Das Ol Pejeta Reservat und das Sweetwaters Serena Camp

von Svenja Penzel

Was für ein Tag! Auf einer abwechslungsreichen Pirschfahrt durchstreifen wir das Ol Pejeta Reservat, das früher Farmland war und nun als Schutzgebiet („Conservancy“) seit vielen Jahren einen stetig wachsenden Wildbestand aufweist. Diesen teilt man nur mit wenigen anderen Besuchern. Unterwegs überqueren wir mehrfach den Äquator und machen am Denkmal auch unsere Faxen.

Sweetwaters Tented Camp

Zum Mittagessen erreichen wir das Sweetwaters Serena Camp, ein klassisches Tented Camp. Es liegt auf 1800 Metern Höhe, hier wird es nachts kalt, und die Wärmflasche im Bett ist sehr willkommen. Die Anlage ist mit 40 Zelten recht groß, und trotz der Nebensaison sind hier viele Gäste. Die geräumigen und komfortabel ausgestatteten Wohnzelte gruppieren sich in zwei Reihen um ein Wasserloch. Die hintere Reihe ist auf Stelzen gebaut, so dass man von dort über die Zelte der vorderen Reihe hinweg ebenfalls zum Wasserloch blickt. Mein Zelt Nr. 1 ist sehr nahe am Haupthaus, was für etwas mehr Geräuschkulisse sorgt. Dafür blicke ich aber direkt auf die Tierwelt am Wasserloch. Der Canvas-Stoff ist brandneu, hier muss erst vor kurzem renoviert worden sein. Das Essen ist wie in allen Serena-Hotels sehr gut und bietet viel Auswahl vom Buffet für jeden Geschmack.

Schon kurz nach dem Mittagessen brechen wir wieder auf. Auf der Nachmittagspirsch wollen wir nicht nur die Tierwelt von Ol Pejeta, sondern auch die Schimpansen von Morani und das Zentrum für gefährdete Tiere (Endangered Species Centre) besuchen. Das Schutzgebiet Ol Pejeta hat seinen ganz eigenen Charme, der sich dem Besucher erst eröffnet, wenn er die Hauptpiste verlässt und die kleinen Seitenwege einschlägt. Weite offene Ebenen, sumpfiges Tiefland mit Schilf und Wasserläufen, hohe Bäume und eine total entspannte Tierwelt kennzeichnen das Reservat. Auch hier sind die Tierarten des nördlichen Kenia zu finden, vertreten durch Grevy-Zebras, Netzgiraffen und Defassa-Wasserböcke. Es ist aber auch ein Big Five Reservat mit viel Großwild. Wir sehen Elefanten, Büffel und Nashörner. Für Nashörner ist dieses Reservat besonders bekannt. Es beheimatet derzeit 102 Spitzmaul- und über 20 Breitmaulnashörner. Wer auf Pirschfahrt kein Glück mit Nashornsichtungen hatte oder einfach noch mehr über diese vom Aussterben bedrohten Tiere wissen möchte, der kann einen Besuch im Endangered Species Centre einplanen. Dafür ist eine Voranmeldung erforderlich. In einem großen Freigehege leben vier der letzten sieben nördlichen Breitmaulnashörner (Northern White Rhino). Sie haben im Unterschied zu den "normalen" Breitmaulnashörnern kürzere Beine, einen anders geformten Rücken und Haare an den Ohren. Leider gibt es trotz vieler Bemühungen noch keinen Nachwuchs. Für den Schutz der Nashörner vor Wilderei muss man hier genauso wie in anderen Nashornreservaten leider viel Aufwand treiben.

Mohamed, einer der Ranger, kommt zu uns ins Fahrzeug und fährt mit uns zu den Nashorngruppen innerhalb des Geheges. Die Leidenschaft und Liebe für seine Arbeit strahlt aus seinen Augen, als er uns die Geschichten dieser Tiere erzählt. Mit Mohamed haben wir auch den kompetentesten Mann vor Ort erwischt. Er kam schon in Tierdokumentationen in Zeitschriften und Fernsehreportagen vor. Neben den nördlichen Breitmaulnashörnern und "normalen" Breitmaulnashörnern leben in dem Schutzzentrum auch Grevy-Zebras. Da diese dazu neigen, sich in der Wildnis mit den nicht gefährdeten Steppenzebras zu paaren, möchte man hier für reinrassigen Nachwuchs sorgen. Die Tiere werden nach einigen Jahren in die Weiten des Parks entlassen.

Die Schimpansen von Morani sind ebenfalls einen Besuch wert. Zwei Schimpansengruppen leben in dem umzäunten Reservat, durch das der Fluss Ewaso Nyiro fließt und die beiden Gruppen voneinander trennt. Zu Fuß läuft man, begleitet von einem Ranger, einen schmalem Pfad am Flussufer entlang. Überall stehen Schilder, die die Besucher für das Anliegen dieses Zentrums sensibilisieren sollen. Die meisten der Schimpansen, die hierher gebracht werden, haben Schlimmes erlebt. Sie sind vom Zoll aufgegriffen worden, als sie in ein anderes Land geschmuggelt werden sollten, sie sind auf Märkten im Kongo oder Burundi lebendig zum Verkauf angeboten gewesen oder sie haben ihre Eltern verloren, die als "Bush Meat" geendet sind. Hier finden sie eine Zufluchtsstätte für den Rest ihres Lebens und hier vermehren sie sich zum Glück auch wieder. Sie kommen neugierig an den Zaun, als sie uns sehen. Jedes Tier hat einen Namen und eine Geschichte, die uns der Ranger erklärt. Es ist bewegend, sich einfach hinzuhocken und auf Augenhöhe mit einem der Schimpansen zu sein, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und nur durch den Elektrozaun getrennt. Schimpansen sind zwar kleiner als erwachsene Menschen, aber ungefähr viermal so stark und, wie der Ranger erklärt, "geboren um zu kämpfen".

ein Kommentar

Reinhild Prümann

15.03.2019 um 15:47

Danke für diesen tollen Bericht, der sehr aufschlußreich war. Wir fahren in Kürze diese Strecke von Samburu zurück zur Rhino Watch Safari Lodge und werden hier einen Stop einlegen für Lunchtime.
Da scheinbar alles sehr nahe zusammen liegt, können wir das Ol Pejeta Projekt mit den Nashörnern und den Shimpansen besuchen.
Liebe Grüße
Kwaheri Reinhi