Spitzkoppe und Brandberg - Reisebericht Südafrika und Namibia Teil 5

von Jens Döring

11. Tag, 12.03.2010: Es wird stinkig – Robbenkolonie am Kreuzkap und SpitzkoppeUm eine humane Uhrzeit, nämlich um 8 Uhr 45, starten wir heute in Richtung Spitzkoppe. Nach einem kurzen Shopping-Stopp fahren wir zunächst den kleinen Umweg auf der C34 entlang der Küste hinauf bis zum Kreuzkap. Gegen 11 Uhr 30 treffen wir an dem berühmten Robbenreservat (Seal Colony) ein. Die Kolonie besteht in der Regel aus bis zu 150.000 Pelzrobben, die brüllend, grunzend, watschelnd, wälzend und besonders intensiv riechend einen braunen Teppich an der Küste bilden. Gründe für die Kolonisierung sind vor allem in dem Fischreichtum des Meeres an dieser Stelle zu sehen sowie in der Tastsache, dass in anderen Regionen die Tiere durch die Jagd verdrängt wurden. Ein beeindruckendes Naturschauspiel!Cape-CrossPelzrobbenkolonie am Kreuzkap © Foto: Jens DöringUnsere Fahrt führt uns wieder ein Stück zurück in Richtung Süden. Gegen 13 Uhr erreichen wir den Fischer- und Ferienort Henties Bay, wo wir am Strand unseren Picknickplatz errichten. Nach weiteren 90 Minuten Fahrtzeit und der D1918 folgend, kommen wir an der Spitzkoppe an. In der Ferne beobachte ich schon seit geraumer Zeit die dunklen Wolken, aus denen ergiebiger Regen zu fallen scheint. Als wir auf dem Campingplatz unsere Zelte aufschlagen, stelle ich mich darauf ein, dass wir heute wohl ordentlich nass werden. Aber es sollte anders kommen.Spitzkoppe-TruckSafari-Truck im Camp an der Spitzkoppe © Foto: Jens DöringDie Spitzkoppe ist ein prominenter Gebirgszug in einer ansonsten flachen und weiten Ebene. Das „Matterhorn von Namibia“ besteht im Wesentlichen aus zwei steil aufragenden Felstürmen: Die „Große Spitzkoppe“ (1.728 Meter) und die „Kleine Spitzkoppe (1.580 Meter). Die Region um die beiden Gipfel ist als Nature Conservancy (Hegegebiet) ausgewiesen und wird von den Damara verwaltet. Erwirtschaftete Gelder gehen direkt an die Gemeinde zur Weiterentwicklung der Region. Nach dem Zeltaufbau erkunde ich auf eigene Faust etwas die Umgebung, bevor um 17 Uhr eine geführte Wanderung zu den Felszeichnungen der Buschmänner auf dem Programm steht. Ein Damara führt uns stolz durch seine Heimat. Er weiß viel Interessantes und Wissenswertes über das Gebiet um die Spitzkoppe zu erzählen. So erfahren wir einiges über die lokale Flora und Fauna sowie über die Felszeichnungen, die wir in „Bushman’s Paradise“ zu sehen bekommen.Wir kehren gerade noch rechtzeitig zurück, um einen spektakulären Sonnenuntergang zu beobachten, bei dem sich der Granit blutrot verfärbt. Spitzkoppe-SonnenuntergangSpektakulärer Sonnenuntergang an der Spitzkoppe © Foto: Jens DöringDer Campingplatz für diese Nacht ist sehr spartanisch ausgestattet: Kein fließendes Wasser und keine Spültoiletten. Plumpsklos sind in den Felsen versteckt. Das macht aber nichts, denn wir sind mit unserem Truck vollkommen autark und können die Nacht auch ohne fremde Hilfe verbringen. Und irgendwie finde ich dieses Camp von der Lage her am schönsten von allen bisher besuchten. Die Zelte am Fuße dieser massiven Steinformationen zu errichten ist einfach grandios. Leider erweisen sich die Felswände in einer Hinsicht als extrem nachteilig: Ein Schnarcher im Nachbarzelt hält das gesamte Camp wach, denn die Schallwellen werden derart von den Felsen reflektiert, dass diese sogar noch verstärkt wirken und man den Eindruck hat, sein Nachbar liegt neben einem im Schlafsack. Doch Ohrstöpseln sei Dank konnte auch diese Nacht noch schlafend verbracht werden.12. Tag, 13.03.2010: Existentielle Verluste am Brandberg-MassivDieser Tag beginnt wieder einmal früh. Um 6 Uhr heißt es aufstehen, denn wir wollen noch am späten Vormittag unser nächstes Ziel erreichen: den Brandberg.Wir fahren zunächst auf der D1930 Richtung Norden und erreichen das Örtchen Uis. Der Ort hat vor allem große Bedeutung für den Abbau von Zinn und Tantal. Hier befindet sich einer der größten Zinntagebaue der Welt. Wir nutzen die Gelegenheit, ein paar Getränke und Knabbereien zu kaufen, während sich Pieter und Tinus auf die Suche noch einem Reifenhändler machen. Immerhin muß ja noch der geplatzte Reifen repariert werden. Hier fallen uns die Händler auf, die vehement und penetrant versuchen, ihre aus den umliegenden Minen gewonnen Halbedelsteine und Mineralien an dem Mann bzw. die Frau zu bringen. Ein „Nein“ wird da nicht so einfach akzeptiert...ReifenreparaturLangwierige Reifenreparatur in Outjo © Foto: Jens DöringDie Reifenreparatur-Aktion dauert länger als geplant. Und so muss augenscheinlich erst der Dorf-Älteste (und Erfahrenste?) kommen, um das Problem mit dem Aufziehen der Pneus auf die Felgen zu lösen. Ein unterhaltsames Schauspiel. Um kurz nach halb elf ist das Projekt vollendet und es kann auf zu den letzten 35 Kilometern gehen.Wir erreichen den Brandberg, genauer gesagt die White Lady Lodge & Campsite, und sind beeindruckt von der schön angelegten grünen Garten-Oase samt Pool und Bar. Leider müssen wir erfahren, dass uns heute nur ein kleines Zeitfenster für die Poolnutzung zur Verfügung steht, da der gesamte öffentliche Bereich für eine Hochzeit heute Nachmittag und Abend reserviert ist. Frust macht sich breit, denn die Temperaturen erreichen mittlerweile wieder die gewohnten 40 Grad Celsius.Pool-White-LadyPool- und Gartenoase in der White Lady Lodge & Camping © Foto: Jens DöringAlso nutzen wir nach dem Zeltaufbau und dem Mittags-Snack die zwei Stunden, um uns ordentlich im Pool abzukühlen. Auf dem Rückweg zur Campsite muss ich gestehen, dass ich mich auf Grund der Weitläufigkeit der Anlage ein klein wenig verirre und kann unseren Standort nicht sofort wieder finden. Eine halbe Stunde laufe ich auf und ab bis ich schließlich unseren roten Truck hinter einem Baum erspähe. Puh, wurde aber auch Zeit. Die Sonne brennt barbarisch und ich hatte mir keine Sonnenmilch aufgetragen. Das kann ja noch heiter werden…Ich möchte natürlich auch meinen beruflichen Pflichten nachkommen und will noch ein paar Bilder von der Toiletten- und Waschanlage machen. Nach einem Test einer der Toiletten stelle ich fest, dass die Spülung der selbigen nicht funktioniert. Um meine Kamera nicht der prallen Sonne auszusetzen, komme ich auf die glorreiche Idee, diese auf dem Spülkasten abzulegen, während ich versuche, ihn zu reparieren. Dann höre ich nur noch ein rutschendes Geräusch und ein sattes „Plupp“. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe: Meine Kamera schwimmt nun tatsächlich im Klobecken! Geistesgegenwärtig und ohne nachzudenken verschwindet meine Hand im Toilettenwasser und „rettet“ das Objekt vor dem sicheren Wasser-Tod. Ich habe in dieser Sekunde eigentlich nur noch meine Speicherkarte im Kopf, denn die Kamera hab ich bereits abgeschrieben. Trotzdem halte das Gerät noch einmal kurz unter fließendes Wasser, um eventuelle Rest-Spuren abzuwaschen. Corpus-Delicti In dieser kombinierten Toiletten- und Duschanlage ist das Missgeschick passiert © Foto: Jens Döring (noch mit der alten Kamera)Die Karte ist gerettet. Was mit der Kamera wird, wird die Zeit und das Austrocknen zeigen. Ich ärgere mich fast zu Tode. Zurück in der Campsite habe ich die Lacher natürlich auf meiner Seite. Ich muss aber sagen, dass mir eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegenschwappt. Denn alle wissen, dass ich für meinen Job natürlich so viele Bilder wie möglich schießen muss. Daher nehme ich das Angebot meiner Mitreisenden Gabi aus Freiburg dankend an. Sie stellt mir ihre Zweitkamera leihweise zur Verfügung, so dass ich zunächst einmal noch Bilder von der Wanderung heute Nachmittag machen kann. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Gabi!Diese Wanderung ist ursprünglich für 16 Uhr angesetzt, allerdings wird sie auf Grund der anhaltenden Hitze auf 17 Uhr verschoben. Am Fuße des Brandbergs (2.574 Meter hoch) fahren wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wir wollen zur „White Lady“ laufen.Auf der Fahrt wird deutlich, dass der Brandberg mehr Massiv als Berg ist. An seiner Basis misst er etwa 20x20 Kilometer und bedeckt damit eine Fläche von über 400 Quadratkilometern. Hier können sich Wolken leichter abregnen, das Massiv kann das Wasser in seinen Schluchten speichern, wo es wiederum gegen Verdunstung geschützt ist. So entstand hier eine ganz eigene Flora und Fauna.Wanderung-White-LadyWanderung zur White Lady am Brandberg-Massiv © Foto: Jens DöringSchließlich an unserem Ausgangspunkt, dem Dâureb Mountain Guide Centre, angekommen, wollen wir die zahlreichen Felsmalereien dieser Region erkunden. Unser Ziel ist, wie gesagt, die „White Lady“, die wohl berühmteste Malerei des Landes. Mit einem Dâureb-Führer machen wir uns auf den Weg durch die heiße Schlucht, denn die Hitze wird zudem von den Felswänden reflektiert. Mittlerweile zu einem wahren Mekka geworden, muss die „Weiße Dame“ nun mit Stahlabsperrungen vor schädigenden Berührungen und zu viel Blitzlicht geschützt werden. Im frühen 20. Jahrhundert wurde sie von Bergsteigern entdeckt. Es ranken sich zahlreiche Legenden um sie. Mal ist sie eine kretische Herrscherin, eine phönizische Königin oder auch ein einheimischer Krieger, denn mit Pfeil und Bogen bewaffnet und dafür brustlos eilt die Figur die Wand entlang. Nach meinem Geschmack ist die Kreatur auch eher Mann als Frau. Aber Genaues weiß man nicht… White-LadyMännlein oder Weiblein? Die Felszeichnung "White Lady" am Brandberg© Foto: Jens DöringIch bin froh, dass mittlerweile die Sonne hinter den Berggipfeln verschwindet, sodass der Rückweg halbwegs erträglich ist.Wir kehren gegen 18:30 Uhr zurück ins Camp und essen zu Abend. Tinus hat noch einmal Braai vorbereitet, auf den wir jetzt auch richtig Appetit haben. Bei einem Alkopop bestaune ich zusammen mit meinem Zeltnachbarn George den namibischen Sternenhimmel. Ein weiteres Mal wünsche ich mir meine Freundin jetzt an meiner Seite…Den kompletten Reiseverlauf dieser Reise finden Sie hier: 

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