Höhenrausch

von Svenja Penzel

Unser Beruf hat doch auch sehr amüsante Seiten. Manchmal muss man schon über die Kundenanfragen herzhaft lachen. So schrieben uns vor einer Weile Interessenten, sie möchten in ihr Routing auch einen Tag am Kilimanjaro einbauen, sofern man diesen mit dem Auto befahren kann. Ja, das wäre natürlich schön, wenn man mit dem Auto auf den Kilimanjaro rauffahren könnte. Dann hätte Debbie Bachmann nicht 35 Mal zu Fuß aufsteigen müssen. Aus den Bergführern werden dann Driverguides, und der Kunde braucht nicht mehr zwischen Marangu- oder Machame-Route zu wählen, sondern nimmt gleich beide, möglichst am selben Tag direkt hintereinander. Probleme mit der Höhe? Keine Sorge, der Abstieg, äh, die Abfahrt, ist schnell gemacht. Apropos Abfahrt, das ist auch eine gute Idee. Ein Sessellift zu jeder Berghütte, ein paar Schneekanonen und schon kann der geübte Skifahrer in lockeren Schwüngen zu Tal gleiten.Mehr Schnee am Berg kann eh nicht schaden, der kleine Rest da oben wird von Jahr zu Jahr mickriger. Die Berghütten könnte man dann gleich etwas aufpeppen, da müsste zumindest das bekannte Kilimanjaro-Bier ausgeschenkt werden. Nachschub kommt mit den Driverguides oder über die Skilifte. Hin und wieder werden afrikanische Bands hochgefahren, damit auf den zünftigen Hüttenabenden auch richtig die Party abgeht. Hütten? Nein. Die schlichten Mehrbetthütten werden durch schnuckelige Bungalows in feschen Farben abgelöst, Sauna und Wellnessbereich anbei und natürlich Strom, denn der Föhn muss ja laufen, damit die Frisur sitzt. Und WLAN, damit das Selfie „Ich bei meiner ersten Auffahrt auf den Kilimanjaro“ auch umgehend im Freundeskreis verschickt werden kann. Die tansanische Regierung hat die befreundeten chinesischen Straßenbaufirmen bereits gebeten sicherzustellen, dass bis zu den Olympischen Winterspielen 2030 die Straßen am Berg nicht nur für Allradfahrzeuge, sondern auch für ganz normale Busse befahrbar sind. Schließlich muss man ja für die Massen gerüstet sein. Ski heil!

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