Kungwe Beach Lodge

von Marco Penzel

Kungwe Beach Lodge, Mahale NP, 25.11.2011

Der Weg zu den Schimpansen ist heute nicht weit. Etwa eine halbe Stunde dauert die Wanderung, die direkt hinter dem Kungwe Beach Lodge beginnt, dann treffen wir die Scouts. Wir müssen wieder Mundschutzmasken aufsetzen, um das Risiko, die Tiere anzustecken, zu minimieren. Zwei Schimpansen haben es sich etwa fünf oder sechs Meter über uns in den Bäumen bequem gemacht. Wir laufen weiter durch das Unterholz, da treffen wir auf eine Gruppe, die auf dem Boden sitzt und sich gegenseitig das Fell laust. Die friedliche Atmosphäre wird bald zerstört. Christmas, ein halbstarker Teenager mit offenkundigem Kraftüberschuss provoziert die anderen Männchen. Ein heftiges Geschrei ertönt. Einer der Affen springt auf mich zu, ich trete einen Schritt zurück, aber er will nicht mich, sondern den Baum neben mir schütteln, um seine Kontrahenten zu beeindrucken. Die kämpfende Affenbande springt weiter. Einer der Schimpansen tanzt zum Schluss der Vorstellung im Kreis um eine Gruppe von Rangern, die auf dem Waldboden sitzt.

"Ach, Christmas", lacht mein Guide Sixtus, "er hat das Zeug, um eines Tages den Posten des Alpha-Männchens in der Gruppe zu übernehmen, aber bis dahin muss er noch viel lernen." Ich wische mir erst einmal den Schweiß von der Stirn. Der stammt nicht mehr von den Anstrengungen der Wanderung durch den Regenwald, sondern ist eine Folge des aufregenden Affen-Tumults direkt vor unseren Füßen. Die Gruppe zieht weiter, wir folgen ihr auf Pfaden, die extra für die Besucher angelegt wurden. Der Nationalpark-Ranger, der uns begleitet, drückt die Stoppuhr. Insgesamt dürfen wir uns eine Stunde in nächster Nähe der Schimpansen aufhalten. Die Zeit, in der wir ihnen folgen aber nicht in Kontakt mit ihnen sind, wird nicht mitgerechnet.

Insgesamt etwa 1000 Schimpansen leben in den Wäldern an den Mahale-Bergen. Nur eine von elf Gruppen ist an den Besuch von Menschen gewöhnt (man nennt das auch habituiert). Seit 1965 wird diese Gruppe von japanischen Wissenschaftlern beobachtet. Ihre Größe hat sich zunächst von über 100 Tieren mehr als halbiert. Grund dafür waren wahrscheinlich Krankheiten, die von Menschen auf die Schimpansen übertragen wurden. Erreger, mit denen unser Immunsystem leicht fertig wird, können für die Affen tödlich sein. Inzwischen wächst die Gruppe wieder, die Geburtenrate liegt höher als die Zahl der Todesfälle. Das ist wohl auch eine Folge der strengen Regeln, die eingeführt wurden. So dürfen sich Besucher höchstens bis auf zehn Meter den Affen nähern (die ihrerseits diese Vorschrift aber ignorieren), Menschen müssen Mundschutz tragen, dürfen nicht essen oder trinken und auch ihren Rucksack nicht absetzen, wenn Schimpansen in der Nähe sind.

Die Stunde bei den Tieren ist bald wie verflogen. Wir wandern zurück durch den Regenwald und kommen gegen 11 Uhr wieder in Kungwe an. Dabei hatten wir Glück, dass die Schimpansen sich so nah an der Lodge aufhalten. Die Gruppe wandert in ihrem großen Revier umher und folgt dabei den Früchten, die jeweils reif werden. Jetzt im November sind Bäume in den tieferen Lagen das Ziel. Am schwierigsten soll das Tracking im Juni und Juli sein, erzählt Sixtus. Dann könne es durchaus drei Stunden dauern, bis man zu den Schimpansen gestoßen ist. Nach einer Stunde Aufenthalt und weiteren Stunden Rückweg auf steilen Pfaden kann es Nachmittag werden, bevor die Besucher wieder an der Lodge eintreffen.

Kungwe Beach Lodge

Wir haben aber schon vor dem Mittagessen eine Ruhepause. Ich setze mich auf die Terrasse und schreibe meinen Reisebericht. Bald muss ich mich nach innen verziehen, weil ein heftiger Regenschauer niedergeht. Zum Glück hat uns der nicht im Wald erwischt. Hier mit dem Komfort der Lodge kann einem der Regen wenig anhaben. Zu Kungwe gehören zehn großzügige Zeltchalets direkt am Strand, die auf massiven Plattformen errichtet sind und über Dusche, Toilette und Sitzecke auf der Veranda verfügen. Die Mahlzeiten werden im großen Hauptgebäude serviert, das in Form eines Schiffsrumpfes aus Holz errichtet ist.

Am späteren Nachmittag unternehmen wir eine Dhow-Fahrt die Küste entlang nach Süden. Dabei sehen wir an einem einsamen Strand Krokodile. Gleich daneben ist eine Stelle, die bis vor einiger Zeit Ziel von Schnorchel-Ausflügen war. Wegen der Riesenechsen werden diese Trips nun unterlassen. Ich hatte mir zuvor schon eine Taucherbrille und Flossen geschnappt, um direkt am Strand von Kungwe einen Blick unter die Wasseroberfläche zu werfen. Der Untergrund ist hier recht steinig und zwischen den Steinen sind eine ganze Menge Fische unterwegs - silbergraue, dunkel gestreifte, dunkle mit hellblauen Tupfen. Ich bin begeistert, auch wenn ich sicherlich nur einen kleinen Ausschnitt der Vielfalt der Fischarten im Tanganyika-See sehe, der viele endemische Arten zählt. Hier gibt es weitere Informationen zur Kungwe Beach Lodge. Hier geht's zum ersten Teil des Mahale-Berichtes.

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