Als Safariberaterin bereichert Jacqueline Korb seit 2019 das Team von Outback Africa. Als großer Tansania-Fan berät sie freudig, kompetent und sehr persönlich zu diesem Reiseziel. Mit ihrer liebenswürdigen Art hat sie die Herzen vieler unserer Kunden erobert.
„It was wildest, untouched Africa, and it was magic.“
Diese Worte von Jane Goodall begrüßten mich nach sechs Tagen Tansania-Safari bei meiner Rückkehr in die Zivilisation. Im Zimmer der African View Lodge schießen mir sofort wieder die Tränen in die Augen. Tränen der Rührung über das, was ich gesehen und erlebt habe und was das mit mir gemacht hat. „It was magic“ – anders kann ich das nicht beschreiben.
Meine erste Reise nach Afrika habe ich als verantwortungsvolle Mutter zweier Kinder ausführlich vorbereitet, selbstverständlich unter Beachtung aller Vorsorge- und Vorsichtsmaßnahmen: Impfmarathon, imprägniertes Moskitonetz, Durchfallmedikamente, Steckdosenadapter... all inclusive. Darüber hinaus bin ich passionierter Italien-Urlauber und noch nie zuvor in meinem Leben allein verreist. Unter diesen Vorzeichen saß ich im – zugegeben sehr komfortablen – Langstreckenflugzeug in Richtung anderes Ende der Welt. Ich kann noch heute gefühlt jede einzelne Sekunde abrufen: die eiskalte Klimaanlagenluft beim Einsteigen, die Bilder des Gruselfilms, den die Dame im Sitz schräg vor mir geschaut hat, und den „Top Gun“ Soundtrack in meinen Ohren. „Highway to the Danger Zone“. Nichts passt besser zum Start eines Flugzeugs, das sollten Sie mal ausprobieren. Die mir persönlich bekannten Orte in Italien hatte ich in unglaublich kurzer Zeit überflogen. Mit dem vollgepackten Auto sind wir bis nach Abruzzen immer eine halbe Ewigkeit unterwegs. Je weiter Italien weg ist, umso mehr realisiere ich, dass ich auf dem Weg zum wohl größten Abenteuer meines bisherigen Lebens bin. Dass es neben meiner Familie das Beste wird, was mir je passiert ist, habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst.
Um 19.19 Uhr Ortszeit finde ich mich von herrlich milder Luft umgeben am Kilimanjaro Airport in Tansania. Mein Visum besorge ich mir vor Ort – diese Prozedur möchte ich unbedingt für unsere Kunden austesten. Die Menschenschlange am Schalter sieht überschaubar aus, und nach einer reichlichen Stunde suche ich bereits nach meiner Reisetasche, die geduldig ganz versteckt in der kleinen Halle auf mich wartet. Genauso wie der freundliche Fahrer, der mich flink zur African View Lodge bringt. Im ungewohnten Linksverkehr, bei Dunkelheit, auf afrikanischen Straßen ist das schon das erste richtige Abenteuer dieser Reise.
Meine Safari-Mitreisenden lerne ich nach dem Frühstück kennen. Wir starten zur Erkundungstour durch die angrenzenden Kaffee- und Bananenplantagen. Nebenbei bemerkt, ich habe richtig gut geschlafen und bestens gegessen. Der Spaziergang in der Umgebung ist meine erste Bekanntschaft mit den Lebensumständen vor Ort. Zunächst erscheint mir der Anblick tiefster Armut in Verbindung mit lachenden, zufriedenen Gesichtern paradox. Nachvollziehbar für jemanden, der tagtäglich völlig selbstverständlich höchsten Komfort genießen darf. Dass es auch mit weniger geht, und das richtig gut tut, war mir bis dahin glaube ich einfach viel zu selten bewusst. Mit den Eindrücken dieses ersten Tages, gekrönt von einem Mittagessen ohne Messer, Gabel und Löffel, steige ich am nächsten Morgen in einen betagten Toyota Landcruiser ein. Als Einzelreisende darf ich vorn sitzen, links wohlgemerkt, neben Ombeni – unserem wirklich zauberhaften Guide. Es ist übrigens beeindruckend, mit welcher Souveränität der junge Mann das alte Auto entlang der unbefestigten Straßen navigiert. Und dabei ganz nebenbei im Gras das Ohr eines Geparden erspäht.
Ich werde nie den Moment vergessen, in dem ich die ersten der unzähligen Tiere direkt vor meinen Augen sehe. Eine majestätisch wirkende, tiefenentspannte Giraffe kaut genüsslich ihren Mittagsimbiss. Es könnte auch ihr zweites Frühstück gewesen sein. Oder einfach ein Zwischensnack. Klar kenne ich diesen Anblick aus dem Leipziger Zoo. Aber spätestens als unmittelbar neben der Giraffe eine Elefantenfamilie zum gemeinsamen Überqueren der Straße ansetzt, passt das Tierpark-Puzzle nicht mehr zusammen. Dort wohnen die Elefanten nämlich ganz weit weg von der Savanne. Ich mache ein Video von den putzigen kleinen Dickhäutern, um meine Familie und meine Freunde später daran teilhaben zu lassen. Mehr oder weniger, denn was währenddessen in mir vorgeht, kann ich nicht mit abspeichern. Mir rollen Tränen über die Wangen, weil ich – völlig überwältigt – so langsam realisiere, dass die Tiere hier zuhause sind, ohne Zäune und ohne gemauerte Häuser als Schlafplatz. Auf das letztere scheinbare Privileg durfte auch ich drei Nächte lang verzichten.
Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich an den kräftigsten Kerl in meiner kleinen Reisegruppe denke. Er hatte tatsächlich die größte Angst, und zwar am meisten vor den kleinen Tieren in den Zelten. Aber die gab es nicht – zumindest habe ich keine gesehen bzw. gespürt. Aber ich bin ehrlich, auch ich hatte ordentlich Respekt vor den Nächten in den Camps, im Einzelzelt… Der Gedanke daran, dass wilde Tiere nur durch eine Zeltwand getrennt um mich herum schleichen, hat mir schon leichte Gänsehaut bereitet. Tatsächlich bekomme ich die heute noch, wenn ich daran denke. Aber keinesfalls aus Angst. Keine Ahnung, wie ich stattdessen dazu sagen soll. Überwältigung, Begeisterung, Sehnsucht? Das Brüllen der Löwen und das Heulen der Hyänen haben mich mehrmals in der Nacht geweckt. Ich habe also keine Nacht durchgeschlafen, aber das wäre auch viel zu schade gewesen. Leider gab es kein durchsichtiges Zeltdach, sonst hätte ich in diesen Schlafpausen den Blick in den beispiellosen Sternenhimmel der Serengeti sogar vom Bett aus genießen können.
Noch eine Bemerkung zum Komfort. Zugegeben, zehn Liter warmes Wasser auf Vorbestellung zum Duschen und Haare waschen ist eine kleine Herausforderung. Und auch der Krug kaltes Wasser am Waschbecken ist zunächst unhandlich, wenn man mit Einhebelmischern aufgewachsen ist. Aber genau das alles habe ich tatsächlich im Nachhinein vermisst. Und alle meine Mitreisenden ebenso. Die unberührte Natur, die rustikalen Camps mit Lagerfeuer mitten in der Wildnis und der Anblick von Tieren in Freiheit haben mich auf wunderbare Weise erden lassen. Und wie hat der anfangs ängstliche Kerl am letzten Abend so schön gesagt: „Das war der beste Urlaub, den wir je hatten. Das hätte ich vorher nie gedacht!“
Übrigens habe ich für den darauffolgenden Familienurlaub auf dem Campingplatz in Italien ein Safari-Zelt gebucht.
ein Kommentar
Christine
29.11.2020 um 19:08
Auch ich hatte gerade wieder Tränen in den Augen beim Lesen dieses Reiseberichts.... ich kann es so gut nachvollziehen.... ich habe genauso empfunden.... bei jeder unserer Afrikareisen.... je einfacher das Leben, desto intensiver ist der Kontakt zur Natur dort....! Afrika ist immer wieder magisch und ich freu mich schon auf die nächste Reise...
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