Morgenpirsch im Norden der Serengeti

von Svenja Penzel


Bologonja, 22. August 2021

Das „Good Morning“ weckt uns heute früher als sonst, draußen ist es noch stockfinster. Leise stellt ein Camp-Mitarbeiter ein Tablett mit Kaffee und Keksen auf das Tischchen vor unser Zelt. Wir schälen uns aus den warmen Betten. Heute wollen wir zeitig starten und der Natur beim Erwachen zusehen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, es ist noch kalt, da sitzen Marco und ich schon im offenen Pirschfahrzeug mit unserem Guide Amos. Warm angezogen, mit rotkarierten Massai-Decken auf den Sitzen. Sogar Wärmflaschen liegen bereit, dankbar lege ich eine auf meine Beine. Die Kinder im anderen Zelt haben wir schlafen lassen, unsere Teenager wüssten diesen Moment nicht zu schätzen. Die Faszination der folgenden Stunden wollen wir allein genießen, ohne genervte Gesichter. Amos gibt Gas, der Landcruiser erklimmt den ersten Hügel. Der kühle Fahrtwind bläst uns ins Gesicht, ich ziehe meine Kapuze über.

Der Horizont wird heller. Hier im Norden der Serengeti ist die Landschaft hügelig und durchzogen von verwitterten Felseninseln. Es hatte in den letzten Tagen etwas geregnet, überall wächst frisches Gras. Hinter jedem Hügel tut sich eine neue verzauberte Landschaft auf. Der Morgennebel hängt noch in den Tälern. Nun tauchen die ersten Sonnenstrahlen alles in ein herrliches Licht. Wir haben die richtige Reisezeit gewählt. Die nördliche Serengeti ist gesprenkelt von Gnus. Tiere, so weit das Auge reicht, in jede Richtung. Ruhig stehen sie da und grasen. Hin und wieder geht eine Bewegung hindurch, sie laufen ein paar Hundert Meter, dann stehen sie wieder.

Wir nähern uns dem Mara-Fluss, der aus Kenia kommend erst die Massai Mara und dann die nördliche Serengeti durchquert auf seinem Weg zum Victoria-See. In der Ferne sehen wir die flachen Tafelberge jenseits der Grenze in Kenia. Am Horizont sind kleine Tupfen am Himmel zu erkennen. Ein Blick durchs Fernglas zeigt: da starten mehrere Heißluftballons über der Massai Mara. Aber nicht nur dort. Einen Hügel und ein Tal weiter erblicken wir auch zwei Ballons, die in Kürze über der Serengeti aufsteigen werden. Noch ist kein anderes Fahrzeug zu sehen. Ein kleines Paradies nur für uns. Dieser Moment ist perfekt.

Das frühe Aufstehen hätte sich für mich auch ohne jede weitere Tiersichtung gelohnt, denn diese Stimmung ist unvergleichlich, fast muss ich mich kneifen. Doch dann liefert die Serengeti. Drei Löwen spazieren gemächlich am anderen Ufer eines kleineren Flusses entlang, später sehen wir eine Löwin mit zwei noch sehr kleinen Jungen. Elefanten, die von einem Hügel ruhig auf unser Fahrzeug zulaufen. Giraffen, meine Lieblingstiere. Marco fotografiert. Ich genieße. Auf dieser Reise lerne ich mein Fernglas neu lieben. Die Zeit verfliegt nur so. Viel zu schnell ist die Pirschfahrt vorüber, wir kehren zu unserem Camp zurück. Die Sonne steht schon hoch, es ist warm geworden, das Frühstück steht bereit. Was für ein schöner Start in den Safari-Tag!

ein Kommentar

Nicole

10.10.2021 um 20:08

Danke für den tollen Artikel, für ein paar Minuten waren meine Erinnerungen aus 2013 und die Serengeti sofort wieder da. Ein Blitz Urlaub für die Seele!

Antwort von Outback-Africa

Vielen Dank für diesen netten Kommentar, liebe Nicole!