05.06.2013 um 09:19
Im Internet habe ich in der Serie "Schätze der Welt" einen interessanten 15-minütigen Bericht über die Victoria-Fälle und David Livingstone gefunden.
Nun täte man dem berühmtesten aller Afrikaforscher jedoch Unrecht, wollte man ihn nur auf seine Entdeckungen und Reiseberichte reduzieren. Eigentlich wollte der junge Schotte aus armem Elternhaus etwas ganz anderes, als er nach einem mühsam erkämpften Medizin- und Theologiestudium 1840 in die Kapkolonien aufbrach. Von der Idee beseelt, die Heidenvölker zu bekehren und ihnen den rechten Glauben zu bringen, reiste er 1840 nach Südafrika. Sein eigentliches Ziel war China, doch dies war wegen der unsicheren politischen Lage unmöglich geworden. In Afrika angekommen erkannte Livingstone recht schnell, dass fromme Reden und Gebete nicht ausreichen würden, um den Respekt der einheimischen Bevölkerung zu erlangen. Entgegen der Ansichten vieler anderer Missionare, die eher wegen des sorgenfreien Lebens in die Kolonien gewandert waren, nimmt Livingstone große Strapazen auf sich, um Missionsstationen in entlegenen Gebieten des Betschuana-Landes (heute Botswana) aufzubauen.
Gemeinsam mit seiner Frau Mary, ebenfalls einer Missionarsfamilie entstammend, müht er sich redlich, den Kindern und Erwachsenen Bildung und Religion zu vermitteln und die Lebensumstände zu verbessern. Als entschiedene Gegner der Sklaverei bauen Livingstone und seine Frau insgesamt drei Missionshäuser ohne fremde Hilfe auf und lernen sogar die Sprache der jeweiligen Bevölkerung. Trotz aller Bemühungen sind die Einwohner der Kalahari eher resistent gegen alle Missionsbemühungen, lediglich ein Häuptling bekehrt sich zum Glauben und sieht sich dann dem Problem gegenüber, seine zahlreichen Frauen wieder loszuwerden, wo doch die Bibel Monogamie vorschreibt. Mehr Erfolg hat Livingstone bei der Erforschung von Naturheilmitteln und beim Kampf gegen die gefürchtete Tsetsefliege als Überträgerin der Schlafkrankheit.
Die anfänglichen Tagestouren werden schnell zu größeren Expeditionen. Livingstones Frau und die bis dahin geborenen fünf Kinder können ihn nicht mehr begleiten. Schweren Herzens reist die Familie 1858 nach Kapstadt, und Frau und Kinder kehren nach England zurück. Die Expeditionen werden zu Livingstones Lebensinhalt. Unermüdlich reist er nun im Auftrag seiner Majestät, Königin Victoria, zu unentdeckten Gebieten.
In den Jahren 1858 bis 1862 erkundet er den Sambesi stromauf- und abwärts. Dabei sieht er als erster Europäer die imposanten Wasserfälle, die er zu Ehren der Königin Victoria-Fälle tauft. Seine Frau Mary, die mit ihm nach Afrika zurückgekehrt ist, bekommt ein sechstes Kind im Haus ihrer Eltern in Kuruman. Sie reist der Expedition später hinterher. In einem Camp in Shupanga im heutigen Mosambik stirbt sie 1862 an einem Fieber und wird dort begraben.
Die Kinder wachsen in England bei Verwandten auf. 1863 reist sein ältester Sohn Robert mit 17 Jahren nach Südafrika, um seinen Vater zu sehen. Livingstone verbietet ihm jedoch in einem Brief, ihm an den Sambesi nachzureisen. Robert ist tief enttäuscht und nimmt ein Schiff nach Amerika. Dort wird er Soldat unter Vorgabe eines höheren Alters und stirbt zwanzigjährig als angeblicher Deserteur in einem Konföderierten-Gefängnis. Drei der insgesamt sechs Kinder heiraten und gründen eigene Familien. Über die zwei anderen Kinder ist nichts bekannt.
Auf seinem weiteren, recht beschwerlichen Weg zur Quelle des Sambesi erkundet er auch zahlreiche Nebenarme wie den Chobe, bevor er nach einjähriger Wanderung auf den Malawi-See trifft. Dieser Anblick beeindruckt ihn so tief, dass er bei einer weiteren Expedition 1866 von Sansibar aus auf das Festland übersetzt und Ostafrika durchquert, um erneut zum "See der Sterne", wie er den Malawisee nennt, zu gelangen. Unterwegs überwirft sich Livingstone mit seinen arabischen Begleitern wegen Überfällen von arabischen Sklavenhändlern auf Dörfer und reist allein weiter.
Derweil machte das Gerücht die Runde, Livingstone sei erschlagen worden. Zwei Jahre später findet eine nachgereiste Expedition unter Leitung von Henry Morton Stanley den Forschungsreisenden krank in Ujiji am Tanganyika-See und spricht die legendären Worte: "Dr. Livingstone, I presume?" Stanley, ein nach Amerika ausgewanderter englischer Journalist, wittert in der Suchexpedition nach dem berühmten Forscher seine Chance und weiß diese zu nutzen, auch wenn einige seiner Abenteuer wohl eher aus der Feder seines Zeitgenossen Karl May hätten stammen können.
Sehr eilig hat er es zudem auch nicht, David Livingstone zu finden. Ein ganzes Jahr tingelt er als Journalist durch Arabien und Indien, bis er 1871 mit einer riesigen Expedition von Bagamoyo aus den Spuren Livingstones folgt und ihn schließlich auch findet.
1873 stirbt David Livingstone während einer Wanderung um den Bangweulu-See, wo er die Quelle des Nils vermutet, an Dysenterie (Ruhr). Seine treuen Begleiter Sussi und Chuma bringen den Leichnam nach Bagamoyo, wo er auf ein Schiff nach England verladen und in London in der Westminster Abbey begraben wird. Sein Herz jedoch wird einbalsamiert unter einem Baum in Chitambo begraben, wie er es mit seinem Ausspruch: "Mein Herz ist in Afrika" gewünscht hatte. Seine zahlreichen Berichte, Karten und Bilder gelangen nach England. Livingstones Reiseberichte werden in Buchform veröffentlicht. Zahlreiche Orts- und Straßennamen machen Livingstone unsterblich. Ihm selbst, dem zähen und zielstrebigen Jungen aus Schottland, der auszog, den Heiden den Glauben zu bringen und unbekannte Länder zu erkunden, wäre so viel Aufmerksamkeit wohl eher unangenehm gewesen. Heutzutage, wo alles satelliten- und GPS-vermessen ist, ist das Reisen in die entlegenen Gebiete kaum mehr mit den Abenteuern zu vergleichen, die Livingstone erlebte, und doch kann jeder Reisende die Begeisterung nachvollziehen. Livingstone hat einen Weg bereitet, den wir heute noch gehen. Er hat viel dafür geopfert. Es braucht Menschen wie Livingstone, um das Unbekannte bekannt zu machen. Darin und in seiner Liebe zu Afrika liegt der eigentliche Verdienst des Forschers, der am 19. März 2013 200 Jahre alt geworden wäre.
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05.06.2013 um 09:19
Im Internet habe ich in der Serie "Schätze der Welt" einen interessanten 15-minütigen Bericht über die Victoria-Fälle und David Livingstone gefunden.
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