Mehr als Jenseits von Afrika - Karen Blixen
Afrika, dunkel lockende Welt, das sie unter dem Namen Tania Blixen veröffentlichte, oder die berühmte Verfilmung des Buches unter dem Namen Jenseits von Afrika mit Meryl Streep und Robert Redford sind wohl jedem Afrikafan ein Begriff.
Karen Blixen mit ihrem Bruder Thomas DinesenIn diesem und weiteren Büchern schreibt sie ihre Erinnerungen an die 17 ereignisreichsten Jahre ihres Lebens nieder und zeichnet für den Leser ein farbenprächtiges Bild Kenias, in dem sich die tatsächlichen Ereignisse mit romantisch verklärten Erinnerungen zu einer tragisch-schönen Geschichte verweben, in der Liebe und Hass, Euphorie und Niederlage, Glück und Unglück in großem Maße zu finden sind - eben alles, was eine fesselnde Erzählung ausmacht.Betrachtet man jedoch einmal die geschilderten Ereignisse in der Realität unter Berücksichtigung der weltpolitischen Ereignisse jener Zeit, so gewinnt man den Eindruck, dass Karen Blixen zumindest in ihren jungen Jahren mit ungeheurer Naivität und Tollkühnheit an das Abenteuer Auswanderung herangegangen ist. In der heutigen Zeit findet man diese Glücksritter vielleicht in einschlägigen TV-Formaten und belächelt sie. Ihren Ehemann, Baron Bror von Blixen-Finecke, würde man schlichtweg als arroganten Aristokraten und Weiberheld ansehen, der offenbar die Gerissenheit eines Anlageberaters besaß, um der Familie seiner Frau das nötige Geld für seine windigen Investitionen aus der Tasche zu ziehen. Im Zeitalter von Flugzeug und Internet ist es schwer vorstellbar, dass jemand eine riesige Summe in dem Glauben investiert, eine Milchfarm zu erwerben - und dann feststellt, dass es sich um eine Kaffeefarm handelt. Aber vermutlich galt schon 1913 der Grundsatz: "Je größer das Projekt, desto weniger Fragen werden gestellt".
Das ehemalige Farmhaus ist heute das Karen-Blixen-Museum in Nairobi
Umso erstaunlicher, ja bewundernswerter ist es, dass Karen Blixen diese Herausforderung annimmt und tatsächlich versucht, die Kaffeefarm zu bewirtschaften und diese später sogar noch vergrößert. 17 Jahre lang kämpft sie für ihren Traum - in ebendiesen 17 Jahren findet der Erste Weltkrieg statt, mit dem ein Importverbot für Kaffee einhergeht. Es folgen die Weltwirtschaftskrise und Dürreperioden, die eine Ernte unmöglich machen. Hinzu kommen persönliche Probleme wie eine gescheiterte Ehe, die Erkrankung an Syphilis, eine darauf folgende Schwermetallvergiftung mit permanenten Schmerzen, zwei Fehlgeburten und schließlich der tödliche Unfall ihres Geliebten Denys Finch-Hatton. Den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besetzung übersteht sie nach ihrer Rückkehr nach Dänemark ebenfalls, ebenso die Hungerjahre danach und den Wiederaufbau, bevor sie 1962 im Alter von 77 Jahren stirbt.
Karen Blixen trifft Igor Stravinsky im Mai 1959 © Foto: Wikimedia CommonsWie konnte Karen Blixen dies alles ertragen? Die Antwort auf diese Frage findet sich in ihren literarischen Werken, die während ihrer Zeit in Afrika und später in Dänemark entstanden sind. Neben den autobiographischen Erinnerungen schrieb sie Romane und Geschichten, die sie unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte. In einem weitestgehend unbekannten Werk mit dem Titel "Schatten wandern übers Gras", das 1960 unter dem Pseudonym Isak Dinesen in London erschienen ist, beschreibt Karen Blixen zwei Jahre vor ihrem Tod nochmals Ereignisse und Erinnerungen aus ihrer Zeit in Afrika. In diesem Werk wird von der ersten Seite an deutlich, wie sehr sie die Menschen und die Landschaft liebt, wie viel Respekt, Liebe und Vertrauen sie ihren Dienern (besonders ihrem Hausvorsteher Farad) und den Stammeshäuptlingen der Kikuyu, Kawirondo, Wakamba und Massai entgegenbringt und wie dieser Respekt und die Liebe auch erwidert werden.Nicht immer sind ihre Beschreibungen "politically correct", aber sie ist nie verächtlich oder zeigt Kolonialherrenattitüden gegenüber ihren Untergebenen. Vielmehr arbeitet sie selbst hart mit und scheut sich nicht davor, sich schmutzig zu machen und sich für ihre Angestellten auch mit den politisch Mächtigen ihrer Zeit anzulegen. Aus dem naiven jungen Mädchen ist eine couragierte und durchsetzungsstarke Frau geworden, die allen Widrigkeiten des harten Farmlebens trotzt.Ebenso beschreibt Karen Blixen die Großwildjagd nicht als wahlloses Gemetzel, sondern als ein Kräftemessen zwischen Mensch und Tier, bei dem "...das wilde Tier in unmittelbarer Beziehung zu Gott steht" , also höchsten Respekt verdient. Später räumt sie durchaus ein, dass die Jagd auf Tiere mit dem Fotoapparat genauso aufregend ist wie die tatsächliche und dass Löwenfelle und Elfenbein nicht zwingend erforderliche Besitztümer sein müssen.
Portrait auf dem Rezeptionstisch des Karen Blixen CampsAuch wenn sie zum Schluss scheitert, so blickt sie ohne Bitterkeit auf die Jahre in Kenia zurück.Vielleicht erscheinen uns die Ereignisse im Leben von Karen Blixen als tragisch und teilweise weltfremd. Und doch geht von dieser starken, emanzipierten Frau eine Faszination aus, die viele Generationen überdauert und die einen bleibenden Eindruck hinterlässt, der auch in der heutigen Zeit Menschen inspiriert. Ein Beispiel dafür ist das Karen Blixen Camp in der Massai Mara, wo der Geist Karen Blixens und ihr soziales Engagement für die einheimische Bevölkerung in verschiedenen Hilfsprojekten weiterlebt. Hier gibt es weitere Informationen.


Umso erstaunlicher, ja bewundernswerter ist es, dass Karen Blixen diese Herausforderung annimmt und tatsächlich versucht, die Kaffeefarm zu bewirtschaften und diese später sogar noch vergrößert. 17 Jahre lang kämpft sie für ihren Traum - in ebendiesen 17 Jahren findet der Erste Weltkrieg statt, mit dem ein Importverbot für Kaffee einhergeht. Es folgen die Weltwirtschaftskrise und Dürreperioden, die eine Ernte unmöglich machen. Hinzu kommen persönliche Probleme wie eine gescheiterte Ehe, die Erkrankung an Syphilis, eine darauf folgende Schwermetallvergiftung mit permanenten Schmerzen, zwei Fehlgeburten und schließlich der tödliche Unfall ihres Geliebten Denys Finch-Hatton. Den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besetzung übersteht sie nach ihrer Rückkehr nach Dänemark ebenfalls, ebenso die Hungerjahre danach und den Wiederaufbau, bevor sie 1962 im Alter von 77 Jahren stirbt.


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