Camp Somalisa, Hwange NP - Reisebericht Zimbabwe (6)

von Marco Penzel


Nach einer kürzeren Pirschfahrt am nächsten Morgen sollte ich um halb zehn beim Ngwesha Campingplatz vom Wilderness Auto in ein Fahrzeug von African Bushcamps umsteigen. Doch ein anderes Auto ist nicht zu entdecken. Offenbar gab es hier ein Missverständnis in der Planung. So bleibt Zeit, den öffentlichen Campingplatz zu inspizieren. Grillplätze, Schattendächer, Waschraum, Dusche und Toilette – alles ist da, wie auf ähnlichen Campingplätzen in den Nationalparks Südafrikas und Namibias. Nur scheint hier schon zehn Jahre niemand mehr gewesen zu sein; kein Camper, und auch kein Handwerker zur Renovierung. Das Gelände sieht auf den ersten Blick ordentlich aus, auf den zweiten Blick braucht es aber dringend mehr als nur ein bisschen neue Farbe und ein paar neue Fliesen.
Ngweshla Campingplatz, Hwange NP.© Foto: Marco Penzel | Outback Africa ErlebnisreisenUm halb zwölf holt mich endlich die Managerin von Camp Somalisa ab. Sie hatte eine andere Zeit auf dem Zettel als der Fahrer von Makalolo. Warum auch immer. Ich habe so zweimal Gelegenheit, eine Gruppe von fünf jungen Löwen zu beobachten, die von einer erwachsenen Löwin begleitet werden. Alle sehen nicht hundertprozentig gesund aus. Sie bewegen sich nur langsam. Passt die Mutter vielleicht auf die Jungen verschiedener Rudelmitglieder auf? Hatten sie schon längere Zeit kein Glück bei der Jagd? Wir wissen es nicht.
Bar im Somalisa Camp. © Foto: Marco Penzel | Outback Africa ErlebnisreisenSomalisa ist ein richtiges Bushcamp im alten Stil. Zum Duschen füllt das Personal einen Wassersack mit warmem Wasser, der dann hinter dem Zelt hochgezogen wird und über dem Freiluft-Badezimmer baumelt. Es gibt keinen Wasserhahn, stattdessen hängt eine Schöpfkelle bereit, um die Waschschüssel zu befüllen. Die Zelte sind elegant eingerichtet, haben einen Fußboden aus Holzdielen und ein großes, bequemes Bett. Das Messezelt, in dem die Mahlzeiten eingenommen werden, ist mit alten Koffern dekoriert. Auf dem Schreibtisch liegt ein in Leder gebundenes Tagebuch, daneben Tintenfass und Schreibfeder sowie die elfenbeinfarbenen Zähne diverser Tiere. Hier fühlt man sich um einige Jahrzehnte zurückversetzt in die Zeiten der Safari-Pioniere.
Elefanten am Pool des Somalisa Camps, Hwange NP.© Foto: Marco Penzel | Outback Africa ErlebnisreisenDie Attraktion von Somalisa ist allerdings der Swimmingpool, obwohl keiner der Gäste auf die Idee käme, ihn zu benutzen. Das Bassin ist nur noch zu einem Drittel gefüllt. Elefanten besuchen ihn regelmäßig und haben ihn längst als Tränke in Beschlag genommen. Zwei Liegestühle unter Sonnenschirmen sind weiterhin begehrte Plätze für die Gäste, die weniger zum Sonnen als zum Tierbeobachten aus allernächster Nähe hier sitzen. Mit ihren Rüsseln könnten die Elefanten den Leuten unterm Sonnenschirm die Füße kitzeln. Doch die Dickhäuter interessieren sich offensichtlich mehr für das frische Nass. Ich hocke daneben und knipse ein Bild nach dem anderen. Porträts großer Elefanten, Schnappschüsse von kleinen Elefanten, die zwischen den Beinen Ihrer Mütter umher stolpern. Das alles nimmt mich so gefangen, dass ich den High Tea, der oben im Messezelt serviert wird, beinahe verpasse. Eine helfende Hand tippt mir auf die Schulter. Der Kellner hat mir ein Stück Pizzakuchen und ein Glas Eistee neben die Fototasche gestellt. Nachdem ich in dieser Lage kein Tele-, sondern ein Weitwinkelobjektiv benötigte, um Elefanten zu fotografieren, kann die folgende Pirschfahrt das Erlebnis nicht mehr toppen. Sie fällt heute auch nicht so ergiebig aus. Am Abend wärmen wir uns am Lagerfeuer. Ich schleiche mich bald wieder hinunter zum Pool. Die Elefanten sind zurückgekehrt. Da kein Mond die klare Nacht erhellt, sind vor dem Sternenhimmel nur schemenhaft große, schwankende Schatten zu erkennen. Dazu die schnaufenden, saugenden und sprudelnden Geräusche der Elefantenrüssel. Was für eine Nacht!
Zeltchalet des Somalisa Camps, Hwange NP.© Foto: Marco Penzel | Outback Africa ErlebnisreisenAm nächsten Morgen ist das kleine wärmende Lagerfeuer das erste Ziel. Jetzt Mitte Mai hält langsam der Winter Einzug. Das Thermometer in meinem Zelt zeigt am nächsten Morgen gerade noch 4 Grad über null.--Eine Safari in den Hwange Nationalpark und nach Somalisa finden Sie hier.Alle Berichte dieser Reise in der Übersicht:

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