Zweit-Bett unter den Sternen

von Marco Penzel

Three Rivers Camp, South Luangwa, 13. Oktober 2017

Zwei Betten zur Auswahl. Das eine drinnen, wie üblich, das andere draußen unter dem Sternenhimmel. Das bietet das neue Three Rivers Camp am Luangwa in jedem seiner fünf Chalets. Die Zimmermädchen richten jeden Abend beide Betten her, erklärt Sverre, der Camp-Manager. So könne der Gast sich jederzeit entscheiden, wo er schlafen will. „Auch wenn jemand mitten in der Nacht doch lieber nach drinnen umziehen will, ist das kein Problem.“

Meine Entscheidung steht schnell fest. Ich will das Star-Bed ausprobieren. Es steht auf einer erhöhten Plattform, die vom halboffenen Badezimmer aus über eine steile Treppe zu erreichen ist. Auch tagsüber, zwischen den Safaris, kann man hier ausspannen. Am Abend ist das Oberdeck mit kleinen Solarlampen erleuchtet. Ein Moskitonetz spannt sich über das Bett. Zwar ist es heute Nacht etwas windig, das Netz wird manchmal aufgebläht wie ein Segel - aber es hält. Und ich schaue selig in den Sternenhimmel, bis mir die Augen zufallen.

Am nächsten Morgen fragt mich die Frau, die im Nachbarzelt wohnt, ob ich ebenfalls den Leoparden gesehen habe. Gegen 22.30 Uhr habe sie ihn auf einer Sandbank im Flussbett des Luangwa entdeckt, an dessen Ufer unsere beiden Zeltchalets stehen. Weit weg war er also nicht, doch ich habe ihn verpasst. Als ich kurz vor Sonnenaufgang aufwache und aus meinem weichen Federbett auf den Fluss blicke, ist er längst verschwunden.

Die anderen drei Zeltchalets von Three Rivers stehen nicht direkt am Luangwa, sie blicken dafür auf eine Lagune, die auch in der Trockenzeit noch Wasser hält und damit viel Wild anzieht. Impalas und Puku-Antilopen kommen zur Tränke, ebenso Warzenschweine und Giraffen. Ein weiteres Wasserloch liegt quasi innerhalb des Camps zwischen Bar und Zeltchalets. Hier kommt ein Elefant zu Besuch, während wir beim Mittagessen sitzen.

Three Rivers, eröffnet im Mai 2017, liegt in einer so genannten Game Management Area (GMA). Das ist eine Pufferzone für den Naturschutz, die sich an den South Luangwa Nationalpark anschließt. Da der Park nicht eingezäunt ist und die meisten Tiere den Unterschied zwischen Nationalpark und GMA nicht kennen, sind sie beiderseits der Grenzen zu finden. Es fällt allerdings auf, dass die Tiere hier etwas scheuer sind als im zentralen Teil des Nationalparks bei Mfuwe. Bisher gab es hier nur das kleine, rustikale Island Bush Camp, das noch zwölf Kilometer weiter südlich liegt. Entsprechend wenige Autos kamen hier vorbei. Mit dem neuen Camp werden es etwas mehr. Die Tiere müssen sich erst noch daran gewöhnen und halten etwas mehr Abstand. Das heißt aber nicht, dass es nichts zu sehen gibt, ganz im Gegenteil. Im warmen Nachmittagslicht stoppt Jabes, unsere Guide, den offenen Safariwagen am Rand einer weiten offenen Grasfläche, die von alten Bäumen und Waldinseln umgeben ist. Wir schauen uns um und zählen die Tierarten, die von dieser einen Position aus zu sehen sind: Puku, Impala, Zebra, Wasserbock, Giraffe, Warzenschwein, Pavian - und kein einziges weiteres Safarifahrzeug.

Three Rivers und Island Bush Camp gehören ebenso wie die komfortable Kafunta River Lodge in der Nähe von Mfuwe Anke und Ron Cowan, einem deutsch-australisches Ehepaar. Outback Africa arbeitet seit Jahren mit Kafunta Safaris zusammen. Bei meinem letzten Besuch vor vier Jahren hatten Anke und Ron schon von der Idee erzählt, ein drittes Camp zu bauen. Es sollte sich vom rustikalen Island Bush Camp unterscheiden und etwas Unverwechselbares bieten. Damals waren die Pläne noch nicht ausgegoren. Jetzt sind sie umgesetzt und ich kann nur sagen: gelungen!

Mit der Option zum Schlafen unter Sternen hat Three Rivers Camp das, was Marketing-Leute einen Unique Selling Point nennen. Und auch sonst gefällt mir die Gestaltung ausgesprochen gut. Runde Grundformen finden sich sowohl in den zentralen Gebäuden wie auch in den einzelnen Zeltchalets wieder. Sie führen bis in die Außendusche, die man durch eine Spirale aus senkrechten, unregelmäßig langen Holzstäben betritt. Ähnlich wie bei den Betten hat man auch beim Duschen die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Unter freiem Himmel oder drinnen im großzügigen, halboffenen Badezimmer.

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