Vom Amboseli Nationalpark zurück nach Nairobi

von Judith Nasse

Amboseli, 07.09.2015

Heute klingelt der Wecker schon um 5.30 Uhr. Das frühe Aufstehen fällt mir nicht schwer, denn schließlich steht eine Frühpirsch auf dem Programm. Ich treffe meine drei Mitreisenden und unseren Guide an der Bar, wo wir uns bei Kaffee, Tee und Gebäck stärken. Dann geht es auch schon los. Leider ist es heute trüb und der Kili versteckt sich hinter dichten Wolken. Schade, aber nun habe ich einen weiteren Grund, diesen wunderbaren Ort nochmals zu besuchen.

Wieder haben wir Glück und machen noch ein paar schöne Tiersichtungen. Elefanten stehen direkt am Wegesrand, eine Mutter mit ihrem Jungen. Die Elefantenkuh ist sehr wachsam, sie beobachtet genau die Situation, schaut in Richtung des Fahrzeuges neben uns und reagiert auf die Stimmen der Reisenden. Ein weiterer Elefant bietet uns einen lustigen Anblick. Es sieht so aus, als habe er seinen Rüssel verknotet. Wir sehen noch eine Gnuherde mit ca. 60 bis 70 Tieren, die über die Ebene wandert, eine Gruppe Wasserböcke, Giraffen am Horizont und mehrere Hippos, die wie graue Inseln im Sumpf liegen. Auf unserem Rückweg zur Ol Tukai Lodge ist die Morgenstimmung besonders schön. Grünflächen und Wasser wechseln sich ab. Die vielen verschiedenen Vögel suchen fleißig nach Nahrung und im Hintergrund grasen Weidetiere. Nach dem Frühstück ist es Zeit aufzubrechen. Wir sehen noch einige Tiere, u.a. einen Hammerkopf, dann verlassen wir den Park. Auf Wiedersehen, Amboseli. Es war traumhaft schön hier! Unseren Reisegästen, die eine private Kenia-Safari planen, empfehle ich, an diesem besonderen Ort mindestens zweimal zu übernachten.

Das Jacaranda Hotel in Nairobi

Nachdem wir uns erfolgreich durch das Verkehrschaos in Nairobi durchgekämpft haben, erreichen wir unser heutiges Ziel, das Jacaranda Hotel. Die Zimmer sind großzügig geschnitten und verfügen über Flachbildschirm, Safe und Haartrockner. Zwar ist das Hotel etwas in die Jahre gekommen, aber sauber und gepflegt. Mehrere Bars und Restaurants stehen den Gästen zur Verfügung. Sehr gut ist das Frühstücksbuffet mit einer großen Auswahl an leckeren Speisen. Den angenehmen Garten mit großem Pool können wir leider gar nicht nutzen, denn es bleibt nur Zeit für einen kurzen Snack, dann geht es auch schon weiter.

Wir fahren zum Elefantenwaisenhaus „Sheldrick Wildlife Trust“, um dort unsere Patenkinder kennenzulernen. Eine Patenschaft für einen kleinen Dickhäuter ist bei fast jeder unserer Kenia-Safaris im Reisepreis inbegriffen. Die Fahrt zu Sheldrick zieht sich, denn es ist Feierabendverkehr. Ich dachte eigentlich, dass wir durch die Abfahrt eineinhalb Stunden vor Beginn der Paten-Besucherstunde viel Puffer haben, habe mich jedoch getäuscht. Nur wenige 100m vor dem Abbiegen in Richtung Nairobi-Nationalpark kommt der Verkehr dann völlig zum Erliegen. Wir denken schon, dass wir mit Verspätung ankommen werden, schaffen es dann aber doch noch gerade rechtzeitig.

Paten-Besucherstunde im Elefantenwaisenhaus „ Sheldrick Wildlife Trust“

Einer der Pfleger bringt uns vorbei an den leeren Ställen zu dem Platz, wo die Elefanten am späten Nachmittag aus dem Busch kommen, um nach Hause zurückzukehren. Nach einem kurzen Briefing und ein paar Erläuterungen über die Arbeit des Trusts geht es auch schon los und die kleinen Dickhäuter kommen in mehreren Gruppen angelaufen. Sie rennen direkt an uns vorbei, so nah, dass wir sie berühren könnten. Zielstrebig begeben sie sich in ihre Ställe und stürzen sich gierig auf ihre überdimensionalen Milchflaschen. Nun habe ich noch fast eine Stunde Zeit, die ich größtenteils bei meinem „Patensohn“ Ndotto verbringe, der gerade ein Jahr alt ist. Der Kleine ist sehr niedlich. Lange Zeit beobachte ich ihn fasziniert.

Der Blick aus seinen hübschen Augen mit den langen Wimpern wirkt etwas scheu. Gerne möchte ich ein bisschen mit Ndotto spielen und sein Pfleger gibt mir den Tipp, ich solle mit meiner Hand gegen seine Stirn drücken. Gesagt, getan. Es dauert nicht lange und Ndotto drückt mit all seiner Kraft zurück. Ich kann es ihm nicht übel nehmen, dass er dabei meine Hand mit voller Wucht gegen die Stalltür rammt – Autsch! Einmal sogar umschlingt mein Patenkind mit seinem Rüssel meine Hand. Diese hautnahe Begegnung mit Ndotto ist ein ganz besonderer, unvergesslicher Augenblick. Leider vergeht die Besucherstunde viel zu schnell. Ich besuche noch kurz einen der jüngsten Elefanten, Fußballspieler Rapa, und das blinde Nashorn Maxwell. Dann bleiben noch wenige Minuten, in denen ich mich von Ndotto verabschiede, bevor sich das Tor für uns Besucher wieder schließt. Wir fahren weiter zum Carnivore Restaurant, wo wir einen lustigen und geselligen Abend verbringen.

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