Durch den Caprivistreifen (9/22)

von Doreen Krausche

Montag, 21.05.2012 Fünf Uhr dreißig klopft es gegen die Zeltwände. Unser Guide Evans weckt die Gruppe auf. Zeitig, zu zeitig. Ich hatte eine ruhige Nacht und habe sehr gut geschlafen mitten in der Wildnis, dennoch würde ich gern ein wenig weiter schlafen. So eine Campingsafari mit Morgenpirsch ist auf keinen Fall ein Erholungsurlaub.Die Waschräume sucht erstmal keiner auf. Wir schlürfen nur schnell einen heißen Tee und Kaffee, essen einen Toast und wollen zur Pirsch zum Sonnenaufgang aufbrechen. Doch bevor wir in unseren Truck steigen, stimmt Evans ein Geburtstagslied an und ich stimme mit ein. Alle schauen verdutzt, wer wohl das Geburtstagskind ist. Nur eine wird verlegen - Susanne. Sie ist extra in den Urlaub gefahren, um sich eine Party zu ersparen. Doch unsere Partner Bushways haben anhand der Geburtstagsdaten das Team dieser Tour rechtzeitig informiert. Somit hat Evans ein Geschenk und unser Koch Lawrence hat am Abend zuvor heimlich einen Kuchen gebacken, während wir auf Pirschfahrt waren. Schnell noch drei kleine Kerzen hinein stecken und anzünden. Susanne pustet und wünscht sich was. Damit nicht genug, Ihre Familie und Freunde haben mir Geburtstagsgrüße mitgegeben, die ich ihr in einem großen Umschlag überreiche. Ihr steigen die Tränen in die Augen. Die Geburtstagsüberraschung ist gelungen. Mit der Sonnenaufgangsdämmerung brechen wir auf. Heute wollen wir Raubkatzen sehen. Es geht entlang einer Lagune des Kwandoflusses, der gar nicht weit vom Camp vorbeifließt.Es ist kalt und jeder hat sich dick eingepackt mit Mütze, Schal, Handschuhen, Fleecejacke, Windjacke und noch Decken, die im Truck für uns parat liegen. Wir halten die Kameras schussbereit und die Augen offen. Jeder Baum und jeder Ast wird genau unter die Lupe genommen - von weitem meinen wir, eine Raubkatze zu sehen, aber es sind nur optische Täuschungen im Zwielicht der Morgendämmerung. Wir sehen wieder Elefanten, Kudus, Impalas, Perlhühner, Rappenantilopen, Halbmondantilopen, Riedböcke, Warzenschweine, Marabus, Paviane und Schreiseeadler. Aber nicht eine einzige Katze. Ein Löwe wäre schon schön, aber wir spekulieren alle auf einen Leoparden oder Geparden. Wir sind alle ein wenig enttäuscht, obwohl wir so viele schöne Tiere gesehen, gehört, bewundert und in Nahaufnahme fotografiert haben.

Sonnenaufgang am Kwando © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Eine Rappenantilope im DIckicht © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Morgenstimmung am Kwando © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Pavianmutter mit Kind © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Pavian am Kwando © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Afrikanischer Wildhund, ein schneller Schnappschuss © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Wir halten erneut an der Lagune und bekommen Paviane aus nächster Nähe zu Gesicht.Evans wendet irgendwann den Truck und fährt wieder in Richtung Camp. In dem Moment, als wir es am wenigsten erwarten, entdecken wir sie. Wildhunde! Mit diesen seltenen Tieren haben wir nun überhaupt nicht gerechnet. Ganz aufgeregt zücken alle ihre Kameras und versuchen ein Beweisfoto zu schießen, doch die Wildhunde sind scheu und schnell wieder im hohen Gras verschwunden.Im Camp angekommen hat Lawrence schon alles abgebaut und eingepackt, nur unsere eigenen Zelte stehen noch. Wir verschwinden alle darin und packen unsere Sachen zusammen. Zeltabbauen funktioniert nun schon viel schneller. Nach getaner Arbeit genehmigen wir uns erst einmal ein schönes Stück Geburtstagskuchen und eine heiße Tasse Tee, die uns nach der kühlen Morgenpirsch gut durchwärmt.Wir verlassen das Nambwa Camp und den Susuwe Nationalpark. Zurück über die Sandpiste gelangen wir wieder auf die schnurgerade Hauptstraße und folgen ihr weitere 200 Kilometer. Das zeitige Aufstehen fordert seinen Tribut, nach und nach nicken alle ein und auch Evans braucht eine Extraportion Koffein in Form eines Energydrinks. Pünktlich um zwölf Uhr halten wir zum Mittagessen und Lawrence hat aus den übriggebliebenen Spaghetti des Vorabends einen Nudelsalat mit Tomaten und Mais gezaubert, dazu einen Karottensalat mit Ananas. Lecker!Nach einer Weile ändert sich endlich das Bild - die Landschaft wird grüner und kurz darauf sehen wir den breiten Flusslauf des Okavango, der sich weiter östlich verzweigt und ein riesiges Delta bildet, ohne jemals das Meer zu erreichen. Wir fahren über eine große Brücke und können den Blick über den Fluss im Panoramabild festhalten.Zehn Minuten später biegen wir ab in das Popa Falls Resort, unseren Campingplatz für heute Nacht. Herrlich - wir haben zwei Stunden Zeit, um unser Zelt in Ruhe aufzubauen, duschen zu gehen und zu entspannen.Jeder genießt seine Zeit für sich. Es gibt Tee und Kaffee, dazu Rosinen und Erdnüsse. Uns allen gefällt der Campingplatz sehr gut, nicht nur wegen der sauberen Sanitäranlagen und der große Wiese, auf den genügend Platz für alle Zelte ist. Auch die Umgebung am Okavango ist einfach herrlich.Pünktlich siebzehn Uhr starten wir zu einer kleinen Wanderung in die nähere Umgebung. Evans zeigt uns einen Ausläufer des Okavango und Fußspuren eines Flusspferdes. Da Flusspferde gern immer die gleichen Wege benutzen (sogenannte "Hippotrails"), wird er wahrscheinlich immer welche finden, wenn er mit einer Gruppe hier zeltet. Ein Angler steht am Ufer und fängt sein Abendessen. Im Hintergrund sind die Stromschnellen, die „Popa Hills“ zu sehen.

Brücke über den Okavango, hier noch ein Fluss © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Das Ufer des Okavango ist dicht bewachsen © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Fußspuren eines Flusspferdes © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Angler am Okavango © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Die Popa-Stromschnellen © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Früchte eines Leberwurstbaumes © Foto: Doreen Schütze | Outback Africa Erlebnisreisen

Lawrence verwöhnt uns wieder mit einem schmackhaften Abendessen, dann verschwinden alle recht schnell in ihren Zelten und ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.

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