Großer Auftritt vor kleinem Publikum

von Marco Penzel


Lake Manyara, 27. August 2021

Die zwei Frauen mühen sich, um mit ihrem Gesang einen fröhlichen Eindruck zu erzeugen. Es gelingt ihnen nur zum Teil. Auch die Floskel „Hakuna Matata“ in einem beliebten Touristen-Song, die so viel bedeutet wie „keine Probleme“, nimmt man ihnen nicht ab. Die Leichtigkeit, mit der sich dieses Lied einst verband, will sich nicht einstellen. Wir sitzen an der Pool-Bar der Lake Manyara Serena Lodge, einem Vier-Sterne-Hotel in Tansania mit 25 Jahren Tradition und spektakulärer Lage am oberen Rand des ostafrikanischen Grabenbruchs. Im fahlen Abendlicht scheint die Wasserfläche des Swimmingpools mit dem riesigen Manyara-See, der ein paar hundert Meter unterhalb liegt, zu verschmelzen.


Die beiden Sängerinnen werden von vier Kollegen mit Schlagzeug, Marimba und Background-Stimmen begleitet. Dabei sind die Musiker nur für das Vorprogramm zuständig. Sie wollen Hotelgäste für das nun folgende Spektakel an den Pool locken. Dessen Stars sind sechs Akrobaten, die mit ihren Leistungen in einer deutschen Fernseh-Show für Furore sorgen könnten. Stattdessen treten sie jeden Abend hier in der Serena Lodge auf – „sofern Gäste da sind“, wie sie uns später erzählen. Heute besteht das Publikum aus unserer vierköpfigen Familie. Das war‘s. Insgesamt wohnen an diesem Tag zwölf Gäste in der Lodge, die mit fast 70 Zimmern bis zu 150 Gäste beherbergen kann. Es ist August, Hochsaison. Vor Corona war es oftmals schwer, eine Reservierung zu bekommen. Und jetzt strengen sich hier zwölf Künstler für vier Zuschauer an und versuchen ihr Bestes, um das Lächeln nicht zu vergessen. Das restliche Hotelpersonal, vom Gärtner bis zur Köchin, tut es ihnen gleich. Sie schaffen es tatsächlich, auch im zweiten Jahr der Pandemie den Service auf einem guten Niveau zu halten. Aber „Hakuna Matata“ passt nicht zu dieser Lage.

Während ich über all das nachdenke, bleibt uns Vieren der Mund offen stehen angesichts des Feuerwerks aus akrobatischen Kunststücken. Die Männer kombinieren Hand- und Kopfstände, bauen dabei mit ihren eigenen Körpern Pyramiden, bis zu drei Etagen hoch. Alles ohne Netz und doppelten Boden. Dabei jagen uns schon ihre Purzelbäume auf dem unebenen Steinfußboden einen Schauder über den Rücken. Und schon folgt der nächste Salto, bei dem der Künstler nur einen Meter vor unseren Füßen landet, die Arme nach hinten streckt und ein breites Lächeln aufsetzt. Wow! Wir geben unser Bestes, damit Applaus und Trinkgeld wenigstens etwas größer ausfallen, als man es von einem so kleinen Publikum befürchten müsste.

Es ist unser vorletzter Abend in Tansania. Für unsere Familie geht die erste Afrika-Tour seit Ausbruch der Corona-Pandemie zu Ende. Wir sind froh, uns auf diese Reise begeben zu haben. Sie hat interessante neue Erkenntnisse gebracht. Dazu gehört auch, dass die Lodges der Serena-Gruppe weiterhin sehr empfehlenswert sind – und eine gute Wahl für alle, die sich in Tented Camps nicht so wohl fühlen oder eine Mischung aus festen Unterkünften und Zeltlodges wünschen. Die Manyara Serena Lodge ist solide gebaut, gut in Schuss, hat freundliches Personal, leckeres Essen und verlässlichen Service. Wahrscheinlich sind die bekannteren Serena-Lodges in Tansania (am Ngorongoro-Krater und in der Serengeti) auch schon wieder besser gebucht. Es wäre ihnen sehr zu wünschen.

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