigenen Haustür engagiert sich der Verein. In ihrer Heimat Oberfranken organisiert der Verein die Beschaffung von Biotopen, die dann von der Naturschutzbehörde oder dem Landesbund für Vogelschutz übernommen werden. Durch entsprechende Grundbucheinträge wird der Schutz der Biotope dann „wasserdicht“ gemacht. Die Biotope dienen der Erhaltung des  Artenreichtum von Vögeln, Amphibien und Pflanzen.

Wenn Sie die Arbeit des Vereins „Rettung bedrohter Wildtiere e.V.“ unterstützen möchten, senden wir Ihnen gern nähere Informationen zu. Eine Website wird in den nächsten Tagen  auch online gehen.

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