Auf Safari im Norden der Serengeti - Tansania Reisebericht (15/19)

von Svenja Penzel

27. Oktober 2011 Morgenstimmung am Mara-Fluss © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Unser vorletzter Tag. Noch zwei Lodge-Besichtigungen stehen auf dem Programm, doch dazwischen wollen wir auf Pirschfahrten die Nordserengeti erkunden. Und das tun wir auch ausgiebig und starten schon sehr früh. Es ist eine wunderschöne Landschaft auf etwa 1700 Metern Höhe, und sie bietet einen großen Kontrast zur zentralen und südlichen Serengeti. Hügel und Täler wechseln sich ab, dazwischen liegen weite Grasebenen. Auffällig sind die vielen Granithügel und Steine, große Felsblöcke dienen den Tieren als Ausguck oder Ruheplatz. Immer wieder blickt man auf den Mara River, der zu jeder Jahreszeit Wasser führt und in dem sich Hippos und Krokodile tummeln. Die Morgensonne taucht die Hügel und Felsen in herrliches Licht. Wir sehen Tausende von Gnus und Hunderte von Zebras, die ihre Wanderung nach Süden noch nicht begonnen haben. Es ist die Nachhut, denn viele Tiere sind bereits in der Zentralserengeti angekommen, wo es früher als sonst zu regnen begonnen hat.

Hippos und Krokodile am Mara-Fluss © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

Nordserengeti © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Nordserengeti © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa Erlebnisreisen

Gnuwanderung in der Nordserengeti © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

Giraffen in der Nordserengeti © Foto: Svenja Penzel | Outback Africa

Oft stehen die Tiere nur da und grasen, dann bewegen sie sich weiter, fangen auf einmal an zu rennen und bilden eine lange Kette, der sich von allen Seiten immer mehr Tiere anschließen, und dann geht es minutenlang in eine Richtung, bis das vorderste Tier stehen bleibt und sich die Tiere wieder verteilen und erneut grasen. Es ist faszinierend, und es ist kein System zu erkennen, wann und warum sie wohin laufen. Doch sie werden vom Regen und vom Wachstum des Grases getrieben, sie spüren und riechen ihren Weg. In ein paar Tagen, spätestens Wochen, werden auch sie gen Süden ziehen. Doch die Nordserengeti ist dann nicht leergefegt, ganz im Gegenteil. Die Raubtiere bleiben, viele Antilopen und auch einzelne Gnu- und Zebra-Herden machen die Wanderung nicht mit, Büffel, Giraffen, Hyänen und andere große Säugetiere bleiben ebenfalls das ganze Jahr über hier. Und das Schönste ist: Wer die Nordserengeti außerhalb der Gnu-Wanderung besucht, hat sie fast für sich allein. Und die Camps haben günstigere Preise. Doch auch jetzt in der ausklingenden Hochsaison ist hier oben nicht viel los. Bei unserem Frühstück im Busch fährt kein einziges Fahrzeug an uns vorbei. Und als wir unter einem Baum zwölf Löwen liegen sehen, ist nur ein weiterer Wagen dort, der nach einer Weile abfährt, so dass wir den grandiosen Anblick allein genießen können.Die Wege in der Nordserengeti sind oft nur Spuren im Gras, es gibt nur wenige "richtige" Pisten. Daher ist hier die Vorschrift, nicht von den Wegen abzuweichen, nicht so strikt, bzw. steht nur auf dem Papier. Da alle Camps ihren Gästen die besten Tierbeobachtungen ermöglichen möchten, verpetzen sich die Guides der Camps gegenseitig nicht - man schließt allgemein beide Augen zu und macht es einfach. Ich genieße diese Freiheit in diesem herrlichen Fleckchen Erde. Mit der Nase im Fahrtwind, stehend aus dem Dach schauend, sauge ich die Landschaft und Tierherden geradezu in mich auf und denke, dass das alles wie frisch erschaffen aussieht, wie am ersten Tag der Schöpfung. Jenseits des Mara River, der auch durch Kenia fließt, liegt die weite Lamai-Ebene. Eine flache Grassteppe, die nur von einzelnen kleineren Bäumen unterbrochen wird. Hier sehen wir Hyänen, Löwen, Strauße, Topis, Eland-Antilopen und Giraffen. Im Hintergrund ragen majestätisch die Tafelberge der Massai Mara auf. Am Ende der weiten Ebene markieren kleine weiße Betonpfosten das Ende der Serengeti und damit die Grenze zwischen Tansania und Kenia. Wir fahren ein Stück genau an der Grenze entlang und biegen dann wieder nach Süden ab, zurück zum Mara River. Bei der Kogatende-Flugpiste befindet sich eine der wenigen Brücken über den Fluss, eine Pontonbrücke aus Beton. Die Gnus scheinen das nicht zu wissen, warum sonst stürzen sie sich auf ihrer Wanderung an steilen Stellen die Uferböschung hinunter? Unser Guide erklärt, dass es an diesem Teil des Mara-Flusses etwa sechs bis sieben "Crossing Points" gibt, die die Gnus regelmäßig benutzen.Ob und wann sie gehen, kann niemand voraussagen. Manchmal sammeln sie sich in großen Herden am jenseitigen Ufer, und man erwartet, dass es jeden Moment losgeht, und dann überlegen sie es sich doch anders und verteilen sich wieder. Sie wandern oft auch mehrmals über den Fluss und wieder zurück, trotz aller Gefahr, die durch Krokodile, Wasserströmungen oder gebrochene Beine droht. Es sind schon merkwürdige Tiere. Schön sind sie wahrlich nicht. Irgendjemand hat mal gesagt, die Gnus haben, als alle Tiere erschaffen wurden, nur noch die Reste abgekriegt, die keiner wollte. Das monotone Blöken wird mich heute bis in den Schlaf begleiten, denn auch hier vor dem Camp ziehen die Herden vorbei, also quasi durch meinen Vorgarten.Eine Übersicht aller Beiträge dieses Reiseberichtes finden Sie hier.

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