Sand Rivers Selous, Selous Wildreservat, Südtansania

von Svenja Penzel

Selous, 20. Juni 2010

Die Anfahrt nach Sand Rivers Selous ist steinig und anstrengend. Doch dann dieser Blick vom Hauptgebäude – ich bin völlig baff. Die Lage ist überwältigend schön, direkt oberhalb des Flusses. Ich war aufgrund des Namens immer davon ausgegangen, dass das Camp an einem Sand River, also an einem trockenen Flussbett liegt. Doch hier fließt der Rufiji River kraftvoll als breiter Strom vorbei.

Ein sehr großer, bärtiger Mann kommt auf uns zu. Ich fange gerade an, mich vorzustellen, da unterbricht er mich und sagt, wir können auch deutsch reden. Klaus ist Kenia-Deutscher und leitet die Lodge. Er zeigt mir die Zimmer, die man eigentlich nicht Zimmer nennen kann, auch nicht Zelte oder Chalets, aber wie denn dann? Auf der Firmen-Website werden sie Cottages genannt, das wird ihnen aber auch nicht gerecht. Auf der Rückseite jedes – nun ja – Cottages ist eine gemauerte Wand, die anderen drei Seiten sind offen – hier endet die Wand in Brusthöhe. Sonnenlicht durchflutet den Raum. Hinter dem breiten Doppelbett wachsen in einer Art Innenhof Pflanzen und sogar kleine Bäume. Das Badezimmer ist zu allen Seiten offen, man sieht also beim Duschen oder Zähneputzen auf den Fluss. Zum Fluss hin lädt eine breite Aussichtsterrasse zum Verweilen ein. Viel Platz, viel Licht. Über das alles spannt sich ein ausladendes Reetdach. Das einzige, was komplett zu schließen ist, ist das Moskitonetz ums Bett herum. Zwischen den einzelnen Cottages ist so viel Grün und so viel Abstand, dass man von seinen Nachbarn nichts sieht und hört. 

Zehn Cottages gibt es insgesamt, davon zwei Suiten, die einen privaten kleinen Pool haben. Dazu kommt noch ein Satellitencamp zwei Kilometer entfernt, Kiba Point. Es kann von Familien oder Gruppen von Freunden exklusiv gebucht werden, hier sind auch kleine Kinder erlaubt. Den Gästen von Kiba Point stehen ein eigener Guide und ein eigenes Pirschfahrzeug exklusiv zur Verfügung.
 

Sand Rivers Selous gehört zu Nomad Tanzania, denen unter anderem die legendären Camps Greystoke Mahale, Chada Katavi und das Serengeti Safari Camp gehören, insgesamt neun exklusive Camps. Nomad rühmt sich, die besten Guides in Tansania zu haben, die firmenintern regelmäßig auf hohem Niveau geschult werden. Ich kann das leider nicht testen. Aber hier könnte ich es wohl mehr als ein paar Tage aushalten. Das ist auch das Ziel des Managers: Die Gäste sollen Sand Rivers nicht im Schnelldurchgang erleben, sondern mit viel Zeit. Neben Pirschfahrten, Pirschwanderungen, Bootssafaris und Angeln wird hier nämlich auch „Fly Camping“ angeboten. Bis zu vier Tage lang ist man dann im Busch unterwegs, geführt von Klaus persönlich, und übernachtet an wunderschönen einsamen Stellen in völliger Wildnis unter dem Sternenhimmel. Purer geht Afrika nicht. Sand Rivers gefällt mir vom ersten Augenblick an. Ich mag das offene Konzept, die fantastische Lage und die lockere, familiäre Atmosphäre. Das Camp ist nicht so geleckt wie Beho Beho, wo wirklich kein Stäubchen zu finden ist. In Sand Rivers fallen die Blätter von den Bäumen in die Häuser hinein, einige Palmgrasdächer müssten mal ausgebessert werden, das Camp ist nicht neu – und trotzdem ein Traum.

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