Deception Valley Lodge in der Kalahari - Reisebericht Botswana (7/10)

von Svenja Penzel


Deception Valley Lodge

Die Deception Valley Lodge ist das ganze Gegenteil von Sango. Sie erstreckt sich auf einem Kilometer (tatsächlich ist das die Distanz zwischen dem ersten und dem letzten Chalet) und ist in jeder Hinsicht großzügig. Die acht Chalets sind durch lange Holzstege miteinander verbunden, so dass man nicht durch den Sand laufen muss. Jedes einzelne Chalet ist ein richtiges Haus auf einer Holzplattform mit gemauerten Wänden und Strohdach. Es gibt ein Wohnzimmer, ein Badezimmer mit freistehender Badewanne und Außendusche und ein Schlafzimmer, dazu eine große Terrasse mit Blick in die Weite. Das nächste Chalet ist fast 100 Meter entfernt, so dass man von seinen Nachbarn nichts sieht und hört. Wie schon in Linyanti haben Ulrike und ich hier jeder sein eigenes Chalet. Als ich auf der schattigen Terrasse sitze und diese Zeilen schreibe, singt im Baum über mir ein Webervogel so laut und schön er nur kann, und da ist sie wieder, die Erinnerung an 2002 und unsere Campingreise zum Deception Valley, dem „Tal der Täuschungen“. Ich werde immer ein Fan dieser einsamen Wüsten und Halbwüsten sein, auch ohne Großwild.Ulrike |Ach, was haben wir es schön! Immer wieder kommt uns dieser Spruch über die Lippen. Wir haben ein bisschen Zeit zum Ausruhen, die ich für ein intensives Mittagsschläfchen nutze. Als mich mein Wecker unsanft aus den Träumen reißt, bin ich noch eine ganze Zeit ganz benommen. Zur Tea-Time treffen wir die anderen Gäste des Camps – etliche betagte (und damit meine ich wirklich betagte) Damen aus Amerika und zwei Deutsche. Die Gruppe harmoniert wunderbar und ich fühle mich gleich von Anfang an richtig wohl. Wir plaudern bei Tee, Kaffe, einer Möhrentorte und kleinen Pizzen. Dann machen wir uns auf, den Buschmännern über die Schulter zu schauen.Zwei dieser zierlichen und immer lächelnden Menschen begleiten uns einige hundert Meter im Pirschfahrzeug. Dann halten wir an. Gerald, der Eigentümer der Lodge, erklärt uns einiges über die Geschichte und das Leben der Buschleute, und auf einmal stehen die beiden im Lendenschurz ein bisschen beschämt lächelnd vor uns. Ich lächele zurück und freue mich, als die beiden merklich entspannt ihre Erklärungen in ihrer Muttersprache beginnen. Sie zeigen uns, welche Pflanzen man einnehmen muss, wenn man Magenschmerzen hat, wenn man von einer Schlange gebissen wurde oder wenn man zu viel Alkohol getrunken hat. Wir laufen durch den Busch, und unsere einheimischen Freunde finden immer wieder interessante Details aus ihrem Leben, die sie gern mit uns teilen möchten. An einer Stelle graben sie eine fußballgroße Wurzel aus und pressen Wasser daraus hervor, an einer andren Stelle liegt ein Straußenei mit Wasser gefüllt unter der Erde. Sie zeigen uns auch, wie sie eine Vogelfalle bauen, die sehr präzise funktioniert (der Vogel ist nur eine Attrappe aus Holz). Am Ende dieser wirklich beeindruckenden Führung entfachen die Buschleute mit einfachsten Mitteln ein Feuer für uns und singen und tanzen. Zum ersten Mal fühle ich mich bei solch einer Veranstaltung wohl. Die Buschleute werden hier nicht vorgeführt, sondern haben selbst Spaß dabei. Gerald, der die Klicksprache versteht, übersetzt und vermittelt. Er ist etwas melancholisch, weil die Kenntnisse und Traditionen der Buschleute wohl schon in wenigen Jahren aussterben werden. Die meisten jungen Leute zieht es in die Städte. Schon jetzt läuft kein Buschmann mehr mit Lendenschurz und Pfeilköcher herum, niemand lebt mehr als Jäger und Sammler. Was wir gesehen haben, soll auch nur demonstrieren, wie es einmal war. Doch bis heute gelten die Buschmänner als die besten Spurenleser der Welt. Wir trinken am Buschmann-Feuer noch ein herrlich kühles Savanna. Wie ich anfangs schon sagte: Ach, was haben wir es schön!

Im Dunkeln fahren wir zurück zur Lodge, und dort erwartet uns ein köstliches Abendessen, Kudusteak mit Couscous und Gemüse. Vorher tauchen aber wie aus dem Nichts zwei Stachelschweine auf. Wir erfahren, dass die beiden jeden Abend hier vorbeischauen, um sich etwas zu fressen abzuholen. Seit 10 Jahren schon sind die Stachelschweine regelmäßige Besucher in der Lodge. Anfangs sind sie in die Küche eingebrochen, um sich ein Leckerli zu holen. Notgedrungen gibt es nun allabendlich einen Eimer voll Gemüse und andere Essensreste. Wie wild wird fotografiert und wir erfahren außerdem, dass die beiden keine Bohnen mögen. Bis auf wenige Meter nähern wir uns den Tieren. Das war nicht das letzte Highlight der Deception Valley Lodge. Am Abend unterhalten wir uns noch sehr nett mit den anderen Gästen. Ich falle wieder einmal müde und zufrieden ins Bett.Ulrike, 06.05.2011 | Heute Morgen sind nur Svenja und ich zusammen mit Gerald unterwegs. Er will uns noch zwei andere Unterkunftsmöglichkeiten auf seinem Gelände zeigen. Zum einen ist es das „Kalahari Manor“, nur wenige Hundert Meter von der Deception Valley Lodge entfernt. Das im Kolonialstil erbautes Privathaus ist für maximal 4 Personen ausgelegt und hat zwei Schlaf- und zwei Badezimmer und einem großen Kamin im Wohnzimmer. Mit 270 Quadratmetern Wohnfläche ist es wirklich groß! Ich bin mir nicht sicher, ob ich dort wohnen möchte, Svenja gefällt die offene Innendusche. In der Hochsaison kann man das Haus für einige Tausend Dollar pro Nacht mieten, mitsamt eigenem Koch und Guide für private Pirschfahrten.

Das Manor House in der Nähe der Deception Valley Lodge

Der nächste Platz, den uns Gerald zeigt, gefällt mir eigentlich viel besser. Wir fahren mit dem großen Land Cruiser mitten durch den Busch, und auf einmal tauchen einige Buschmannhütten vor uns auf. In einer der Hütten steht ein Zelt mit einer Matratze und Bettzeug. Man kann also von der Lodge aus gegen einen geringen Aufpreis mitten im Busch zusammen mit den Buschleuten übernachten – nur ein bisschen bequemer. Svenja und ich entschließen uns, auf unserer nächsten Jubiläumsreise, also in zehn Jahren, mindestens zwei Nächte hier zu verbringen und mindestens eine davon in diesem Buschmanncamp.

Buschmann-Camp

Nur schwer können wir uns trennen, aber Jaco, der im zweiten Fahrzeug mit den anderen Gästen unterwegs ist, ruft uns per Funk. Sie haben eine Gruppe Löwen aufgespürt. Als wir nach anstrengender Querfeldein-Fahrt dort ankommen, grinsen uns alle breit an. Die Freude über diese Tiersichtung steht allen ins Gesicht geschrieben. Auch bin sehr froh, dass wir hier noch einmal Gelegenheit haben, Löwen zu beobachten. Die Tiere sind ganz entspannt und lassen uns bis auf wenige Meter an sie heranfahren. Wir entdecken ein totes Kudu, das die Löwen wohl in der vergangenen Nacht gerissen haben. Bis zum Abend wird sicher nicht viel davon übrig sein. Leider müssen wir nun zurück zur Lodge, denn unser Frühstück wartet auf uns. Ich kann mich nur schwer von diesem romantischen Fleckchen Erde trennen, aber wir wollen ja noch ein weiteres Camp in der Zentralkalahari anschauen.

Svenja | Auch das späte Frühstück, eher ein Brunch, ist sehr lecker. Es gibt sogar Kalahari-Trüffeln, die gebraten und gewürzt ein Genuss sind. Kurz nach 13 Uhr kommt unser Flugzeug, diesmal von Moremi Air, pünktlich an. Wir verabschieden uns schweren Herzens von Gerald und Jaco, die beiden machen ihre Sache wirklich großartig. Eigentlich mag ich das Wort „authentisch“ nicht, aber hier passt es. Aus jedem Satz des weißhaarigen, etwas schwerhörigen und sicher schon ziemlich alten Gerald sprüht ehrliche Begeisterung für die Natur und Tierwelt der Kalahari und für seine Freunde, die Buschmänner, mit denen er so respektvoll umgeht. Jaco ist ein Level 3 Tourguide, der sein großes Wissen ebenso gern mit den Gästen teilt wie sein Vater. Ein tolles Team, eine schöne Lodge, ein wunderbares Erlebnis zum Wohlfühlen.Alle Teile des Reiseberichtes in der Übersicht:

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