Siwandu Camp, Selous Wildreservat, Südtansania

von Svenja Penzel

Selous, 19. Juni 2010

Das Siwandu Camp gehört zusammen mit Jongomero und dem Strandresort Ras Kutani zur Selous Safari Company. Und das merkt man auch auf angenehme Weise. Auch hier sind die Wohnzelte sehr groß, komfortabel eingerichtet, mit weichem Licht aus mehreren Lampen schön beleuchtet und mit vielen hübschen Details ausgestattet.

Das geräumige Bad mit Doppelwaschbecken aus Messing ist blitzblank, die Dusche ist hier jedoch außen. Minuten später stehe ich in dieser lauen Nacht (Selous ist durch die Nähe zur Küste bedeutend wärmer als Ruaha) splitternackt unterm Sternenhimmel und spüle den Staub und Dreck dieses anstrengenden Tages mit warmem Wasser ab, das wasserfallähnlich auf mich herunterkommt. Was für eine Wohltat! Ich liebe Außenduschen. So erfrischt und verjüngt (naja…) begebe ich mich anschließend zum Dinner, das heute al fresco serviert werden soll, im Busch neben dem auf Stelzen errichteten und stimmungsvoll beleuchteten Hauptgebäude mit Restaurant und Bar. Eine lange Tafel ist gedeckt, die etwa 12 Gäste reden heute Abend englisch, französisch und belgisch. Zwei Honeymoon-Paare sind dabei. Die Manager und einige der Guides schließen sich an, es wird eine nette Runde. Nur müssen wir kurze Zeit später doch wieder unter das Dach des Hauptgebäudes umziehen, da uns ein Regenschauer vertreibt.

Es gibt Spezialitäten vom Grill, Fleisch und Fisch, mit leckerem Gemüse und anderen Beilagen. Die Krönung ist ein ganz ausgezeichnetes Mousse au Chocolat als Dessert. Die Managerin Jenny klärt mich auf, dass die Selous Safari Company die Menü-Pläne ihrer drei Camps so miteinander abstimmt, dass Gäste, die in allen drei Camps übernachten, immer wieder etwas Neues probieren können und viel Abwechslung haben. Und sie sagt mir auch, dass das Dinner an jedem Abend etwas anders gestaltet wird. Mal sitzen alle beisammen wie heute, mal sitzen die Gäste in kleinen Gruppen oder paarweise beieinander, und Honeymooner bekommen an ihrem letzten Abend ein privates Dinner auf ihrer Terrasse serviert.Handy-Empfang gibt es an diesem abgelegenen Ort tief im Selous-Wildreservat nicht, wohl aber Strom und Licht die ganze Nacht hindurch. Trotz Müdigkeit bleibe ich noch eine ganze Weile in dieser netten Gesellschaft sitzen. Schließlich mache ich für den nächsten Morgen eine Bootssafari aus und verabschiede mich in mein breites weißes Bett, um das herum schon das Moskitonetz herabgelassen wurde. Grillen zirpen, Frösche quaken im Lake Nzerakera, der nur wenige Meter hinter meinem Zelt beginnt. Leise wummert weit in der Ferne der Generator, ein letzter Tribut an die Zivilisation.

Bootssafari auf dem Lake Nzerakera

Siwandu Camp, 20. Juni 2010

Früh am Morgen begleitet mich ein Guide des Camps den Steg entlang zu einem kleinen Boot am Ufer des Lake Nzerakera. Dort hat der Bootsmann schon alles vorbereitet, startet den Motor und los geht’s zur Bootssafari. Wir fahren in gemächlichem Tempo am Ufer entlang, schauen den Vögeln zu und lassen uns teils sehr nah an sie heran treiben. Ich bin erstaunt, wie wenig scheu die Tiere hier sind. Wer ein gutes Teleobjektiv hat, dem gelingen hier sicher ganz tolle Aufnahmen von Eisvögeln, Störchen und Bienenfressern. Meine Kamera ist dafür nicht ausgelegt, aber für den Büffel, der durch den flachen See bis zu einer Insel watet und dort in aller Ruhe frisst, reicht es.

Wir sehen auch kleinere Krokodile und mehrmals Elefanten. Ich genieße die frühen Sonnenstrahlen und die Zeiten, in denen das Boot einfach nur treibt und ich die Morgenstimmung ohne Motorengeräusch in mich aufnehmen kann. Mein Guide sitzt neben mir und erklärt mir jedes Tier, zückt auch ab und zu ein Vogelbuch und zeigt mir das gerade weggeflogene Exemplar, damit ich es noch mal in Ruhe anschauen kann. Kein anderes Boot ist hier an diesem Morgen unterwegs, und kein anderer Gast des Camps ist mit dabei. Alles nur für mich! Der See mit seinem dicht bewachsenen, palmenbestandenen Ufer sieht aus wie ein Gemälde. Erstaunlich, was für große Seen der Rufiji River hier geschaffen hat. Als die Sonne schon höher steht, sind wir zurück am Ufer.

Zurück im Camp erwartet mich zunächst ein leckeres Frühstücksbuffet, das ich auf dem erhöhten Holzdeck des Hauptgebäudes einnehme, die Morgensonne im Rücken und den Lake Nzerakera vor mir. Der Tag hat gut begonnen.
Lana, eine junge Südafrikanerin, führt mich durch die ganze Anlage. Das Siwandu Camp besteht aus 13 Zelten, verteilt auf zwei separate Camps, die jeweils ein eigenes Hauptgebäude mit Restaurant haben. Wenn wie jetzt nur wenige Gäste da sind, wird nur eins der beiden Camps genutzt. Das schafft eine intimere, familiäre Atmosphäre.

Alle Wohnzelte haben ein breites Aussichtsdeck mit Blick zum See. Der Swimmingpool liegt abseits der Hauptgebäude, damit die Gäste dort ungestört baden können und sich nicht von denjenigen beobachten lassen müssen, die gerade im Restaurant essen. Alles macht einen gepflegten Eindruck. Das Selous Safari Camp liegt in einer sehr wildreichen Gegend. Ganz in der Nähe des Camps lebt ein Rudel Wildhunde. Eins der Weibchen ist trächtig. Auf Fußpirsch sind die Hunde regelmäßig zu sehen, wie mir Lana erklärt. Ich höre gebannt zu und werde ganz aufgeregt, denn ich habe auf allen meinen Safaris noch nie Wildhunde gesehen. In Selous sind wahlweise Pirschfahrten, Pirschwanderungen und Bootssafaris möglich, alle sind im Preis enthalten. Auch hier muss ich aus Zeitgründen die Fußpirsch leider sausen lassen, denn schon erwartet mich Philippo mit seinem Landcruiser, der erstaunlicherweise auch hier – wie jeden Morgen – frisch gewaschen ist. „Tayali twende?“ – „Twende!“ entgegne ich, „Let’s go“. Ein paar Brocken Suaheli hat er mir auf unseren langen Fahrten schon beigebracht.

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