Von Entebbe nach Kibale - Reisebericht Uganda (1)

von René Schmidt

Von Löwen auf Bäumen, Gorillas mit langen Gesichtern und der Bedeutung guten EssensBereits zum vierten Mal hob ich mit Egypt Air in Richtung Afrika ab. Findet sich diese Fluggesellschaft bei den Buchungen für unsere Reisenden auch nicht in der Spitzengruppe, bin ich doch schon wieder mit dem Horrus Flieger unterwegs und sie ist damit meine Nummer Eins.Als mehr als 100 Jahre vor mir Emin Pasha Uganda bereiste, tat er dies im Auftrag des Khediven von Kairo. Ich musste mir aber in der ägyptischen Hauptstadt keinen Auftrag geben lassen, sondern wechselte hier lediglich das Flugzeug, um vier Stunden später im ugandischen Entebbe zu landen.Die einstige Hauptstadt des Landes machte auf mich einen angenehmen Eindruck, sauber und mit viel Grün, da gibt es auch weniger schöne Einfallstore nach Afrika. Auch konnte ich gleich auf meinen ersten Schritten Sympathien für mein Reiseziel entwickeln. Da ich noch reichlich Zeit bis zum Treffen mit meiner Reisegruppe hatte, machte ich einen kurzen Abstecher nach Kampala, der heutigen Hauptstadt und Metropole Ugandas. 35 Kilometer Fahrt ließen mich gleich richtig in Afrika eintauchen. Die Straße von Entebbe nach Kampala ist fast durchgängig von Siedlungen und Märkten gesäumt. Der Verkehr ist dicht und half mir dabei, meine Idee, eventuell an meinem letzten Reisetag ein Fahrrad zu mieten, gleich wieder zu verwerfen. Nach gut einer Stunde erreichten wir das Ziel, welches gefüllt war mit Hunderten von Minibussen.Am Busbahnhof von Kampala
Von noch größerer Bedeutung im Kurzstreckenverkehr sind in Uganda die Boda Bodas (Moped- bzw. Fahrradtaxis). Ihren Namen haben sie aus den 70er Jahren. Damals handelte es sich noch ausschließlich um Fahrräder, die zwischen den Grenzposten Kenias und Ugandas die grenzüberschreitenden Waren transportierten. Hielt ein Bus, welcher die Grenze nicht passieren konnte, kamen ihm die Radfahrer entgegen mit den Worten „Border Border“ (zur Grenze). In Luganda, der verbreitetesten Sprache Ugandas, wurde daraus das gängige „Boda Boda“.Die Moschee, einige Kirchen, Hotels und ein riesiges Getümmel im Zentrum rund um den zentralen Minibusbahnhof, das waren die Eindrücke, die ich von Kampala bekam.Das altehrwürdige Speke Hotel, das ich noch besichtigen wollte, hatte ich leider verfehlt.Ich wollte aber auch nicht allzu lange im Gewusel der Großstadt verbringen. Das „kleine“ Entebbe und meine erste Herberge im Land, das ruhig gelegene Boma Guesthouse, waren da ein willkommener Ausgleich.Am ersten „richtigen“ Reisetag startete die Fahrt um 7 Uhr. Unser Fahrer Joseph fuhr uns mit dem Land Cruiser zunächst Richtung Kampala (die Strecke kannte ich ja schon), kürzte aber etwas ab, indem er links ab durch Vororte und Marktgebiete das Zentrum umfuhr (Neuland für mich). Überall wieder Boda Bodas und das zweite Markenzeichen des Landes, die Bananen. Ganz viel Afrika - erinnerte mich etwas an Malawi. Wenn das kein Kompliment von mir ist!Es brauchte etwas Zeit, bis die Stadt endlich vom Land abgelöst wurde. Kiefernwälder prägten zunächst die Landschaft auf der Fahrt Richtung Westen. Wie zurzeit in vielen Gebieten Afrikas ging es über viele Straßenbaustellen, später kamen wir aber auf guten Straßen schnell voran. Die Stadt Mbembe markierte in etwa die Hälfte der Tagesstrecke. Ab da wurden Teeplantagen zur prägenden Umgebung. Gegen 13 Uhr erreichten wir Fort Portal, ein kleines gemütliches Städtchen, benannt nach einem englischen Diplomaten, Sitz des Toro Königs (eines der vier Königreiche Ugandas) und Tor zum Ruwenzori. Mit Sicherheit einen längeren Besuch wert. Joseph bestätigte auch, dass die „normalen“ Reisegruppen hier verweilen, aber unser enger Zeitplan sah dies nicht vor.Die Besucher verstecken sich in Regenjacken, der Schimpanse versteckt sich in der Baumkrone oben rechts.
Die Fahrt ging weiter in den Kibale Forest Nationalpark, auffallend dabei Tausende von Schmetterlingen, die sich jetzt zum Ende der Regenzeit entpuppt haben. Regenzeit und Regenwald, da darf natürlich auch der Regen nicht fehlen. Für das Schimpansen-Tracking kam somit die Regenjacke zum Einsatz (auch wenn der Himmel Sonnenschein offeriert, dies kann sich schnell ändern). Durch dichten Wald erreichten wir in relativ kurzer Zeit eine Gruppe von Schimpansen, die sich in den Bäumen vor dem Regen zu schützen suchte.Also Schimpansen im Regenwald, nicht schnell von Baum zu Baum hangelnd oder auf dem Boden springend, sondern Schutz vor dem Regen im dichten Gezweig suchend (wer will es ihnen verdenken).Zurück aus dem Wald ging die Fahrt weiter zur Ndali Lodge am gleichnamigen Krater.Ausblick vom Garten der Ndali Lodge
Schon die Fahrt hinauf war ein Highlight, Uganda zeigte mir immer mehr von seiner herrlichen Landschaft. Winston Churchill hatte also nicht gelogen, als er von der „Perle Afrikas“ berichtete. Hier oben auf dem Hügel bot sich dem Auge eine grandiose Kulisse mit Kraterseen zu beiden Seiten und farbenprächtiger Flora. In der Ferne grüßten Stanley, Speke, Baker, Emin und Gessi – Berggipfel, die Ihre Namen von den ersten europäischen Entdeckern erhielten. „Ein gesegnetes Land, dieses Uganda mit seinem roten Boden, seinen grünen Feldern, seinen luftigen Bergen, seinen dunklen lauschenden Tälern“ schrieb einst Emin Pasha in seinen Reisebericht und ich kann es wortwörtlich übernehmen.Mit der Dunkelheit kamen die für Afrika typischen Geräusche: Summen, Zirpen, Vogelzwitschern und vereinzelte Menschenstimmen aus der Ferne. Afrika für alle Sinne. Alle Teile des Reiseberichtes in der Übersicht:

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