Mit der Familie auf Safari: Tansania im zweiten Corona-Jahr
Lake Manyara, 28. August 2021
Wir sind am Ende einer zweiwöchigen Safari am Großen Afrikanischen Grabenbruch angekommen. Von der Abbruchkante, an die unsere Lodge gebaut ist, bietet sich ein beeindruckender Blick auf den unter uns liegenden Manyara-See. Wir haben hier einen Erholungstag und damit Zeit, die Reise Revue passieren zu lassen. Wir sind glücklich, hier zu sein, und gleichzeitig traurig, dass unsere Reise bald zu Ende geht. Hier kommt unser persönliches Fazit zu dem, was diesmal anders und besonders war, und zur aktuellen Lage des Tourismus im Norden Tansanias.
Begonnen hatte unsere Reise vor zwei Wochen mit einer fast dreistündigen Prozedur am Flughafen Kilimanjaro. Sie markierte nur das Ende der Formalitäten, die heutzutage für die Einreise notwendig sind. PCR-Tests und Registrierung auf einer Webseite der tansanischen Regierung hatten wir schon daheim absolviert. Vor Ort wurde dann bei jedem der 250 Passagiere, die am Morgen aus der Boeing 787 der Qatar Airways gestiegen sind, zuerst Fieber gemessen. Dann musste der Antigen-Schnelltest, der am Flughafen vorgenommen wird, bezahlt werden. Wir hatten das schon vorab erledigt, was aber wiederum nachgewiesen und mit einem weiteren Zettel bescheinigt werden musste. Dann schob uns ein Mann im weißen Kittel in provisorischen Kabinen das Teststäbchen in die Nase. Wir warteten auf das Ergebnis, bevor wir uns am Einreiseschalter anstellen konnten. Zwei von uns mussten das Visum noch vor Ort beantragen, die anderen beiden hatten es schon vorab besorgt, was ihnen unterm Strich etwa 15 Minuten ersparte. Die waren aber vorher mit dem Online-Antrag draufgegangen.
Kurzum: die Formalitäten für die Hin- und später nochmals für die Rückreise sind schon aufwändig. Aber sie lohnen sich, denn die Safari war so beeindruckend und unbeschwert wie eh und je. Höhepunkt war ein River-Crossing, bei dem mehrere Tausend Gnus im Norden der Serengeti den Mara-Fluss überquerten. Dies geschah unter den Augen zahlreicher Touristen. Mindestens zwanzig andere Safari-Fahrzeuge haben wir während des Crossings gezählt. Früher wären es vielleicht noch mehr gewesen, doch die kleinen und zumeist exklusiven Camps im entlegenen Norden der Serengeti waren offenbar schon wieder gut gebucht.
Allerdings ist die Buchungslage nicht einheitlich. Im Serengeti Safari Camp, das zu den besseren mobilen Safari-Domizilen zählt, waren wir vier für zwei Nächte die einzigen Gäste. Am letzten Abend gesellte sich ein amerikanisches Reisegrüppchen zu uns. Briten, die dieses Camp sonst gern buchen, haben wir nirgends getroffen. Deren Regierung besteht noch auf eine lange und teure Quarantäne, wenn Reisende aus Afrika zurückkehren. Das scheint die safaribegeisterten Engländer abzuhalten. Franzosen, Spanier und Deutsche reisen schon wieder mehr, ihnen sind wir immer wieder begegnet.
Dabei ist auch hier der Querschnitt der Reisenden noch nicht vollständig. Die Kollegen von Wilkinson Tours, dem wichtigsten Safaripartner von Outback Africa in Tansania, berichteten, dass vor allem kleinere Safarispezialisten wieder vermehrt Gäste schicken. Offenbar zahlt sich hier aus, dass diese Spezialisten ihre Kunden besonders gut beraten und bei der Reisevorbereitung begleiten können. Größere Reisefirmen und Internet-Portale, die früher auch zum großen Teil die Serena Lodges gefüllt haben, tun sich da offenbar schwerer. Ob das schon eine repräsentative Erklärung für die so verschiedene Buchungslage ist, wissen wir nicht. Jedenfalls war die Lake Manyara Serena Lodge bei unserem Besuch nur zu zehn Prozent belegt und das kleine Tarangire View Camp, das zu Wilkinson Tours gehört, an unserem zweiten Abend ausgebucht.
Und wie wirken sich die Corona-Schutzmaßnahmen auf das Reisen aus? Angenehm wenig, so war unser Eindruck. Masken sind im Flugzeug und auf Flughäfen Pflicht, ansonsten wandern sie in die Tasche. Kellner und Rezeptionsangestellte trugen in den meisten Fällen Masken, unsere Safari-Guides dagegen nur so lange, bis wir mit ihnen besprochen hatten, dass wir darauf verzichten können. Immerhin sind die meisten Reisenden geimpft, zudem haben alle Touristen vor der Einreise einen PCR-Test mit negativem Ergebnis absolvieren müssen.
Während der frühere tansanische Präsident Magufuli nichts von Schutzimpfungen gegen Covid-19 wissen wollte, gab es nach dem Amtsantritt der neuen Präsidentin Samia Suluhu Hassan in diesem Punkt einen Richtungswechsel. Anfang August 2021 wurde endlich der Start der Impfkampagne in Tansania verkündet. Neben medizinischem Personal zählen auch Mitarbeiter der Tourismusbranche als so genannte Frontline Workers zu der Personengruppe, die als erste an die Reihe kommt. Safari-Firmen haben die Gelegenheit sofort genutzt und für ihre Mitarbeiter Impftermine organisiert. Unsere Reise fand noch im gleichen Monat statt, in dem die Impfungen begonnen hatten. Und beide Safari-Guides, mit denen wir unterwegs waren, hatten da bereits ihre Impfung erhalten, mit dem Vakzin von Johnson&Johnson.
Ein anderes Zeichen der neuen Zeit sind die Waschstationen, die aus einem Wasserkanister und einem Seifenspender bestehen, beides getragen von einem Metallgerüst und per Fußpedal quasi kontaktfrei zu bedienen. Händewaschen ist damit jetzt fast überall möglich. Die Stationen stehen nicht nur an den Eingängen jeder Lodge und jedes Hotels, sie stehen auch vor Schulen, Geschäften und selbst neben den aus Dornengestrüpp gebauten Umzäunungen der Massai-Dörfer.
noch keine Kommentare