Rufiji River Camp, Selous Game Reserve

von Ulrike Pârvu

Nach einem langen Flug erreiche ich am Vormittag das Selous Game Reserve per Kleinflugzeug. Am Airstrip werde ich schon erwartet. Der Weg bis zum Rufiji River Camp ist kurz, nur ein paar Minuten. Angela, eine Deutsche, ist hier seit einem Jahr für alles verantwortlich. Freundlich empfängt sie mich und zeigt mir das ganze Camp. Jetzt im Juni, kurz nach der großen Regenzeit, gibt es noch viel zu tun. Die Swimmingpools der Suiten hat es leider arg mitgenommen, die Wege werden ausgebessert und das Personal muss nun langsam wieder auf Arbeit eingestimmt werden. Aber alle werkeln emsig, jeder hat ein freundliches „Jambo“ auf den Lippen.

Rufiji River Camp

Das Camp ist großzügig angelegt, die Wege sind befestigt. Vor vier Jahren wurden die Zelte erneuert. Nur noch zwei der alten Zelte stehen und sie werden ausschließlich für Guides und Piloten genutzt.Die neuen Zelte sind groß. Jedes steht unter einem riesigen Schilfdach. Die Veranda umrandet das ganze Zelt und man kann von fast allen Zelten aus auf den Fluss schauen. Einige sind ein bisschen zugewachsen. Es ist leider nicht erlaubt, des Blickes wegen die Bäume und Sträucher zu roden. Aber vom Hauptgebäude aus ist der Blick auf den Fluss genial.

Das Rufiji River Camp ist die einzige Unterkunft in der Gegend, von der aus man den Sonnenuntergang von der Veranda und vom Restaurant aus beobachten kann, sagt mir Angela stolz. Ich nehme eine erste Dusche, leider steht nur kaltes Wasser zur Verfügung. Ich vermisse wie in so vielen afrikanischen Lodges ein paar Haken im Bad, das ansonsten recht großzügig ist. An eine extra Steckdose zum Laden der elektronischen Gerätschaften hat leider auch keiner gedacht, Ich muss mich also entscheiden, ob ich Licht haben möchte, während mein Akku lädt, oder eine frische Brise aus dem Ventilator. Ich entscheide mich für Letzteres und überbrücke die Zeit mit einem kurzen Schläfchen.

Bootstour auf dem Rufiji

Gleich am ersten Nachmittag geht es für mich hinaus auf den Fluss. Mein Guide Frank erklärt mir, dass die Bootsfahrt eine der wichtigsten Aktivitäten ist. Und es macht Spaß und ist nach dem langen Flug wirklich erholsam, langsam und gemächlich zwischen Hippos und Wasservögeln auf dem Rufiji River dahinzugleiten. Ich habe Zeit, zur Ruhe zu kommen, die Hektik des Alltags und der beschwerlichen Anreise hinter mir zu lassen. Ab und an meldet sich ein Flusspferd laut zu Wort, ich höre große Fische aus dem Wasser springen. Die Bootsfahrt dauert immerhin zwei Stunden. Wir fahren bis zu einer Kolonie Weißstirnspinte (White-fronted bee-eaters), die gerade ihr Nachmittagssandbad einnehmen und uns mit lautem Gezwitscher willkommen heißen. Ich freue mich, Afrika – hier bin ich wieder.

Scharlachspinte beim Sandbad

Ein tollpatschiges Hippobaby

Pirschfahrt im Selous Game Reserve

Nur wenige Gäste sind im Camp – vornehmlich Engländer und Amerikaner. Aber es wird ein sehr netter Abend. Wir sind fast ein wenig verloren in dem riesigen Restaurant, das ja eigentlich für viel mehr Gäste gedacht ist. Es gibt neuerdings einen schönen Platz für ein Lagerfeuer. Hier treffen wir uns alle, bevor wir zum Essen gerufen werden. Ich lasse es mir gut schmecken und sinke dann auch bald müde in die Federn.Den nächsten Tag nutze ich für eine Ganztagespirschfahrt. Wieder bin ich mit Frank unterwegs und er gibt sich alle Mühe, mir möglichst viele Tiere zu zeigen. Sein Engagement wird belohnt. Ich bekomme Flusspferde, Elefanten, Wildhunde, Hornraben, Giraffen und schlussendlich sogar Löwen vor die Linse. Ich weiß, dass wir schon ein recht gut gefülltes Bilderarchiv haben, trotzdem muss ich immer und immer wieder auf den Auslöser drücken. Am späten Nachmittag erreichen wir das Camp und ich lasse den High Tea mit Kuchen sausen, weil mein Körper dringend nach einer Dusche verlangt. Wie schon am vergangenen Tag kommt nur lauwarmes Wasser aus der Dusche, als Abkühlung ist es aber gar nicht so schlimm und richtig erfrischend.

Ich habe ein bisschen Zeit für mich und lausche dem Plätschern des Flusses, dem Schnauben der Hippos und dem Kreischen der Vögel. Dann ist es schon wieder Zeit für das Abendessen. Ein wichtiger Herr von der Nationalparkverwaltung ist anwesend und ein ebenso wichtiger Herr von der Frankfurter Allgemeinen Zoogesellschaft. Es wird lange diskutiert und ich ziehe mich bald in mein Zimmer zurück.

Pirschwanderung

Nun muss ich ja alle Aktivitäten ausprobieren, und so erwarten mich am zeitigen nächsten Morgen Frank, mein Guide vom Vortag, und ein Ranger mit Flinte zu einer Fußpirsch. Ich bin sehr gespannt, denn oft sind es die kleinen Dinge, die nicht minder interessant sind. Wir machen uns auf den Weg und biegen kurz nach Verlassen des Camps in den Busch ab. Frank erklärt mir und meiner Mitstreiterin Rachel aus England geduldig jeden Baum und jeden Strauch. Wir finden einen toten Tausendfüßler und ich erfahre, dass es zwei Sorten gibt. Die eine ist harmlos und hat vier Fußpaare an jedem Segment. Die andere kann garstig zubeißen und hat nur zwei Fußpaare an jedem Segment. Es ist sehr spannend und wir laufen weiter ohne zu merken, wie die Zeit vergeht.

Wir treffen auf ein paar Paviane und eine Giraffe. Das Buschleben vom Boden aus zu beobachten hat seinen ganz besonderen Reiz. Man begibt sich auf Augenhöhe mit den Tieren und ist eigentlich einer von ihnen – wären da nicht die Flinte und ein Aufpasser dabei. An einem Tümpel hören wir ein Hippo schnauben, ganz in der Nähe. Unser Ranger wird ein wenig unruhig und ich hoffe sehr, dass das Gewehr nicht zum Einsatz kommen muss. Natürlich kommen wir unversehrt aus dem Busch wieder heraus. Es wartet schon ein Auto auf uns, das uns aufsammelt. Vor dem Einsteigen nimmt der Ranger die Patronen aus dem Gewehr heraus und mein Respekt ihm gegenüber steigt deutlich. Die Patronen sind recht groß und spätestens jetzt weiß ich, dass er uns heldenhaft vor dem wütenden Hippo gerettet hätte. Ein gelungener Vormittag - es hat mir wieder einmal riesigen Spaß gemacht. Mir bleibt noch Zeit für ein Frühstück und zum Packen. Dann muss ich schon wieder Lebewohl sagen, denn es geht weiter in den Ruaha Nationalpark und in die Ruaha River Lodge.zurück zur Übersicht

2 Kommentare

Stefan

26.01.2015 um 19:31

Hallo Herr Fuldner,

habe mir die Seite des Mbega Camps angesehen und der Blick auf den Rufiji ist wirklich schön, aber kein Vergleich zum Selous Game Reserve. Hier hat der Rufiji Seitenarme gebildet und man hat z.B. vom Restaurant einen sagenhaften Blick auf eine deltaartige Flusslandschaft, in denen sich hunderte Flusspferde tummeln. Auch die Sonnenuntergänge sind ein Traum.

Liebe Grüße
Stefan

Karl-Heinz Fuldner

19.01.2015 um 18:27

Hallo Ulrike,
wir haben vorige Woche über unsere Tochter Anne bei Ihnen u.a. den Selous gebucht. Ihr Reisebericht ist sehr interessant, wir freuen uns schon mächtig auf den Selous.
Eine Anmerkung noch: Vor drei Jahren waren wir im Selous Mbega Camp (bei Mloka), hier hatten wir von unserer Terrasse und vom Restaurant auch einen tollen Blick auf die untergehende Sonne.
Liebe Grüße
Karl Heinz Fuldner