Zentralserengeti: Bilila, Mbuzi Mawe und Kati Kati - Tansania Reisebericht (13/19)

von Svenja Penzel

25. Oktober 2011Trotz der kurzen Nacht bin ich schon vor dem Weckruf wach. Als ich meine Zeltbahnen an der vorderen Front zur Seite schiebe, dämmert es schon, und der Horizont ist wunderbar rot. Ich nehme mir vor, den Manager zu bitten, meine Zeltbahnen vorn am Zelt in der nächsten Nacht nicht zu schließen, mir reicht das Moskitonetz. Es ist so schön, vom Bett aus in den Morgen zu sehen - und zu dieser Jahreszeit ist es auch morgens nicht kalt.Nach dem Frühstück im Morgensonnenschein holt uns Stanford mit dem Wagen ab, die Dachluken hat er bereits geöffnet. Drei Lodges in der zentralen Serengeti wollen wir uns heute ansehen, und natürlich wird die Fahrt auch eine Pirschfahrt. Zeit genug haben wir. Und schon kurz nach der Abfahrt vom Dunia Camp läuft eine Giraffe majestätisch quer über die Straße und fängt direkt am Straßenrand an zu fressen. Erstaunlich, denn an dieser Straßenseite stehen gar keine Bäume oder Büsche, und sie muss sich bis ganz unten runterbeugen, um von den leckeren Pflanzen zu fressen, die dort wachsen. Kurz danach sehen wir einen Leoparden durch den Busch laufen, und dann etwas später noch einen zweiten auf einem Baum, der es sich dort bequem gemacht hat und seine Beine baumeln lässt. Das sind nun schon vier Leoparden auf dieser Tour, so viele hatte ich noch nie. Für meine Kamera sind diese beiden wieder zu weit weg, und ich bereue, dass ich nicht doch das lange Objektiv mitgenommen habe. Ansonsten bin ich mit der Nikon D700 trotz des Gewichts sehr zufrieden, sie macht einfach gute Bilder, vor allem auch in Innenräumen, wo man meistens ohne Blitz auskommt. Und darum geht es ja primär auf dieser Tour. Der große Fotorucksack erweist sich im Safari-Wagen jedoch als sperrig, er ist immer im Weg. Für die nächste Tour muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Giraffe im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Leopard im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Hippos im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Apropos Safari-Wagen. Unserer hat ja Klappen anstelle eines Hubdachs. Das hat den Vorteil, dass man beim Fotografieren und Schauen keine Streben im Weg hat, und dass auch Fahrer und Beifahrer eine eigenen Klappe haben und damit nicht schlechter dran sind als die Mitfahrer im hinteren Teil des Wagens. Der Nachteil ist jedoch, dass die Sonne irgendwann von oben auf die Köpfe herunterbrennt, weil das Hubdach und damit der Schatten fehlt. Einige aus unserer Gruppe, die sich gern eine Urlaubsbräune holen möchten, finden das gut, aber ich mit meiner hellen Haut finde das unangenehm. So muss ich mir trotz der Hitze etwas über die nackten Arme legen, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme. Denn länger als eine halbe Stunde nützt bei mir keine noch so gute Sonnencreme. Dazu brauche ich auch eine Kappe, um keinen Sonnenstich zu bekommen. Alles in allem bevorzuge ich doch das Hubdach, das auch über 90% der hier herumfahrenden Safari-Wagen haben.

Bilila Lodge

Wir fahren nun durch den Seronera-Bereich, das Herz der Serengeti. Hier ist die Landschaft sehr abwechslungsreich, es gibt Flüsse und Wasserlöcher, Hügel und Grasebenen, Wald- und Savannenlandschaft. Wir sehen Elefanten, Hippos und Krokodile, Büffel und Gnus und Herden von Thompson's Gazellen. Dann erreichen wir die Bilila Lodge. Bis vor kurzem gehörte sie zur Kempinski-Gruppe, momentan wird ein neuer Eigentümer gesucht. Möglicherweise wird sie ab Januar 2012 zur Four Seasons Gruppe gehören. Ich hatte ja schon viel über diese erst 2009 eröffnete Lodge gehört und war sehr gespannt darauf, sie selbst zu sehen. Und ich bin geradezu erschlagen. Es ist eigentlich keine Lodge, sondern ein 5-Sterne-Hotel mit allem Komfort mitten im Busch. Eine riesige Anlage aus einzeln stehenden Bungalows, die mit aufwendigen Holzstegen verbunden sind. Es dominiert oliv-grau gestrichener Beton, unterbrochen von geschichtetem Naturstein, die Dächer sind akkurat geschnittene Strohdächer.

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Bilila Lodge © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Das Zentrum der Anlage bildet der Komplex mit Restaurant, Bar, Terrasse, Pool und Wasserloch. Sehr groß und pompös gestaltet. Es gibt auch ein Fitnesscenter, einen großen Wellnessbereich mit thailändischem Thema und sechs Behandlungsräumen, mehrere Konferenzräume und einen Weinkeller, in dem man stilvoll dinieren kann. Die Zimmer sind teils im Hauptkomplex, teils über kurze oder lange Stege zu erreichen, die hoch über dem Boden verlaufen. 77 gibt es insgesamt. Hier wurde wirklich an nichts gespart. Selbst die einfacheren Zimmer (Savanna Rooms auf ebener Erde und Horizon Rooms mit besserer Aussicht ein Stockwerk höher) sind groß, modern, haben helle Farben und einen schönen Holzfußboden, und sind mit viel Komfort ausgestattet, auch die Badezimmer sind sehr schön und mit Natursteinen gefliest. Hier bleiben fast keine Wünsche offen. Jedes Zimmer hat eine Klimaanlage, alternativ kann auch ein Ventilator angestellt werden. Eine breite Fensterfront lässt viel Licht hinein, und im Außenbereich schließt sich ein Balkon bzw. eine Terrasse an. Die noch größeren Terrace Suites haben einen eigenen Pool. Noch pompöser ist die "Serengeti Villa", die Suite des Präsidenten. Tatsächlich kommt er immer mal wieder höchstpersönlich hierher. Man kann sie auch für 10.000 Dollar pro Nacht mieten, immerhin haben hier bis zu neun Personen Platz, da relativiert sich der Preis schon. Marmor, Leder, edle Stoffe und dunkles Holz prägen die riesigen Räume, ein privater Pool und ein privates Wasserloch sind weitere Extras. Hier logieren Staatsmänner, Diplomaten und Firmenchefs. In einem unbemerkten Moment, als die emsige Marketing-Managerin unserer Gruppe gerade einen anderen Winkel der Suite zeigt. benutze ich die Toilette des Präsidenten. Sie hat keine goldene Kloschüssel, und ganz sauber ist sie auch nicht, aber das verrate ich keinem. Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen Wer gern in teuren Hotels mit sehr gutem Standard übernachtet, ist hier sicherlich richtig. Doch dieses pompöse, riesige Hotel macht sich mitten in der Serengeti doch ein wenig bizarr aus. Zumal es wenig Afrika-Feeling ausstrahlt, obwohl es durch Bilder, Masken und weiteres Dekor versucht wurde. Auch die Boma, eigentlich ein Feuerplatz zum Essen unter freiem Himmel, kommt dem Original in keiner Weise nach. Hier ist die Boma hinter einer schweren Holztür mit Beschriftung "Boma" versteckt, hat einen gefliesten Boden und ein Reetdach, das nur in der Mitte eine kleine Öffnung zum Himmel hat. Also das geht gar nicht! Nun ja, es wird auch für dieses Hotel einen Markt geben, ich würde es aber nur in Ausnahmefällen buchen, wenn es jemand bewusst wünscht. Billig ist dieser Luxus nämlich nicht, für das Geld kann man auch in einem schönen kleinen Camp mit viel mehr Nähe zur Natur übernachten.

Mbuzi Mawe Tented Camp

Nicht weit von Bilila, etwa auf halbem Wege zwischen Seronera und Lobo, liegt Mbuzi Mawe. Ein mit 16 Zelten relativ kleines und exklusives permanentes Zeltcamp der Serena-Gruppe. Das Hauptgebäude - halb Zelt, halb gemauert und zum Tal hin offen - mit Speiseraum und Bar ist in erhöhter Position auf einen Granitfelsen gebaut, die Zelte verteilen sich im Tal. Alle Zelte sind gleich aufgebaut. Sie stehen auf einer leicht erhöhten Plattform, haben eine kleine Terrasse mit Blick in die Baumsavanne und eine recht schicke Inneneinrichtung. Entgegen dem sonst vorherrschenden Zelt- oder Betonboden ist der Boden hier gefliest. Zwei "king size" Betten stehen nebeneinander, dazwischen geht man zum hinteren Teil des Zeltes durch, der das Badezimmer beherbergt. Mittig steht ein breiter Doppelwaschtisch, links geht es zur Toilette, rechts zur Dusche. Diese Zeltzimmer bieten guten Komfort mit rustikalem Charme. Es gibt 24 Stunden Strom und fließend Heißwasser, W-Lan ist vorhanden, und man kann an Steckdosen seine Geräte laden. Eine Sitzgruppe und ein Kosmetiktisch mit großem Spiegel runden die Innenausstattung ab. Kinder sind hier erst ab 12 Jahren erlaubt.

Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Mbuzi Mawe Camp  © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Tiere kommen bis an die Zelte bzw. ans Hauptgebäude heran. Überall laufen Klippschliefer (Rock Dassies) herum, beim Briefing lugt ein Klipspringer zwischen den Felsen hervor. Für 2012 ist der Bau von neun weiteren Zelten geplant, womit die Zahl der Zimmer auf 25 steigt. Darunter soll auch ein Honeymoon-Zelt sein, und ein Pool wird dann ebenfalls entstehen. Die Lage des Camps ist gut für die Gnu-Wanderung von Mitte Juni bis Ende Juli und dann wieder für November, aber es ist auch eine gute Ausgangsbasis für den ganzen zentral-nördlichen Teil der Serengeti. Da Mbuzi Mawe keine eigenen Fahrzeuge und Guides hat, kann man das Camp nur im Rahmen eines Landprogramms anfahren. Neben den Pirschfahrten kann man im Camp zusätzliche geführte Naturwanderungen buchen, oder man lässt sich mit einer Massage, Maniküre, Pediküre oder Kosmetikbehandlung verwöhnen (Zusatzkosten). Ein hübsches kleines Camp und eine Wohltat gegenüber Bilila. Empfehlenswert!

Kati Kati Tented Camp

Als nächstes schauen wir uns Kati Kati an, das Zeltcamp der TWC-Gruppe in der Zentralserengeti am Makoma Hill. Es ist ein semi-permanentes Camp, d.h. es bleibt eine ganze Saison lang am selben Platz stehen, mit etwas Glück auch noch eine weitere Saison, aber irgendwann muss es innerhalb desselben Gebietes auf eine andere Campsite umziehen. Wann und wohin genau, entscheidet die Nationalparkverwaltung. Als wir ankommen, regnet es, so dass wir mit Schirmen am Auto abgeholt und ins Messezelt geleitet werden. 15 Zelte umfasst dieses Camp, und sie sind wirklich sehr einfach eingerichtet und stehen leider auch ziemlich dicht beieinander. Im Inneren bieten sie recht viel Platz, ein Doppel- oder zwei Einzelbetten (es gibt auch Dreibettzelte), eine Spültoilette und hinter einer Zeltbahn eine Buschdusche (auf Bestellung wird der Wassersack außen am Zelt mit warmem Wasser gefüllt). Fließend Wasser gibt es nicht. Zum Hände oder Gesicht waschen schöpft man mit einem Becher Wasser aus einem großen Eimer, der draußen vor dem Zelt auf einem Tisch steht, in ein "Waschbecken" aus Planenstoff in einem Holzgestell. Im Prinzip gut und für ein rustikales Camp zu einem günstigen Preis auch völlig in Ordnung. Mich stört nur, dass die Tischdecke dieses "Waschtisches", der Eimer und der Schöpfbecher aus billigem, buntem Plastik sind. Das hätte man mit einfachen Mitteln etwas dezenter und naturnaher gestalten können.

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Kati Kati Tented Camp © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Elefanten im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

Das Herz des Camps bilden die beiden Messezelte, in denen die Mahlzeiten serviert werden. Wir sind zum Mittagessen eingeladen, es besteht aus zwei Gängen und es ist sehr gut. Tee, Kaffee und Wasser gibt es jederzeit kostenlos dazu, alle anderen Getränke sind extra zu zahlen. Ein Lounge-Zelt mit Sofas oder Sesseln zum "Abhängen", Lesen und gemütlich Beisammensitzen gibt es leider nicht, man setzt sich dafür an die Esstische, zieht sich einen Stuhl in die Sonne oder bleibt in seinem Zelt. Auch muss man bis in sein eigenes Zelt zurücklaufen, wenn man eine Toilette benötigt, denn im Hauptbereich gibt es keine. Abends sitzt man ums Lagerfeuer, bevor das Abendessen serviert wird. Insgesamt ein sehr rustikales, aber beliebtes und oft ausgebuchtes Camp - für alle, die günstig reisen wollen und ohne großen Komfort innerhalb der Serengeti übernachten möchten, keine schlechte Wahl.Auf dem Rückweg zum Dunia Camp sehen wir eine ganze Weile zwei Elefantenbullen zu, die in einem der Wasserlöcher bei Seronera miteinander kämpfen.

Elefanten im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

Elefant im Seroneragebiet © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

In dieser Region sind auch viele Büffel zu finden. Außerdem sehen wir ein Löwenmännchen und kurz vor dem Camp noch ein Löwenweibchen, das sich an einen Buschbock anschleicht. Zur Jagd kommt es aber nicht, obwohl wir sehr lange warten. Gegen 16 Uhr sind wir zurück im Camp. Es tröpfelt leicht, Gewittergrollen liegt in der Luft, am Horizont zeigt sich ein Regenbogen. Abends ist der Himmel wieder klar. Ich erinnere mich plötzlich, dass mir beim Duschen am Vorabend ein Ohrring zwischen die Ritzen der Holzbohlen gefallen ist und dass ich ihn am Morgen noch dort hatte liegen sehen, aber nicht an ihn herankam. Nun suche ich mir ein Stöckchen, biege ein Ende um und habe ihn nach fünf Minuten Angeln wieder in der Hand. Hurra! Zum Abendessen gibt es heute Lamm und scharf gewürzte Karotten, interessant und sehr lecker. Wir sitzen wieder an einem langen Tisch beisammen und lachen viel. Kimi, die Amerikanerin aus unserer Gruppe, versucht sich mit Swahili, was Elisabeth aus Nairobi zum Grinsen bringt. Außerdem suchen wir eine Alternative zu "Wow!", einem auf Safari reichlich überstrapazierten Wort. Fi schlägt "Oh my gosh!" vor. George aus Genf und ich versuchen es mal mit französischer Konversation. Was damit endet, dass George einen langen Monolog hält und ich mehr oder weniger nur nicke. Verstehen kann ich noch alles, aber mit dem Sprechen hapert es sehr. Als wir in unsere Zelte aufbrechen, verabschieden wir uns von den sechs netten Amerikanern, die gleichzeitig mit uns in Dunia waren und die am nächsten Morgen sehr früh starten wollen. Der Himmel ist nun sternenklar, meine Zeltfenster bleiben offen. Spät in der Nacht höre ich Hyänen und Löwen, aber weit weg.Weitere Informationen zu der besuchten Lodge und den Camps:Eine Übersicht aller Beiträge dieses Reiseberichtes finden Sie hier.

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