Wo der Schuhschnabel wohnt, im Delta des Victoria-Nil

von Marco Penzel

Murchison Falls, 3. Mai 2015
Werden wir ihm begegnen, dem legendären Schuhschnabel? Langsam gleitet unser Aluminium-Boot den Fluss hinab. In den Zweigen am Ufer sind immer wieder Eisvögel zu entdecken. Ein Wasserbock schaut scheu aus dem hohen Gras hervor. Da raschelt etwas im Unterholz! Ein Nilwaran. Gut einen Meter könnte die flinke Echse lang sein.

Wir nähern uns dem Delta des Victoria-Nil, der sich zwischen einigen Schilfinseln verzweigt, bevor er am Ostrand des Murchison Falls Nationalparks in den Albert-See fließt. Eine Hippofamilie steht im seichten Wasser. Nilpferde sieht man hier alle Tage. Ich hoffe auf eine andere Begegnung, möchte endlich einen der seltenen Schuhschnabel-Störche sehen. Geschickt steuert der Bootsmann uns durch die Flussarme, dann nimmt er das Gas am Außenbordmotor zurück. „Look, there he is!“, sagt unser Guide triumphierend. Tatsächlich, dort steht der urzeitlich anmutende Vogel mit seinem gewaltigen Schnabel im Morgenlicht. Er ist umringt von violett blühenden Wasserpflanzen und bewegt sich nur ganz vorsichtig.

Er kann viele Stunden so verbringen, bis er endlich einen Fisch fängt, erklärt unser Guide. Nach zwanzig Minuten Schauen und Fotografieren wirft er den Motor wieder an und wir lassen den Schuhschnabel-Storch allein weiter fischen. Es gibt ja Vogelliebhaber, die auf Safari jeden Piepmatz, den sie identifizieren können, auf einer Liste abhaken. So akribisch bin ich nicht, aber beim Schuhschnabel kann ich heute mal einen dicken Haken setzen.

Bald legt unser Boot an. Helmut, unser Reiseleiter, holt uns mit dem Allradwagen ab, und wir unternehmen eine Pirschfahrt durch den Teil des Nationalparks nördlich des Nildeltas. Die Hügellandschaft ist frisch-grün, jetzt im Mai ist Regenzeit in Uganda. In vielen anderen Safarizielen gilt die Regel, dass man in der Trockenzeit die besseren Chancen auf gute Tierbeobachtungen hat. Doch wir können uns hier nicht beschweren, sehen Büffel, Lelwel-Kuhantilopen und unzählige Giraffen. Einmal kommen wir auf mehr als 30 Langhälse bei einer Rundumzählung aus dem offenen Dach des Safariautos. „In der Trockenzeit kann man hier auch Giraffen sehen, aber nicht so viele auf einmal“, erzählt Helmut. Überhaupt seien die Tierbeobachtungen in den ugandischen Nationalparks in der Regenzeit oftmals besser. Hier in Murchison Falls oder auch auf dem Kazinga-Kanal im Queen Elizabeth Nationalpark kann man auch mit dem Boot auf Safari gehen und Tiere vom Wasser aus am Ufer entdecken. Aber die Uferwälder, in die sich das Wild in der Trockenzeit oft zurückzieht, sind oft nicht zugänglich, weil Pirschwege fehlen.

Neben der Bootstour auf dem Unterlauf des Victoria-Nil gibt es eine zweite Bootstour, die an der Fähre bei der Paraa-Lodge beginnt und flussaufwärts bis kurz vor die Wasserfälle führt. Die Chance, einen Schuhschnabel-Storch zu sehen, ist hier nicht so groß. Dafür begegnen wir Büffeln, Elefanten und einem enorm großen Krokodil, das am Ufer im Schatten liegt. Und dann treiben plötzlich weiße Schaumkronen auf dem Wasser, als ob sich jemand mit einem Schuss Spülmittel einen schlechten Scherz erlaubt hätte. Doch der Schaum ist natürlichen Ursprungs. Die Wassermassen des Nils zwängen sich durch einen sieben Meter breiten Felsspalt und stürzen 42 Meter in die Tiefe. Das schäumt. Gern wäre ich den Wanderweg an den Wasserfällen noch einmal hinauf gelaufen, denn er bietet schöne Blicke auf das tosende Wasser. Vor neun Jahren habe ich das schon einmal erlebt (mein Bericht von damals), heute fehlt uns leider die Zeit. Schließlich sind wir auf Inforeise hier und nicht im Urlaub.


Lust auf eine solche Safari? Ich berate Sie gern.
Marco Penzel, Geschäftsführer Outback Africa Erlebnisreisen, Telefon: 037437 538811
marco@outback-africa.de

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