Liwonde Nationalpark und Mvuu Camp

von Susanne Schlesinger

Liwonde, 05. und 06.04.2018

Auf dem Weg nach Liwonde kommen wir durch Zomba. Hier gibt es einen großen Markt. Mittlerweile sind wir gewöhnt, als Europäer Aufsehen zu erregen. Auf der Straße sprechen uns immer wieder Händler an, in den Marktgassen und -hallen dagegen kann man sich unbehelligt in Ruhe umschauen. Der Markt ist nach Produkten eingeteilt – alle Gemüse- und Obsthändler befinden sich in einer überdachten offenen Markthalle, in einer anderen gibt es Fisch und auch bergeweise Kleidungsstücke, unter anderem Handschuhe von den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver (solche hatte ich mir damals aus dem Kanada-Urlaub als Souvenir mitgebracht). Hier landen also die Kleiderspenden aus den Altkleidercontainern.

In kleinen Ladengassen gibt es aber auch die „Chitenje“-Stoffe, Wickeltücher, die die Frauen selbst über Leggings und T-Shirt tragen. Schneiderwerkstätten, Schuhe, Autoteile, Putzfeudel aus T-Shirt-Stoff-Streifen, Plastikflaschen, Öl… hier gibt’s alles. Gee und Grace, unsere Trucksafari-Guides, kaufen zwei Tankdeckel – diese gehen durch die holprigen Straßen ständig verloren oder werden vielleicht auch gestohlen. Sie behelfen sich seit zwei Tagen mit Plastiktüten und Haargummis.

Wir erreichen das Gate am südlichen Parkende von Liwonde und erfahren dort, dass die Straße zum Mvuu Camp bis zum Ende der Regenzeit unpassierbar ist. Das hatte leider bei der Buchung des Camps niemand erwähnt. Da es nur diese eine Zufahrt gibt bzw. der zweite Weg über den Shire-Fluss führt, haben wir ein logistisches Problem. Die Kochutensilien, die normalerweise im Truck griffbereit sind, müssen mit über den Fluss, und der Truck bleibt zurück, den wir für die Pirschfahrten gebraucht hätten.

Mvuu Camp

So ist das eben… Gee und Grace hecken während der Fahrt zur Anlegestelle schnell einen Alternativplan aus. Als wir bei tief stehender Sonne die Anlegestelle erreichen, packen alle schnell mit an und verladen Gepäck, Kochutensilien und Lebensmittel ins Boot.
Im Mvuu Camp angekommen, werden wir wie Luxus-Gäste behandelt. Ein Guide stellt sich als unser persönlicher Guide vor. Er betreut uns in den nächsten zwei Tagen wirklich exklusiv. Wiederum haben wir Glück und bekommen schöne Zeltchalets zum Sonder-Upgrade-Preis, weil Nebensaison ist.

Grace und Gee campen, haben aber eine Selbstversorgerküche, und die Sanitäranlagen sind wirklich toll. Die beiden Lodges, das komfortable Mvuu Camp und die exklusive Mvuu Lodge nebenan, sind eigentlich zu schick für Trucksafarireisende wie uns. Auf Camper ist man hier nicht wirklich eingestellt. Wir werden einige der Gäste später noch einmal auf Mumbo Island wieder treffen. Liwonde und Mumbo sind eine beliebte Kombination aus Safari und Baden in Malawi.  

Ich treffe an der Bar den Koch des Camps, einen sehr sympathischen Australier. Leider kann ich seine Kreationen nicht probieren, denn Grace bekocht uns (und das sicher genauso gut). Die Sicherheitsleute, die uns auf den Wegen nachts wegen der Hippos begleiten, werden schnell unsere besten Freunde, denn sie dürfen bei uns mitessen.

Pirschfahrten in Liwonde

Der Liwonde Nationalpark, der sich entlang des Shire-Flusses erstreckt, ist eins der wenigen wildreichen Gebiete Malawis und wirklich wunderschön. Große Baobabs wachsen am Flussufer, der Park ist dicht bewaldet. Der Shire-Fluss („Schiere“ angesprochen, aber wie die englischen Grafschaften geschrieben), ist der größte Fluss Malawis und wird vom nördlicher liegenden Malawisee gespeist. Er führt ganzjährig Wasser und ist rund 400 Kilometer lang. In dem Abschnitt, an dem der Liwonde Nationalpark ist, fließt der Shire sehr träge und breit dahin, später zwängt er sich durch Schluchten und wird auch zur Stromgewinnung aufgestaut. Die feuchten Gebiete rund um den Fluss sind ein Tierparadies. Im Liwonde Nationalpark gibt nur wenige Lodges, so dass Pirschfahrten hier sehr exklusiv sind. Da wir unseren Truck auf der anderen Fluss-Seite zurücklassen mussten, fahren wir mit einem Pirschfahrzeug des Mvuu Camps. Die Wege sind sehr zugewachsen, der Truck hätte Schwierigkeiten bekommen. Wir haben also wieder einmal Glück gehabt.

Am Vormittag des folgenden Tages unternehmen wir eine Bootstour auf dem Fluss. In der Gegend leben rund 2000 Flusspferde, sie liegen überall eng zusammen in ihren Familien und haben auch reichlich Nachwuchs. Auch Krokodile gibt es zu sehen. Drei Elefantenbullen tummeln sich am sumpfigen Ufer. Es gibt viele wunderschöne Vögel, zum Beispiel verschiedene Bienenfresser und Kingfisher, aber auch Schreiseeadler, Kormorane und Störche.

Am Nachmittag gehen wir auf eine weitere Pirschfahrt, diesmal im offenen Pirschfahrzeug. Da wir in South Luangwa schon sehr viel gesehen haben, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf immer kleinere Tiere und Details. Ein Afrikanischer Wiedehopf, Lilian Lovebirds oder sogar eine Ameisenkolonie sind einen Halt wert.

Ebenso faszinieren uns symbiotisch wachsende Bäume, die sich wie Schlangen umeinander winden und deshalb „Python Vnes“ (lateinisch Focke multiflora) genannt werden. In Europa findet man sie bei den Zimmerpflanzen unter dem Namen „Pythonranke“.

Sie ist kein Baum, sondern eine Sukkulente, die bis zu 15 Meter lang wird und sich um den Stamm eines benachbarten Baumes emporwindet (meist um Mopanebäume). Sie erdrückt jedoch den Rankbaum nicht, sondern beschützt ihn sogar durch giftigen Baumsaft, der ähnlich wie Latex ist. Findet sich kein Baum, so kann die Pflanze auch um Steinbrocken herum ranken. Sie sind im östlichen Afrika recht verbreitet, jedoch sieht man sie nicht so oft bei Pirschfahrten, weil sie meist im Dickicht verborgen bleiben.

Die Sonne sinkt hinter den Palmen am Shirefluss und wir genießen den herrlichen Anblick bei einem Sundowner. Auch hier haben wir wieder einen Nightspotter an Bord, der für uns nachtaktive Tiere anleuchtet. Eine Ginsterkatze mit langem, geringeltem Schwanz, ein flinkes Stachelschwein und eine hübsche Eule lassen sich blicken.

Am Morgen heißt es Abschied nehmen von dem herrlichen Fleckchen Erde hier – wir gelangen mit dem Boot über den Fluss wieder zu unserem Truck zurück und unsere Reise geht weiter zur letzten Station – dem Malawi-See.

Mvuu Lodge

Zwischen den Pirschfahrten habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, mir die benachbarte Mvuu Lodge anzusehen. Das Mvuu Camp ist bereits eine sehr schöne Anlage, die Lodge noch eine Kategorie exklusiver. Die Zeltchalets sind toll ausgestattet und haben sogar gemauerte Badewannen, dazu eine Außendusche und eine Terrasse mit Blick auf eine Lagune des Flusses. Hier kommen die Tiere quasi vor die Haustür. Die Mvuu Lodge hat acht Zeltchalets. Für die weiter abgelegenen Chalets wurde ein extra Pool gebaut.
Besonderer Clou: Den Zimmerservice kann man mit einer Trommel rufen - jedoch sollte man sich bei höheren Zimmernummern lieber nicht verzählen.
 

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