28.10.2022 um 16:00
Tolle Reise…danke dass ihr diese so anschaulich mit uns teilt! Da möchte ich auch mal hin..!
Liebe Grüße
Kafue Nationalpark, September 2022
Wir fliegen zum ersten Mal mit Ethiopian Airlines und erreichen am frühen Morgen Addis Abeba. Wir haben drei Stunden Wartezeit und nach einem guten äthiopischen Kaffee genießen wir es, die Menschen aus allen Ländern des nahen und fernen Ostens und Afrikas zu sehen. Das stimmt uns schon auf unsere Sambia-Reise ein.
Der Flug nach Lusaka startet pünktlich und bei der Landung sind wir überrascht über die Ausdehnung der Millionen-Stadt. Nachdem wir unser Gepäck haben, geht es zum Einreiseschalter. Wir müssen eine Gesundheitserklärung abgeben, unsere Temperatur wird digital gemessen, und dann erhalten wir unser Visum.
Vor dem Flughafen erwartet uns Steven, ein Mitarbeiter von Zambian Ground Transport, der uns sehr freundlich empfängt. Als gebürtiger Lusaker kann er uns auf der fast fünfstündigen Fahrt zu unserer ersten Unterkunft, Kaingu, sehr viel über die Stadt, das Land und die Menschen erzählen. Nachdem wir die sehr lebendigen Straßen Lusakas langsam verlassen, wird es ruhiger und es kommen mehr landwirtschaftliche Betriebe, Saatgut- und Düngerfirmen in Sicht. Kleine Dörfer zeigen sich durch Stände mit Obst, Gemüse, Kleidung und Autoersatzteilen am Straßenrand. Je weiter wir die Ortschaften hinter uns lassen, desto ruhiger wird der Verkehr und der Plastikmüll nimmt ab. Auch das ist - wie überall - ein zunehmendes Problem des Landes.
Endlich passieren wir das Entry Gate des Kafue Nationalparks. Es sind noch ein paar Stunden Fahrt, aber wir fahren in einen wunderschönen, afrikanischen Sonnenuntergang. Am frühen Abend erreichen wir ein weiteres Gate, an dem uns ein Mitarbeiter der Kaingu Lodge mit einem offenen Geländewagen abholt. Jetzt sehen wir bald die ersten Tiere und es sind tatsächlich schon Elefanten. Im Dunkeln erreichen wir die Bootsanlegestelle der Lodge. Wir laden unser Gepäck ins Boot und es geht einige Minuten über den Fluss, vorbei an riesigen Steinblöcken. Noch können wir nicht ahnen, wie wunderschön die Landschaft am Fluss ist als wir sehr herzlich am Anlegesteg im Empfang genommen werden. Nach einem wunderbaren Abendessen auf der großen Terrasse am Fluss freuen wir uns auf unser Bett, denn wir waren jetzt fast 24 Stunden unterwegs.
Am nächsten Morgen werden wird um 5.30 Uhr geweckt und sehen, dass wir von unserem Zelt aus einen schönen Blick auf den Fluss haben. Nach einem schnellen Frühstück startet der erste Game Drive. Wir schließen uns einem Vater mit seinem Sohn an, die eine Ganztagstour geplant haben. Das erste Highlight kommt schnell, denn ich entdecke am Straßenrand ein Pangolin. Wir trauen unseren Augen nicht, denn das Schuppentier ist äußerst selten, und selbst die Guides im Camp haben oft jahrelang keines mehr zu Gesicht bekommen. Ich bin doch etwas stolz, dass ich dieses Tier entdecken durfte.
Die Zeit in Kaingu ist sehr schön und die Landschaft einzigartig. Wir sehen Leoparden, Büffel, viele unterschiedliche Antilopenarten, Flusspferde, Warzenschweine, Krokodile, Paviane und Grünmeerkatzen (Vervet Monkeys), Störche, Kraniche, Eisvögel, und, und, und. Einen besonders schönen Abend verbringen wir beim Dinner an den Stromschnellen, wo uns ein Lagerfeuer, Petroleumlampen und ein schön gedeckter Tisch erwarten. Und der Sternenhimmel ist einfach unbeschreiblich. Zurück im Zelt hat man uns sogar Wärmflaschen ins Bett gelegt, was sehr angenehm ist, denn abends, nachts und am frühen Morgen ist es noch recht kühl. Ein besonderes Erlebnis ist auch eine Boat Cruise am nächsten Nachmittag, bei der wir unzählige Vögel und auch Hippos beobachten können. Und ein Sundowner beim Sonnenuntergang auf dem Fluss ist wirklich unvergesslich.
Nach drei Übernachtungen in Kaingu geht es dann Richtung Nanzhila. Die Fahrt bis zum ersten Zwischenstopp im Nanzhila Lake Camp dauert ca. zweieinhalb Stunden. Unterwegs sehen wir sogar eine junge Leopardin bei der Jagd von Warzenschweinen am Straßenrand. Nach einer Erfrischung mit Blick auf den See im Nanzhila Lake Camp geht die Fahrt weitere zwei Stunden zum Nanzhila Plains Camp. Unterwegs passieren wir den Itezi-Tezi See, an dess Ufer Büffel und viele Antilopen grasen. Die Landschaft ändert sich, es wird flacher, ebenes Grasland mit vielen großen Bäumen und uralten Baobabs. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Camp mit einem schönem Blick in eine weite Ebene mit einem Feucht- und Riedgebiet. In den nächsten Tagen werden wir sehen, dass es hier Wasserböcke, Riedböcke und viele andere Antilopen gibt, die durchziehen und mit vielen Vögeln das Wasserloch nutzen.
Anstelle unseres gebuchten Zeltes bietet uns Besitzerin Nancy eines der Chalets an. Wir nehmen es dankend an und freuen uns über das schöne, geräumige Häuschen an Waldrand mit guter Sicht auf die Ebene und den Teich, in dem abends gefühlt Tausende von Fröschen quaken.
Auch hier in Nanzhila ist es morgens noch kalt und wir wickeln uns beim ersten Game Drive in die bereitgelegten Decken. Die Ebene mit hohem gelbem Gras sieht im Sonnenlicht am Morgen besonders schön aus und wir sehen viele Antilopen, Hornraben (Hornbills), Bienenfresser (Bee-Eaters), Gabel Racken (Lilac-breasted Rollers), Fischadler und Wasservögel. Unsere große Terrasse im Camp bietet sich an, um mit dem Fernglas die Tiere in der Ebene zu beobachten. Weitere Gäste im Camp ist eine sehr nette Familie aus Südengland, mit der wir gerne die Game Drives unternehmen. Wir haben die gleiche Einstellung zu Tieren, Naturschutz und Fotografieren, so dass wir auch abends beim sehr leckeren Essen im Camp viel zu Erzählen und zu Lachen haben.
Die Sightings in Nanzhila sind wirklich phantastisch. Wir sehen abends einen Leoparden, der Pavianen in ihrem Schlafbaum nachstellt, aber auch nachtaktive Tiere wie Civets, Bush Babies, einen Genet und einen Serval. Unser Guide Caesar kann uns alle Tiere sehr gut erklären. Wir sehen auch Roan-Antilopen, Impalas, Zebras, Gnus, Baboons, seltende Wattle Storks, Saddle-billed Storks, Rollers und weitere Vögel. Und dann sehen wir auch endlich Elefanten. Ganz in der Nähe des Camps trinken sie und kommen nacheinander aus dem Wald. Neun junge Elefantenbullen, die uns interessiert beobachten. Wir lassen uns viel Zeit, sie aus respektvollem Abstand zu betrachten bis sie wieder zwischen den Bäumen verschwinden.
Unser letzter Game Drive führt uns in einen anderen Teil Nanzhilas. Es ist grüner, hügelig mit Wald, weiten Ebenen und großen Steinflächen, Bachläufen und riesigen alten Bäumen. Hier gibt es große Gruppen von Sable- und Roan-Antilopen, auch wenn wir heute nur vereinzelte Tiere sehen. Auf der Rückfahrt sehen wir aber wieder Bush Babies, Springhares und einen Genet. Zurück im Camp packen wir unsere Taschen und verbringen den letzten Abend beim Essen mit den anderen Gästen. Nach vier Übernachtungen und einer tollen Zeit in Nanzhila werden wir am nächsten Morgen zum Gate gebracht, wo wir für den Transfer nach Livingstone abgeholt werden sollen.
Unsere Fahrt wird zu einem letzten Game Drive, denn wir sehen noch einmal Elefanten, Zebras, Pferdeantilopen (Roan Antelope), Paviane, ein Krokodil und Warzenschweine. Wir erreichen das Gate im Süden des Parks nach zwei Stunden. Dort holt uns Steve aus Livingstone ab für den dreistündigen Transfer zum Flughafen. Wir sehen viel vom Land als wir außerhalb des Nationalparks weiterfahren. Nach und nach begegnen wir wieder mehr Menschen am Straßenrand und stoppen immer wieder wegen Kuh- und Ziegenherden, die hier grasen. Auch passieren wir immer mehr kleinere Dörfer und einzelne Hütten, vor denen Säcke mit Mais zur Abholung gestapelt sind. Wir sprechen viel über die Menschen in Sambia, über Politik, Naturschutz und was sich bereits unter der Regierung des neuen Staatspräsidenten verändert hat. Die Landschaft ändert sich, es wird gebirgiger und wir haben wieder eine asphaltierte Straße, die uns schneller vorankommen lässt. Nach etwa drei Stunden erreichen wir den Flughafen in Livingstone. Ein Wilderness-Safari-Mitarbeiter ist uns beim Check-In und der Gepäckkontrolle behilflich, bei der alles unkompliziert und sehr freundlich abläuft. Nun warten wir auf unsere Propellermaschine, die uns zu unserem letzten Ziel in die Busanga Plains im Norden des Kafue Nationalparks bringen soll.
Etwas verspätet geht es los. Die Maschine fasst zwölf Personen, die Sicht ist nicht sehr gut, denn Staub und die vielen Feuer verschleiern die Aussicht. Nach eineinhalb Stunden kommt der Airstrip in Sicht, der in einer völlig anderen Landschaft liegt. Eine riesige Ebene breitet sich vor uns aus, die von kleinen, inselähnlichen Baumgruppen übersät ist und viele verästelte Wasserläufe aufweist. Das ist wirklich einzigartig und wunderschön. Nach der Landung werden wir sehr freundlich von Wilderness Safaris empfangen und in einer knapp einstündigen Fahrt geht es zum Busanga Bush Camp, für das wir die einzigen Gäste sind. Wir bekommen schon die ersten Eindrücke von den riesigen Herden von Letschwe- und Puku-Antilopen. Auch Flusspferde sehen wir in den Wasserläufen, und bei Sonnenuntergang ist die Landschaft in herrliches, blassorangefarbenes Licht und leichten Dunst am Boden getaucht.
Der Empfang im BBC ist sehr herzlich. Unser Zelt ist schön mit einer etwas erhöhten Veranda und direkt davor grasen Buschböcke. Dahinter geht der Blick auf die endlose Ebene mit Antilopenherden. Unser Abendessen ist grandios und die Menschen, die im Camp arbeiten, sind sehr nett.
In der Nacht hören wir immer wieder Löwen, wissen jedoch nicht, wie weit sie entfernt sind. Nach dem Frühstück geht es um 6.30 Uhr zur ersten Pirschfahrt in den Busanga Plains. Für die nächsten Tage wird Isaac unser Guide sein, der sich unglaublich gut auskennt. Es dauert nicht lange und wir sehen die Löwen, die wir vielleicht heute Nacht gehört haben: eine Löwin in Begleitung eines stattlichen Männchens, die sich mehrfach paaren. Wir sehen noch weitere Löwen an diesem Tag und sind uns bewusst, was für ein Privileg es ist, über Stunden fast allein mit diesen wundervollen Tieren zu sein. Wir sind nur drei Gäste im Camp und genießen die Abgeschiedenheit sehr. Das Essen ist großartig und alle sind sehr auf unser Wohlergehen bedacht. Nach dem Abendessen unter einem großen Baum, der mit Petroleumlampen beleuchtet ist, sitzen wir immer noch lange am Feuer und erzählen von unseren Reisen und unterschiedlichen Safari-Erlebnissen. Und der Sternenhimmel in dieser einsamen Gegend ist einfach unbeschreiblich. Auch hier kann uns Isaac viel über die Sternzeichen und Konstellationen erzählen.
Die Game Drives in den Busanga Plains sind einzigartig. Wir sehen so viele verschiedene Antilopen, aber auch Flusspferde, Kronenkraniche, Störche, Löwen, Leoparden, Elefanten, Wasservögel, Pied Kingfisher, Hammerköpfe usw. Die Landschaft erscheint bei jedem Licht anders und der leichte Dunst zaubert jeweils eine besondere Stimmung. Sehr beeindruckend ist es zu sehen, wenn Antilopen, aber auch Löwen in weiten Sprüngen die Wasserkanäle überqueren. Darauf wartet jeder Naturfotograf. Nachmittags genießen wir die Zeit auf unsere Veranda, von wo aus wir Buschböcke, aber auch Elefanten beobachten können, die nahe ans Camp kommen, um die dunkelroten Blüten des Sausage Trees zu fressen. Am Nachmittag fahren wir zu einem Hippo Pool, in dem wir mehr als zwanzig dieser gewaltigen Tiere beobachten können. Wir beschließen sogar, dort unseren Sundowner zu nehmen. Immer achtsam, denn die Tiere verlassen abends das Wasser, um außerhalb zu grasen. Wir erfahren viel über die unterschiedlichen Löwenrudel in den Plains, denn Isaac arbeitet schon lange hier und kennt die Tiere und ihre Geschichte sehr gut.
Ein besonders schöner Aussichtspunkt ist eine erhöhte Baumgruppe mit einem riesigen alten Baum, der vor einigen Jahren vom Blitz getroffen wurde. Von hier hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Plains und die Wasserläufe und der Platz eignet sich hervorragend für eine Kaffeepause am Vormittag. Am Nachmittag wollen wir eine Kolonie von Kronenkranichen besuchen, die hier in großen Zahlen vorkommen. Es ist beeindruckend zu sehen, wenn diese wunderschönen Vögel mit ihren schwarz-weißen Flügeln im Schwärmen aufsteigen oder landen.
An unsern letzten beiden Tagen im BBC sind wir die einzigen Gäste. Unsere Pirschfahrten sind daher sehr individuell und wir können uns viel Zeit lassen beim Beobachten der Tiere, z.B. von zwei männlichen Löwen, drei Weibchen und fünf Löwenjungen. Aber wir fahren auch zu den Papyruswäldern in Norden der Plains oder zu Gebieten, in denen es viele der seltenen Rappenantilopen (Sable Antelope) gibt. Auch haben wir Gelegenheit, eine Gruppe von Elefanten lange zu beobachten oder viele unterschiedliche Geier zu sehen, die an einem Puku-Kadaver fressen.
Nach fünf Übernachtungen im Busanga Bush Camp rückt unsere Abreise leider näher. Am letzten Abend werden wir überrascht als wir einen wunderschön gedeckten Tisch auf unserer Veranda vorfinden. Wir hatten erzählt, dass wir diese Reise eigentlich anlässlich unserer Silberhochzeit machen wollten, sie aber wegen Corona zweimal verschieben mussten. Jetzt wollte man uns eine Freude machen, damit wir das Ereignis bei einem wunderbaren Abendessen nachholen können. Wir sind sehr gerührt von dieser Gastfreundschaft und genießen den letzten Abend unterm Sternenhimmel sehr. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns schweren Herzens von den lieben Menschen im Camp und auf unserem letzten Game Drive von den unbeschreiblichen schönen Busanga Plains. Wir machen noch eine Kaffeepause beim alten Baum und werden aus der Ferne Zeuge eines recht blutigen Kampfes zwischen zwei Flusspferdbullen. Auf der Fahrt zum Airstrip reden wir wenig und hängen unseren Gedanken nach. Wir wollen uns Bilder, Gerüche und Stimmungen am liebsten für immer einprägen. Eines ist sicher, wir kommen auf jeden Fall wieder. Isaac zeigt uns grandiose Fotos von den Plains am Ende der Überflutungszeit, wenn große Teile des Landes noch unter Wasser stehen und manche Gebiete nur per Boot zu erreichen sind. Dann sind die baumbestandenen Termitenhügel wie kleine Inseln und hunderte von Vogelarten kommen hierher. Das muss wirklich sehr schön sein.
Unsere viersitzige Maschine, deren einzige Passagiere wir sind, wartet schon am Airstrip als wir gegen Mittag dort ankommen. Wir bedanken uns von Herzen bei Isaac für die unvergesslichen Tage und all die Tierbegegnungen, die wir erleben durften. Als die Maschine startet und wir noch einmal die Plains von oben sehen können, wissen wir, dass wir bald wiederkommen werden.
Nun liegt ein langer Reisetag vor uns. Nach gut einer Stunde landen wir in Lusaka. Wir haben noch zwei Stunden Zeit, bis unsere Maschine nach Addis Abeba startet. Auf dem Flug dorthin geht uns noch so Vieles durch den Kopf und nach der Landung merken wir, dass wir nach der Zeit mit so viel Abgeschiedenheit so viele Menschen schlecht ertragen können. Der Flug zurück nach Frankfurt verläuft ruhig und wir können sogar etwas schlafen. Am frühen Morgen landen wir und freuen uns nun auf zu Hause. Aber eines ist sicher, wir werden diese Reise, die Menschen, die Tiere und das Land nie vergessen.
28.10.2022 um 16:00
Tolle Reise…danke dass ihr diese so anschaulich mit uns teilt! Da möchte ich auch mal hin..!
Liebe Grüße
25.10.2022 um 01:43
Sehr mitreis(s)ende Erlebnisschilderung - macht Lust auf mehr - Dankeschön
24.10.2022 um 15:03
Ein grandioser Blogbeitrag. Man denkt, man wäre mit dabei gewesen.
3 Kommentare