Himba und Herero in Namibia
Nach der namibischen Unabhängigkeit ließen sich viele Herero als Viehzüchter nieder und pflegen bis heute ihre Kultur, zu der auch der eigenartige Kleidungsstil der Frauen gehört. Sie tragen die Kleider mit Stolz und sehen diese nicht als Kostüm, sondern weiterhin als Alltagskleidung an. Ihr exotisches Aussehen und ihr handwerkliches Geschick wissen sie gewinnbringend einzusetzen. Wer sie fotografieren möchte, muss meist bezahlen oder zumindest eine ihrer farbenfrohen Puppen oder Schmuck kaufen. Die meisten Hererokinder besuchen öffentliche Schulen, auch viele Hererofrauen sprechen gut Englisch und geben gern auch auf die Frage Auskunft, was sich in den Ecken ihrer aus Tüchern kunstvoll gewundenen Hüte versteckt, damit diese wie Kuhhörner stehen – ganz einfach Zeitungspapier!Im Gegensatz zu den Herero beugten sich die Ovahimba nicht dem Diktat der Kolonialherren und bekleideten sich weiter traditionell, auch wenn sie als Zwangsarbeiter ebenfalls unterdrückt wurden und in Auseinandersetzungen um Land und Vieh verwickelt waren. Im abgelegenen Kaokoveld gelang es ihnen weitestgehend, ein autonomes Leben zu bewahren. Man muss nicht als Himba geboren sein, um in der Gemeinschaft zu leben, jedoch wird erwartet, dass man sich den Traditionen und Gepflogenheiten anpasst. Dazu gehören das Einreiben der Haut mit der typischen rotbraunen Fett-Ocker-Mischung, außergewöhnliche Haartrachten und auch die Einhaltung der Gesetze und Erbrechte innerhalb des Stammes. Frauen genießen bei den Himba einen besonderen Status. So bekommen Ehemänner gesetzlich geregelten Ärger mit der Familie der Frau, wenn gestritten wird. Ebenso wird das Vieh nicht an die eigenen Kinder, sondern an die Kinder der Schwester vererbt. Übrigens finden Himba die weibliche Brust nicht erotisch. Deshalb muss sie auch nicht bedeckt werden. Verborgen bleiben fremden Blicken jedoch die Fußknöchel der Frau – sie sind stets mit Reifen und Schmuck bedeckt und gelten als erogene Zonen. Da die Himba kaum Wasser zur Verfügung haben, wird sich nur selten gewaschen, die rotbraune Salbe ist Hautschutz und Kosmetik zugleich. Für das darin enthaltene Eisenoxid wandern die Frauen weite Strecken in das Brandbergmassiv, um sich mit der begehrten Farbe zu versorgen. Eine weitere Form der Körperhygiene ist der Rauch aus verbrannten Kräutern und Holz, der als reinigend und desinfizierend gilt.Der Fortschritt und der moderne Lebenswandel sind für die Himba kein Segen, sondern eher ein Fluch. Das Land, auf dem sie wohnen, gerät ins Visier von Firmen, die dort Bodenschätze vermuten. Ebenso reicht das Weide- und Ackerland nicht mehr aus, um die Stämme autonom zu ernähren, trotzdem wollen viele Himba den traditionellen Lebensstil nicht kampflos aufgeben. Die namibische Regierung versuchte vor einiger Zeit, Himba in Sozialbauten anzusiedeln. Die Nomaden lehnten dies ab.Längst ist jedoch vor allem die jüngere Generation dem Lockruf des Geldes erlegen. Genau wie die Herero haben die Himba erkannt, dass sich ihre außergewöhnliche Kultur gut vermarkten lässt. So gibt es im Norden Namibias Vorführungen der Himbakultur. Als fliegende Händler trifft man sie mittlerweile überall im Land an, unter anderem auch in Swakopmund, wo es empfindlich kalt sein kann. Auch die Himba lassen sich Fotos gut bezahlen, ebenso ihre Handarbeiten und den Schmuck. Handeln kann man mit ihnen kaum, die meisten sprechen kein oder sehr wenig Englisch. Auch hier bemüht sich die Regierung mit mobilen Schulen darum, den Kindern wenigstens etwas Bildung zu vermitteln, allerdings mit mäßigem Erfolg.Ob die traditionelle Lebensweise dauerhaft Fortbestand hat, ist ungewiss. Die Chancen stehen eher schlecht, obwohl die namibische Regierung die Kultur der Himba zum Nationalen Kulturgut erklärt hat und auch bei den Vereinten Nationen Aufmerksamkeit erfährt.