Safari im Tsavo East Nationalpark

von Susanne Schlesinger

Tsavo ist einer der ältesten und mit knapp 12.000 Quadratkilometern der größte Nationalpark Kenias. Das Gebiet wurde 1948 eingerichtet, um die gefährdeten Elefanten und viele weitere Tierarten zu schützen. David Sheldrick, dessen Frau Daphne später das Elefantenwaisenhaus in Nairobi gründete, war hier über 30 Jahre lang tätig. Aufgrund der großen Fläche sind rund zwei Drittel des Parks für Besucher nicht zugänglich und bieten vielen Tieren, unter anderem den vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörnern, ein Rückzugsgebiet. Leider wird trotzdem gewildert.

Tsavo East ist für seine roten Elefanten und für die mähnenlosen Löwen bekannt, die angeblich Menschen anfallen. Man nennt sie deshalb auch "Man Eater". Ihren Ruf verdanken sie vor allem dem Roman „The Man Eaters of Tsavo“ von John Henry Patterson, einem Großwildjäger. Der Roman erschien 1907 und erzählt die Geschichte zweier Löwen, die Bauarbeiter einer Eisenbahnbrücke angriffen. Insgesamt wurden 35 Männer getötet bzw. verschleppt. Patterson, der die Löwen erlegte, wurde dafür vom englischen Premierminister geehrt. Die Löwen wurden als ausgestopfte Ausstellungsstücke nach Chicago verkauft und sind heute im Field Museum of Natural History ausgestellt. Später wurde der Roman Grundlage mehrerer Verfilmungen, von denen „Der Geist und die Dunkelheit“ die bekannteste ist.

Tsavo East ist von der kenianischen Küste in rund zweieinhalb bis drei Stunden zu erreichen, je nachdem, ob man über den Mombasa Highway oder Nebenstraßen fährt. Von Watamu aus nehmen wir eine direkte Route. Bereits nach wenigen Kilometern finden wir uns auf einer unbefestigten Straße aus roter Erde wieder, die entlang des Galana River durch Felder und Savannen führt. Ab und zu sehen wir einige Häuser und winkende Kinder.

Hier ist es viel sauberer als in Malindi oder Watamu, denn hier gibt es keinen Supermarkt und kaum Müll. Die Milch kommt von den Kühen und Ziegen, der Mais direkt vom Feld - alles ohne Plastikverpackung. Am Sala Gate sind unsere drei die einzigen Fahrzeuge. Die aufdringlichen Massaifrauen, die in der Massai Mara und Amboseli an den Toren auf Kundschaft warten, sucht man hier vergebens. Wie bei den Beachboys kann auch das in der Hochsaison anders sein. Natürlich gibt es einen Souvenirladen und Sanitäranlagen, aber auch im Laden kann man sich in Ruhe umschauen.Die ersten Impalas und Wasserböcke lassen sich blicken.

Wir nehmen eine Route in Richtung Süden und treffen auf ein paar Zebras und eine große Herde Büffel. Außerdem sehen wir einen der seltenen Somali-Strauße, erkennbar an den blauen Hals und den blauen Beinen. Die Landschaft hier ist ganz anders als die Savanne der Massai Mara. Es gibt nur wenige Bäume, dafür aber viel freies Grasland. Überall ragen mächtige Termitenhügel wie rote Türme zwischen dem Gras hervor. Aufgrund der Parkgröße verteilen sich die Tiere hier mehr als in kleineren Gebieten und das sorgt nicht immer für schnelle Tiersichtungen. Hinzu kommt, dass es anfängt zu regnen. Wir müssen das Dach schließen und nehmen Kurs auf das Satao Camp im Südosten des Parks.

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