Pirschfahrten in Samburu und Buffalo Springs

von Svenja Penzel

Die gut ausgebaute neue A2 bringt uns rasch nach Norden. Wir erreichen das östliche Eingangstor des Samburu Nationalreservats, genannt Archers Gate. Ab hier sind wir auf relativ guten Schotterpisten unterwegs, die das ganze Jahr über auch mit Minibussen befahren werden können. An Samburus Tierwelt hatte ich eigentlich gar keine großen Erwartungen, schon allein wegen der Regenzeit. Bei meinen Erkundungsreisen geht es ja vorwiegend um die Gegenden an sich, um die Logistik und um die Unterkünfte.

Da sind Pirschfahrten und Tiersichtungen nicht entscheidend. Und wieder werde ich angenehm überrascht. Das Samburu Reservat ist ganz anders als alles, was ich bisher an Nationalparks und Wildschutzgebieten in Kenia oder Tansania gesehen habe. Eine raue, wilde und wunderschöne Landschaft entlang des Ewaso Nyiro River mit seinen vielen Doum-Palmen, die man an den verzweigten Stämmen erkennt. Weite Buschlandschaften mit vielen Akazien und markant aufragenden Hügeln und Felsen, und dazwischen immer wieder Elefanten und Giraffen. Jetzt im April ist Samburu grün, und die Tiere verteilen sich im ganzen Park. In der Trockenzeit von Juni/Juli bis Oktober verwandelt sich die Landschaft in eine gelblich-braune Steppe, die Tiere zieht es dann in die Palmenlandschaft am Fluss. Diese wildreiche Gegend ist zu jeder Jahreszeit ein herrliches Fleckchen Erde. Samburu strahlt eine Zeitlosigkeit aus, als habe sich hier in den letzten Jahrzehnten kaum etwas verändert.

Die Samburu Special Five

Samburu und Buffalo Springs sind zwei Reservate, die nur durch den Ewaso Nyiro River getrennt werden und eigentlich eine Einheit bilden, wenn nicht jedes Reservat seine eigene Verwaltung, seinen eigenen Eingang und seine eigenen Parkgebühren hätte. Für die Tiere macht das aber keinen Unterschied. Auf beiden Seiten des Flusses sieht man eine ähnliche Tierwelt, bei der einige besondere Arten auffallen: Das fein gestreifte Grevy-Zebra, die hübschen Netzgiraffen (ohnehin meine Lieblingstiere, mit diesem Fellmuster besonders schön), Beisa Oryx Antilopen mit ihren langen geraden Hörnern, Somali-Strauße mit blauen Hälsen und schließlich die Gerenuks - Antilopen mit langen Hälsen, auch Giraffengazellen genannt. Diese fünf sind als "Samburu Special Five" bekannt.

 

Ich hatte Glück und habe sie alle gesehen. Und dazu unzählige Elefanten mit vielen Jungtieren, die in aller Ruhe fressen und sich von vorbeifahrenden Autos kaum stören lassen. Eine Löwin sitzt direkt am Weg und geht dann wenige Meter von unserem Fahrzeug entfernt über die Straße. Dadurch, dass hier alle Tiere sehr entspannt erscheinen, kann man sie auch sehr gut fotografieren. Der Tourismus ist schon alt in diesen Reservaten. Die erste Lodge eröffnete bereits in den 1960er Jahren. Die Tiere sind also an Fahrzeuge gewöhnt.Im Ewaso Nyiro River, der Lebensader der beiden Reservate, gibt es viele Krokodile. Diese sieht man manchmal am Ufer liegen, teilweise kommen sie sogar bei den Lodges an Land. Nicht umsonst sind daher die meisten Lodges, die direkt am Fluss liegen, auch auf der Wasserseite eingezäunt.

Das Volk der Samburu

p>Samburu ist nicht nur der Name des Nationalreservats, sondern auch der Volksgruppe. Samburu bedeutet "Schmetterling", weil sich die Männer und Frauen des Samburu-Volkes gern bunt kleiden. Man könnte sie mit ihrem Kopfschmuck, ihren Ketten und ihren rotkarierten Decken fast für Massai halten, und sie sind auch mit den Massai verwandt, sprechen dieselbe Sprache und sind ebenfalls Rinderhirten. Doch die Samburu sind kleiner und haben sich in einer anderen Gegend von Kenia niedergelassen.

Gleich außerhalb der Reservate leben sie in ihren Dörfern. Eins davon, Umoja Village, befindet sich nicht weit vom Archers Gate und kann von Touristen besucht werden. Bei unserer Ankunft werden wir von einem sehr gut englisch sprechenden jungen Samburu begrüßt. Dann singen die Männer und Frauen des Dorfes einige Lieder für uns. Ehe ich mich versehe, hängt mir eine der Frauen eine mit bunten Perlen bestickte steife Kette um den Hals und nimmt mich an die Hand. Ich soll mittanzen! Eigentlich mag ich sowas nicht, aber die Freundlichkeit der Menschen, die sich so herausgeputzt haben, die leuchtenden Augen und das rhythmische Klatschen ziehen mich doch in ihren Bann, und so bin ich bald mittendrin. Dann geht es in die Boma hinein. Die Hütten der Samburu sind von einem Wall aus trockenen Dornbüschen umgeben, der Mensch und Tier schützen soll. Ein kleinerer Dornenwall in der Mitte der Boma umgibt den Platz der Beratung, die Ältestenversammlung.

Dazwischen leben die Menschen in länglichen Hütten mit Strohdach und Wänden aus Kuhdung, in denen sie schlafen, kochen, essen und ihre Hühner halten. Ich darf mir eine davon von innen ansehen. Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Geschlafen wird auf Kuhhäuten, gekocht auf einem kleinen offenen Feuer. Genau wie die Massai ernähren sich die Samburu traditionell von Fleisch, Milch und Blut ihrer Tiere.

Im Anschluss demonstrieren die Männer, wie sie mit Stöcken, zerriebenem Dung und Stroh Feuer machen. Am Ende kommt das, was kommen muss: Souvenirs. Ich kann in Ruhe schauen, werde zu nichts gedrängt. Ein sehr alter Mann, der an einem Baumstamm sitzt, begutachtet die ausgewählten Stücke und sagt den Preis, der mir dann übersetzt wird.

Ohne viel Verhandlungsspielraum erstehe ich schließlich eine Kette. Eigentlich ist sie viel zu teuer. Aber da ich weiß, dass das Geld direkt an diese Menschen geht und sie ihre Einnahmen gerecht miteinander teilen, zahle ich es gern. Es war ein besonderes Erlebnis und auch ein Augenöffner. Gut gefallen hat mir auch, dass man hier ungehindert und ohne jedes Mal wieder neu zu fragen fotografieren darf.

 

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