Susanne Schlesinger gestalet seit 2011 den Web-Auftritt von Outback Africa Erlebnisreisen und unterstützt das Team bei Flugreservierungen. Sie bringt einschlägige Erfahrung im Reisebüro-, Reiseveranstalter- und Geschäftskundenbereich mit. Ihr kreativer Schreibstil bereichert unseren Blog und unsere Reiseausschreibungen. Wenn Susanne auf Safari geht, gibt es neben guten Fotos und spannenden Berichten auch neue Reiseideen.
Nach Twyfelfontain - Reisebericht Vom Kap nach Namibia (12/20)
12. Oktober 2012 Tanja und ich haben ein Morgenritual entwickelt. Beim frühen Packen der Taschen singen wir John Denvers Countrysong Leaving on a Jet plane: All my bags are packed, I'm ready to go, I'm standing here outside the lawn ... Das macht es leichter. Ich habe schlecht geschlafen, es war warm und stickig im Zimmer. Nach dem Packen bleibt bis zum Frühstück noch kurz Zeit, das Gelände der Lodge beim ersten Tageslicht anzusehen. Ich entdecke, dass es mehrere Bungalow-Zeilen gibt, die weit verstreut um die Hauptlodge gebaut sind. Nun löst sich auch das Rätsel, warum das Wasser mal kalt und mal glühend heiß ist. Hinter den Bungalowreihen werden große Kessel mit Holz angeheizt. Man fragt sich, warum bei der Sonnenintensität das Heißwasser nicht mit Solarzellen erzeugt werden kann. Vermutlich wollen die Lodgebetreiber nicht in die teure Technik investieren, so lange es Arbeitskräfte und Holz gibt.Auf dem sandigen Weg finden sich Pfotenabdrücke einer Raubkatze. Ein Leopard vielleicht, für Löwenpfoten sind sie zu klein. Es soll hier auch Elefanten geben. Der Anblick des rotglühenden Brandbergmassivs lässt mich das Frühstück fast vergessen- einfach grandios. Nach dem Frühstück geht es weiter in Richtung Twyfelfontein. Max hält an einem „Elephant-Crossing“- Schild. Beim routinemäßigen Check bemerkt Jonathan, dass einer der hinteren inneren Reifen platt ist und das ganze Gewicht nun auf dem Außenreifen lastet. Wir wechseln also den Reifen auf afrikanische Art – zwei arbeiten und elf schauen zu und geben Kommentare. Max hat Routine und gibt profimäßige Anweisungen. Nach einer halben Stunde ist unser Gefährt wieder flott. Ein Wunder, dass die Reifen bei den schlechten Straßen nicht häufiger platt sind.
Unterwegs halten wir an einem Verkaufsstand der Hereros, die im Gegensatz zu den Himba-Frauen gut Englisch sprechen. So erfahren wir, dass in den Hörnerhüten Zeitungspapier zur Versteifung eingewickelt ist. Eine junge Frau steht auf Krücken am Verkaufsstand. Sie hat ein Bein durch einen Puffotterbiss verloren, weil sie erst nach vier Tagen ins Krankenhaus kam. Wieder einmal wird mir bewusst, wie gut wir mit unserem deutschen Gesundheitssystem versorgt sind. Die Hereros sind wesentlich weniger aufdringlich als die Himbas, und die Kinder freuen sich über die Geschenke - Schlüsselbänder und Kekse. Ein kleiner Junge, dem ich einen Teddybären schenke, ist ganz begeistert.
Mit einiger Verspätung erreichen wir Twyfelfontein. Die Sonne steht hoch am Himmel und wir werfen kaum einen Schatten. Der Führer, wieder ein älterer Damara-Mann, ist überraschend witzig und klärt uns auf, dass die Ottifanten eigentlich nur eine billige Kopie einer Felsgravur von hier sind. Woher er Otto Waalkes kennt und wie oft er diesen Witz bereits erzählt hat, verrät er nicht. Von den Felsgravuren gibt es Tausende auf dem Gelände. Warum sie entstanden sind, kann niemand genau sagen. Sie könnten eine Art Inventarliste sein oder eventuell auch die Pfade der Tiere beschreiben, vielleicht auch die Speisekarte eines Steinzeit-Restaurants. Auf jeden Fall sind sie sehr faszinierend. Twyfelfontain heißt übersetzt "Zweifelhafte Quelle", denn die früheren Bewohner konnten sich nicht auf einen stetigen Wasserfluss verlassen.
Nach der Felskletterei sind wir verschwitzt und müde. Jonathan serviert das Mittagessen bestehend aus Hotdogs und Salat in einem Camp an der Straße. Es hat einen schönen Speiseraum und eine noch schönere überdachte Terrasse mit weichen Sesseln, die einfach zu verlockend sind. Nach und nach machen es sich alle gemütlich und halten eine Siesta – für alles andere ist es auch viel zu heiß. Ein paar vorlaute Bergstare haben Chipskrümel auf dem Tisch entdeckt und wagen sich heran.Als letzter Programmpunkte stehen noch der Verbrannte Berg und die Orgelpfeifen an, bei beiden machen wir nur einen kurzen Fotostopp. Der "Burnt Mountain" ist ganz schwarz. Gebrannt hat es hier aber nicht, sondern die Farbe kommt von dem erodierten Lavagestein. Auch die Orgelpfeifen sind vulkanischen Ursprungs -das Basaltgestein wurde durch Temperaturschwankungen und Wasser aufgespalten und es entstanden die bizarren Felsformationen.
Dann geht es in die Xaragu-Lodge. Der Name bedeutet Erdmännchen. Die Lodge hat sogar ein zahmes zwei Monate altes Erdmännchen, das zur Freude der Gäste sehr zutraulich ist und sich auch gern fotografieren lässt. Den zahlreichen Katzen ist das possierliche Tierchen jedoch eher suspekt.Unsere Unterkünfte sind Zeltlodges mit offenem Badezimmer. Bei der Vergabe der Schlüssel haben wir Glück und erhalten ein großes Familienzelt mit vier Betten und richtig viel Platz. Im Garten steht auch ein Wäscheständer, den wir erst einmal vollpacken. Es gibt leider keinen Strom in den Zelten, so dass wir die Akkus nur im Restaurant aufladen können. Als es dunkel wird, kommt ein Angestellter, um die Petroleumlaternen anzuzünden. Sie werfen ein romantisches Licht und auch das Lagerfeuer brennt bereits gemütlich, als wir uns zum Abendessen einfinden. Jonathan hat eine Vorliebe für deutsche Küche und serviert heute Abend riesige Schnitzel mit Mashed Potatoes und einem interessanten Gemüse, bestehend aus verschiedenen Kürbis- und Zucchiniarten.
Eine der Lodge-Katzen lässt sich von den anderen erst mit Schnitzelresten verwöhnen und möchte dann auch gern mit im Zelt schlafen. Sie schleicht sich bei uns ein, und wir kriegen sie nur mit einem Trick wieder aus dem Zelt heraus. Es ist empfindlich kalt. Wir sind froh, dass wir unsere eigenen Flauschdecken eingepackt haben.
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