Frei geboren - Joy Adamson und die Löwin Elsa

von Susanne Schlesinger


Schon als Kind habe ich, wie wohl die meisten meiner Kollegen, Safarifilme geliebt. In den 1970er Jahren gab es noch keine Animationen und 3D-Technik, längst hatten Filme nicht so ein rasantes Tempo drauf und objektiv betrachtet passiert in jeder 45-minütigen „Abenteuer Erde“-Folge heutzutage mehr als in einem der nostalgischen Kinofilme. Trotzdem hatten diese Filme eine fast magische Atmosphäre, und mich faszinierte diese unbekannte Landschaft und das Leben mit wilden Tieren sehr (und tut es natürlich immer noch).

Am liebsten mochte ich kleine Löwenbabys, weil sie einfach so niedlich sind. Ich war fest davon überzeugt, dass man Löwen als Haustiere halten kann. Schließlich lebte Clarence, der schielende Löwe aus „Daktari“, auch in der Tierauffangstation und Löwenbabys wurden geknuddelt und wohnten mit im Haus. Einen besonderen Platz in meinem Herzen hatte jedoch die Löwin Elsa aus dem Film „Frei geboren“ (Born Free) und der Fortsetzung „Drei Strolche in der Wildnis“.

Die Filme beruhen auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte von drei Löwenkindern in Kenia, deren Mutter von George Adamson, einem Wildhüter, erschossen wurde. Er bringt die kleinen Löwen mit auf die Farm, wo seine Frau Joy Adamson sie mit der Flasche aufzieht. Elsa ist das kleinste und schwächste Löwenbaby und der besondere Liebling seiner Ersatzmutter. Die beiden älteren Löwen werden, als sie größer sind, an einen Zoo abgegeben, Joy Adamson bringt es jedoch nicht übers Herz, auch Elsa ein Leben in Gefangenschaft aufzuzwingen. Sie will, dass Elsa in Freiheit leben kann.

Das ist gar nicht so einfach, denn sie muss Elsa das Jagen und das Überleben in der Wildnis beibringen. Es gelingt ihnen schließlich, und Elsa schließt sich einem Löwenrudel an. Ein Jahr später kehrt sie mit drei Jungtieren zu Familie Adamson zurück, allerdings nur zu einem Besuch. Diese Begebenheit wurde Thema der Fortsetzung „Drei Strolche in der Wildnis“. Als Kind wusste ich natürlich nicht, dass die Verfilmung aus dem Jahr 1966 auf wahren Begebenheiten beruht und sogar an Originalschauplätzen gedreht wurde.

Joy Adamson, die eigentlich Friederike Victoria Adamson, geb. Gessner hieß, stammte ursprünglich aus Österreich.

In Wien aufgewachsen, heiratete sie 1935 ihren ersten Mann, der wegen seiner jüdischen Herkunft nach Afrika emigrieren wollte. Die junge Frau reiste vor, um in Kenia ein geeignetes Haus zu finden, und verliebte sich bereits auf der Überfahrt in den Schweizer Botaniker Peter Bally, der ihr den Spitznamen „Joy“ (Freude) gab, weil er ihre Vornamen nicht mochte. Sie ließ sich von ihrem ersten Mann scheiden und zog nach der zweiten Heirat nach Nairobi. Hier entdeckte sie ihre Liebe zur Botanik und machte sich als Illustratorin botanischer Fachbücher über die Flora Ostafrikas einen Namen, studierte und malte aber auch Tiere und das alltägliche Leben der Menschen. Auch in England wurden ihre Bilder von Pflanzen, Tieren und Menschen erfolgreich ausgestellt. 1949 erhielt sie von sogar von der kenianischen Regierung den Auftrag, zwanzig Volksstämme zu portraitieren. Viele ihrer Illustrationen sind heute noch im Museum in Nairobi zu sehen.

Nach nur vier Jahren trennt sich das Ehepaar. Mit Ehemann Nummer drei, dem Wildhüter George Adamson, zieht Joy 1944 in ein abgelegenes Wildreservat am Fuß des Mt. Kenya. Hier ereignen sich im Jahr 1956 die Begebenheiten, die Joy Adamson in einem Buch niederschreibt, das unter dem deutschen Titel „Frei geboren – Eine Löwin in zwei Welten“ (Originaltitel: Born Free) weltweit bekannt und in 33 Sprachen übersetzt wurde. 1965 folgt die Verfilmung in Kenia, später werden eine Fortsetzung und eine Fernsehserie gedreht. Nach „Frei geboren“ gibt es von Joy Adamson noch weitere Bücher über Leoparden und Geparden, die sie ebenfalls intensiv studierte

Die Hauptdarsteller des Films, Bill Travers und Virginia McKenna, gründeten nach den Dreharbeiten eine Tierschutzorganisation, die sie nach dem Filmtitel „Born Free Foundation“ nannten und die bis zum heutigen Tag existiert.1970 trennten sich Joy und George Adamson, beide blieben aber bis zu ihrem Tod den Tieren verbunden. Joy Adamson lebte weiter im Shaba Wildreservat und widmete sich der Erforschung von Geparden und Leoparden. Sie zog mehrere von ihnen mit der Hand auf und schrieb weitere Bücher. Joy Adamson starb 1980 eines gewaltsamen Todes. Zuerst wurde ein Löwenangriff vermutet, später stellte sich aber heraus, dass ein entlassener Angestellter ihrer Farm sie angegriffen und tödlich verletzt hatte. Nach ihrem Tod wurde ihr letztes Buch: „Die Leopardin Penny“ verlegt.

Ihr Mann George Adamson lebte im Kora-Nationalpark und konnte 1972 noch einmal erfolgreich einen Löwen auswildern - Christian. Er wurde von den Australiern Anthony „Ace“ Bourke und John Rendall  bei Harrods in London als Baby gekauft und in einer Stadtwohnung aufgezogen. Mit Hilfe Adamsons konnte er erfolgreich an ein Leben in Freiheit gewöhnt werden. Berühmtheit erlangte die Geschichte durch ein Video auf Youtube, das eine spätere Begegnung seiner Ziehväter in Kenia dokumentiert. In diesem Video ist auch George Adamson zu sehen. (Info am 05.03.2018: das Video wurde leider mittlerweile wegen Urheberrechtsansprüchen auf Youtube gesperrt, es gibt also nur noch die DVD-Variante).

Nach dem Erscheinen des Videos im Internet wurde eine komplette Dokumentation über Christian mit alten Filmaufnahmen und neuen Interviews veröffentlicht.

2010 erschien die Geschichte dann auch als Buch „Christian der Löwe: Die Geschichte einer großen Freundschaft“.

George Adamson wurde 1989 bei einer Schießerei mit somalischen Wilderern getötet. Sein Buch „Meine Löwen, mein Leben“ wurde ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht. Joy Adamsons Vermächtnis ist neben den umfangreichen Illustrationen und Zeichnungen vor allem die unsterbliche Geschichte der Löwin Elsa, deren Schicksal Millionen von Kindern und Erwachsenen auch ohne technische Tricks zu Tränen rührte. Im Shaba Wildreservat, der Wirkungsstätte Joy Adamsons, entstand später die Luxus-Lodge Joy's Camp auf dem ehemaligen Farmgelände. Hier verbrachte Joy Adamson ihre letzten Jahre. Das Haupthaus des Camps beherbergt viele Andenken und Zeichnungen.
 

Im heutigen Meru Nationalpark wurden viele Szenen zu „Frei geboren“ gedreht. In der Lodge namens Elsa's Kopje, sind Me­mo­ra­bi­li­en zu sehen, die an die Dreharbeiten zum Film "Frei geboren" erinnern. Marco hat beide Lodges besucht und wunderbare Fotos mitgebracht, die erahnen lassen, warum Joy und George Adamson die Gegend und die Tiere so liebten. Den Meru Nationalpark und Elsa's Kopje erleben Sie auf unserer Reise Best of Kenya Luxus-Flugsafari oder in einem anderen maßgeschneiderten Reiseprogramm.

 

2 Kommentare

Wolfgang Ni

26.12.2016 um 15:39

Die Loewin Elsa erinnert mich immer
an die Kuh Elsa.Trotzdem war es ei-
ner meiner Lieblingsfilme als Klein-
kind in den 70ern!

Simone Lang

10.03.2016 um 20:16

Ich bin gestern per Zufall auf die TV Serie Frei geboren gestossen, die ich als Kind über alles geliebt habe und auch heute noch liebe ich diese Serie. Meine Lehrerin war in den 70igern bis zu ihrem Tod mit Joy Adamson befreundet. Jetzt werde ich mich durch die schöne Website arbeiten und nochmal die Bücher lesen die ich habe.