Großwild-Pirsch in Khwai und Moremi

von Marco Penzel


Khwai, 18. November 2018

Khwai Tented Camp und Khwai Bush Camp gehören zur gleichen Familie (African Bush Camps), und sie liegen beide in der gleichen Gegend nahe des weltberühmten Moremi Wildreservats in Botswana. Dabei sind sie sehr verschieden, zumindest was den Baustil angeht. Mir persönlich gefällt Khwai Tented Camp besser. Hier wohne ich in einem der sechs komfortablen Hauszelte, die sich um eine Lagune gruppieren, die saisonal mit Wasser gefüllt ist. Während die Wände und Dächer hier also aus Zeltstoff (Canvas) bestehen, sind die sechs runden Bungalows des Khwai Bush Camps aus Stein gemauert. Die Fußböden sind gefliest und die Dächer mit Reet gedeckt.

Die Safaris, ob zu Fuß, im Mokoro (Einbaum) oder im offenen Pirschfahrzeug, unterscheiden sich dagegen nicht. Hier wie dort sind versierte Guides mit dem hohen Anspruch von African Bush Camps im Einsatz. Unser Guide Dutch hat uns von Linyanti hierher begleitet.

Für die Pirschfahrten stehen zwei Ziele zur Auswahl: das kommunale Schutzgebiet von Khwai, in dem sich die Camps befinden, und das Moremi Wildreservat. Die Tiere wechseln zwischen beiden Gebieten hin und her. Zäune gibt es nicht, nur der Flusslauf des Khwai markiert die Grenze. Besucher müssen sich für jede Pirchfahrt zwischen Khwai und Moremi entscheiden. Für eine Fahrt nach Moremi muss man immer erst das offizielle Tor des Parks passieren. In Moremi sind die Fahrten nur zwischen Sonnenauf- und -Untergang erlaubt, in Khwai dürfen sie auch im Dunkeln noch fortgesetzt werden.

Am ersten Nachmittag entscheiden wir uns für Khwai, nicht zuletzt wegen der größeren Flexibilität. Auch wenn sich die Gegend, die wir ansteuern, Leopard Lagoon nennt – wir  haben heute kein Glück mit den Katzen. Dafür begeistert uns die Landschaft: hohe Bäume und weite Überflutungsebenen, in denen Elefanten durch das Wasser waten. Überall sind Impala-Babys zu sehen, die, nur wenige Tage alt auf noch unsicheren Beinen ihren Müttern folgen. Raubtiere haben es jetzt leichter als sonst, ihre Beute zu erlegen. Wir sehen einer Hyäne beim Trinken zu und packen dann selbst unsere Kühlbox aus für den obligatorischen Sundowner.

Am nächsten Morgen fahren wir dann nach Moremi hinein. Die Fahrt vom Camp durch das Dorf Khwai bis zum Parkeingang dauert etwa zehn Minuten. Für Gäste der African Bush Camps ist auch der Eintritt nach Moremi inklusive. Wir biegen links ab und folgen dem Flusslauf des Khwai an seinem südlichen Ufer. „Leopard!“ ruft plötzlich jemand von der hinteren Sitzreihe. Ein stattliches junges Männchen liegt am Wegesrand und verschwindet nach ein paar Minuten langsam im Busch.

Damit ist der Katzen-Bann gebrochen. Noch dreimal begegnen wir an diesem Morgen Löwen. Zunächst ist es ein junges Männchen. Es gehört zu einer Koalition von drei Brüdern, die diese Gegend derzeit beherrschen, erzählt uns Dutch. Als wir gerade zur Kaffeepause unter einem schattigen Baum gehalten haben und dabei sind, die Kekse auszupacken, tauchen in etwa 80 Metern Entfernung zwei Löwen-Weibchen auf. Unser Guide verfolgt das mit Gelassenheit. Wir wollen schon wieder ins Auto springen, aber er lässt sich beim Kaffee-Brühen nicht aus der Ruhe bringen. Die Löwinnen haben sich unter einem Busch in den Schatten gelegt. „Es ist ein Unterschied, ob wir uns den Löwen nähern oder umgekehrt“, erklärt der Guide. „Wenn sie hier auftauchen und sich so entspannt verhalten, dann bedeutet das, wir haben ihre Komfortzone nicht verletzt.“

Trotzdem werden wir bald ungeduldig, wollen weiterfahren. Uns bleibt nur noch wenig mehr als eine Stunde, bis wir vom Khwai Airstrip aus die Rückreise antreten müssen. Kurz bevor wir Moremi verlassen, treffen wir nochmals auf Löwen: zwei Schwestern mit einem Jungtier. Es hatte ursprünglich noch zwei Geschwister, die von einem Leoparden getötet wurden, weiß Dutch zu berichten. Die drei Katzen kauern hechelnd im Schatten eines Strauches. Es ist kurz nach 10 Uhr, die Sonne steht schon hoch. Längst ist das Thermometer wieder deutlich über 30 Grad geklettert. Es kann heiß werden jetzt im November in Botswana, wo alle auf die Abkühlung der bevorstehenden Regenzeit warten.

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