Tierbeobachtungen am Lake Naivasha und Lake Nakuru

von Judith Nasse

Nairobi, 08.09.2015

Nach dem Frühstück setzen wir unsere Reise fort. Unser heutiges Ziel ist der Lake Nakuru Nationalpark. Am „Great Escarpment“, dem großen Grabenbruch, legen wir einen ersten Stopp ein. Das Wetter hat sich deutlich gebessert und so können wir den herrlichen Weitblick bis in die Ebene genießen. Eine Familie Klippschliefer hat es sich an der Mauer und in den Bäumen gemütlich gemacht. Nun folgt das obligatorische Gruppenfoto an dem Schild „The Great Rift Valley“. James erzählt uns, dass wir unterwegs am Lake Naivasha an einer optionalen Bootsfahrt teilnehmen können. Ich habe diesen Ausflug von einer früheren Ostafrika-Reise in sehr guter Erinnerung und empfehle ihn meinen Mitreisenden. Einstimmig entscheiden wir uns dafür. Auf unserer Weiterfahrt zum Lake Naivasha können wir den Mount Longonot sehen.

Idyllische Bootsfahrt auf dem Lake Naivasha

Bei unserer Ankunft am Lake Naivasha begrüßen uns einige Wasserböcke. Nachdem wir die Fahrkarten gelöst und die Schwimmwesten angelegt haben, geht es auch schon los. Hoch über uns auf abgestorbenen Bäumen sitzen zwei Schreiseeadler. Wir fahren an ein paar Kormoranen vorbei, bevor unser Bootsführer sagt, dass wir bald auf eine Gruppe Hippos treffen werden. Wenige Minuten später taucht auch schon der erste Kopf aus dem See auf. Immer wieder klicken die Auslöser unserer Kameras. Selten kommt man diesen Tieren so nah. Es ist gar nicht so einfach, sie im richtigen Moment zu erwischen, denn während der Wärme des späten Vormittages tauchen die Flusspferde ruck-zuck wieder ab. Wir fahren weiter quer über den See zum Uferbereich der Insel „Crescent Island“ und genießen das Panorama. Auf der saftigen Ebene grasen verschiedene Antilopenarten und Zebras. Einige Giraffen lassen sich die Blätter der Akazien schmecken.
 

Der Mount Longonot bildet hierzu eine wunderschöne Kulisse. Für die Weidetiere ist Crescent Island ein wahres Paradies, denn dort gibt es keine Raubkatzen. Besucher können auf der Insel einen Spaziergang unternehmen. Wir beobachten noch ein paar Vogelarten, darunter einen Graufischer und einen Riesenfischer. Dann deutet unser Bootsführer auf einen Seeadler, der aus weiter Entfernung das Geschehen genau beobachtet. Kaum hat unser Guide einen Fisch ins Wasser geworfen, schon hebt der Greifvogel ab und fliegt in unsere Richtung. Wir versuchen, ihn genau in dem Moment zu fotografieren, als er mit seinen Krallen den Fisch aus dem Wasser holt. Leider gelingt uns das nicht ganz. Anschließend fahren wir zum Ufer zurück und setzen unsere Fahrt zum Lake Nakuru Nationalpark fort.

Die Lake Nakuru Lodge

Bei unserer Ankunft werden wir von den Angestellten der Lake Nakuru Lodge herzlich begrüßt. Diese Unterkunft hat insgesamt 92 Zimmer, die in einer weitläufigen Gartenanlage verteilt sind und über ein Duschbad und eine Veranda, teils mit Blick auf den Nationalpark, verfügen. Die tolle Lage innerhalb des Parks entschädigt vollkommen für die recht einfache Ausstattung der Zimmer. Den Gästen steht ein großer Swimmingpool mit Sonnenterrasse und eine Bar mit Billardtisch zur Verfügung. Erstaunlich ist allerdings, dass man hier im Gegensatz zu den anderen Unterkünften das WLAN nur gegen Gebühr nutzen kann. Wieder genießen wir bei unserem Mittagessen auf der Terrasse einen traumhaften Ausblick. Büffel stillen am Wasserloch, das direkt vor dem Restaurant liegt, ihren Durst und nehmen ein Schlammbad. Im Hintergrund erstreckt sich der Lake Nakuru.

Auf Pirschfahrt im Lake Nakuru Nationalpark

Etwas enttäuscht steige ich in unseren Minibus. Nach dem Mittagessen sind dichte Wolken aufgezogen und es hat sogar ein paar Tropfen Regen gegeben, sehr untypisch für diese Jahreszeit. Das Licht ist leider ungünstig zur Tierbeobachtung und zum Fotografieren. Auf einer staubigen Piste fahren wir hinunter in Richtung See. In einiger Entfernung liegen viele Büffel. Ein junges Zebra steht direkt am Wegesrand und schaut neugierig zu unserem Fahrzeug. Zu den Highlights im Lake Nakuru Nationalpark zählen die Nashörner, die wir dann auch kurze Zeit später als graue Flecken im Grün erkennen können. Sie grasen weit von uns entfernt. Dort, wo sie stehen, verläuft kein Weg und so müssen wir uns heute Nachmittag mit der Beobachtung durch unsere Ferngläser zufrieden geben.

Bei unserer Weiterfahrt stoppt vor uns ein Fahrzeug. Im ersten Moment denke ich, dass sich dort zwischen den Bäumen vielleicht eine Katze versteckt hat. Dann erst sehen wir die Rothschild-Giraffe, die gerade einen Nachmittags-Snack einnimmt. Der kleine Rotschnabel-Madenhacker auf ihrem Kopf ist deutlich zu erkennen. Eine Weile später rauscht das Funkgerät und James unterhält sich mit anderen Guides. Er berichtet uns, dass Löwen gesichtet wurden, macht es aber spannend und entscheidet sich, in eine andere Richtung zu fahren. Das Highlight möchte er anscheinend für den Abschluss unserer Pirschfahrt aufheben. Wir sehen noch eine große Herde Impalas und einen Wasserfall, bevor wir zu einem Waldstück kommen.

Hier stehen bereits mehrere Fahrzeuge, da werden wohl die Katzen nicht weit sein. Dann sehen wir auch schon eine Löwin, die direkt am Wegesrand liegt. Ihr Fell glänzt golden im Licht der tiefstehenden Sonne. Nach einer Weile bemerken wir, dass weiter entfernt noch ein Löwenmännchen im Gras liegt. Es beginnt ein ganz schönes Gerangel um die beste Fahrzeugposition. Schließlich ergattern wir einen guten Platz und können den Löwen aus nächster Nähe beobachten. Er wirkt schwach und ist verwundet. In seinem Fell sitzen sehr viele Fliegen. Wir entscheiden uns, noch einmal zur Löwin zurückzufahren.

Sie steht auf und geht den Weg entlang, scheint aber zu zögern. Immer wieder dreht sie sich um und kommt schließlich wieder zurück. Dann beginnt ein ganz besonderes Schauspiel. Das Männchen geht langsam auf sie zu. Die Löwin liegt am Boden, robbt in seine Richtung und knurrt ihn mit ihrer tiefen Baritonstimme an. Es ist ein sehr beeindruckender Moment. Noch nie habe ich ein Löwenweibchen knurren hören. James sagt, sie signalisiert dem Männchen, er solle sie in Ruhe lassen. Das tut er dann auch. Es hat sich gelohnt, eine ganze Weile zu warten, denn in der Zwischenzeit sind die meisten Fahrzeuge weitergefahren, so dass wir diese besondere Szene nur mit wenigen anderen teilen. Es dämmert schon, als wir zurück zur Lodge fahren. Bei einem guten Abendessen und einem Amarula an der Bar lassen wir diesen schönen Tag ausklingen.

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